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Machtwechsel am Bildschirm

Zwar wenden sich, besonders an Feiertagen, immer noch Würdenträger aus prunkvollen Kirchen und hinter den Mikrophonen politischer Pressekonferenzen mit erhabener Rede an uns, das Volk, und wirken dabei mit ihren Ermahnungen und Belehrungen zunehmend deplatziert, wenn nicht gar wie die Darsteller einer Realsatire. Denn die Macht, um es in der Sprache von Star Wars auszudrücken, ist nicht mehr ihnen!

Die ist an Damen und Herren übergegangen, die, wenn sie als Modellrechner, Virologen, Epidemiologen oder Infektiologen vor die Kamera treten, oft nicht Zeit haben sich zu frisieren und schon gar nicht daran denken, ein Millionenpublikum mit festlicher Gewandung zu beglücken. Sie scheinen, in ihre Welt versunken, direkt aus ihren Laboren ins Studio gekommen zu sein, um der wartenden Menschheit von des Rätsels Lösungen zu berichten.

Das naturwissenschaftliche Denken in seiner breiten Anwendung, die Kunst des Zählens, Messens und Wägens, von Hypothese und Falsifikation, hat endgültig die Macht übernommen. Und mit ihm kommen endlich all jene zu Wort, deren heldenhaften Bemühungen oft im Stillen und über Jahrzehnte hinweg wir nicht nur den technologischen Fortschritt von der Waschmaschine bis zum Computer, sondern auch ein immer längeres Leben verdanken.

Sie haben für uns alle die Voraussetzungen für eine bessere Welt geschaffen. Ihre neue Autorität ist also mehr als gerechtfertigt.

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Martina Janisch

    Ich finde es zur Abwechslung einmal erholsam die wirklichen Experten am Bildschirm zu sehen und möchte allen im “Gesundheitswesen” herzlich danken, dass sie für unser aller Wohl so tatkräftig tätig sind.
    Ich hoffe, dass sich das so bald nicht wieder ändert – meine Skepsis rührt daher, dass die Oppositionsparteien ja ständig bemüht sind, die jetzige Koalition zu sprengen. Seit “Vranitzkys Zeit” hat vor allem die SPÖ als Stimme des “einfachen Volkes” versagt und wird meine Stimme sobald nicht mehr erhalten. Sollte in nächster Zukunft ein “Machtwechsel” erfolgen, befürchte ich, dass auch die Experten schnell wieder von den Bildschirmen verschwinden – und das wäre schade!

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