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"Lernen´s Geschichte!"

Das berühmte Zitat des Sozialdemokraten Bruno Kreisky möchte ich gleichsam als Schutzschild vor die provokante Frage stellen: Was wäre geschehen, wenn in Graz, das Adolf Hitler mit dem Ehrentitel „Stadt der Volkserhebung“ auszeichnete, nicht eine freundliche Kommunistin, sondern ein freundlicher Nazi die Stimmenmehrheit erobert hätte? Man kann davon ausgehen, dass noch am selben Abend die Regierungschefs der EU zusammengekommen wären und Österreich unter strenge Beobachtung gestellt hätten.

So jedoch heißt es: Die Dame sei ja keine Dogmatikerin, sie spende ihren Gehalt für die Armen und ihr Kommunismus beschränke sich lediglich auf Graz und Umgebung. Dass all diese freundlichen Entschuldigungen natürlich auch die Funktion haben, die inzwischen gealterte Linke im Lande vor ihrer eigenen Vergangenheitsbewältigung zu bewahren, sollte nicht verschwiegen werden.

Vor allem jedoch darf nicht verschwiegen werden, auch wenn sich die Mittäterschaft in Österreich mehr auf den Nationalsozialismus bezieht, dass es sich beim Kommunismus um eine totalitäre Weltanschauung handelt, aus deren Ursprungstext, dem „Kommunistischen Manifest“, bereits das Blut der über 100 Millionen Menschen strömt, die ihm zum Opfer fielen. Bei aller Freundlichkeit also: Wer hier mitmacht, versündigt sich in gleicher Weise, wie wenn er mit Nazis mitmachen würde, auch wenn es mit den Kommunisten gesetzlich erlaubt ist.

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 9 Kommentare

  1. Rainer Salzburger

    Hallo Alois!
    Dein Beitrag zur kommunistischen Bürgermeisterin hat mir gefallen – die heutigen 2 Leserbriefe in der TT zeugen von Unkenntnis der beiden Schreiberinnen. Die Geschichte des Kommunismus ist gepflastert von Millionen von Toten, die nie gesühnt wurden oder besondere, international große Beachtung bekommen haben wie die Nazis. Ich habe als 14jähriger das kommunistische Regime in der DDR kennengelernt, da ich einige Male bei meinen Großeltern in Halle an der Saale den Sommer verbrachte. Es gab dort keine Freiheiten und alles wurde sofort fast unmenschlich bestraft. Mag sein, dass die Idee des Kommunismus auch gute Seiten hat, aber in der Praxis hat er sich als unmenschlich erwiesen. Als Olympiateilnehmer war ich auch einige Male in der DDR und später in der UDSSR zum Training , allein hier hat sich schon im Sport gezeigt, wieviele junge Sportler kaputt gemacht wurden. Den Spruch Kreiskys sollten die beiden Damen sich zu Herzen nehmen.
    Danke für deinen Beitrag.

  2. Martina Janisch

    Lieber Herr Schöpf,
    habe heute zufällig die TT “in die Hände bekommen” und musste ganz laut lachen. Die Damen im Leserforum haben ja ganz schön scharf auf Sie “geschossen”. Offensichtlich kennt die Frau Dr. das Gründungsdatum der KPÖ nicht – das war nämlich 1848 in London von 2 Herren mit dem Zweck den Kapitalismus zu beenden. Und was 1918 daraus entstanden ist, war der 1. Weltkrieg. Für mich ist diese Weltanschauung durchaus mit den ursprünglichen Nazi-Anschauungen zu vergleichen, die wollten nämlich auch was ganz besonderes erreichen. Der Unterschied besteht darin – die Nazis wurden unter Strafandrohung verboten, die Kommunisten “morden” heute noch ungestraft. So schaut`s aus!

  3. Klaus Jenewein

    Der Vergleich KPÖ – Nazi hinkt.
    Die KPÖ ist eine in Österreich zugelassene Partei, eine Nazi-Partei wäre niemals zugelassen!
    Auch ein freundlicher Nazi stünde, falls er sich öffentlich zu seiner Gesinnung bekennen würde, wegen Wiederbestätigung vor Gericht.!
    Noch ist Österreich eine demokratische Gesellschaft, auch wenn so mancher, so manche, von einer anderen Staatsform träumen mag, es ist eben so.
    Und darum darf der geneigte Staatsbürger sein Kreuz bei jener Partei anbringen, die eben seinen Vorstellungen entspricht.
    Ich darf eine Bier-Partei, eine MFG – Partei, oder eben die KPÖ wählen, und das ist gut so!
    Mir ist noch kein Gesetz bekannt, das mich zwingen würde, die ÖVP zu wählen.
    Und zu den freundlichen Nazis wäre noch folgendes erwähnenswert: Zu viele freundliche Nazis haben es nach dem Krieg zu steilen Karrieren gebracht. Firmen, in denen Kriegsgefangene zu Tode geprügelt wurden, sind heute Weltmarktführer. SS Leute saßen in der Regierung, Kinder-Ärzte, die im Krieg gefoltert hatten, waren Träger von Verdienstkreuzen, so mancher Gaul war ohne Reiter im Krieg.
    Soviel zu “freundlichen Nazis“.

  4. Armin Vittorelli

    Hallo lieber Alois !
    Du hast den Nagel wieder einmal auf den Kopf getroffen und sprichst mir aus der Seele, Gratulation!
    Du wirst aber mit Deinen Feststellungen im Artikel nicht nur Freunde finden … schmunzel .. aber mich als solchen wirst du behalten … schmunzel.
    Übrigens: Hast Du schon mein Buch “Wilde Berge” besorgt (ISBN 978-3-85093-398-8)
    (Tyrolia oder Wagnerische oder in Hall Riepenhausen). Es wird Dir sicher gefallen, es beinhaltet alle meine weltweiten Bergerlebnisse mit 80 tollen Farbbildern.

  5. Martina Janisch

    Ich war und bin im Innersten immer noch bestürzt über die vielen Anhänger des “OSTBLOCKS” – sprich Kommunisten in Graz. Jetzt wundert mich nicht mehr warum “Putin” vor ein paar Jahren ganz spontan in der Steiermark auftauchte. Offensichtlich gibt es hier viel mehr Anhänger als von mir jemals vermutet. Mit dem Argument für mehr Menschlichkeit, mehr Respekt kann Kommunismus bei mir niemals punkten – im Gegenteil (siehe Russland: nicht einverstanden – eingesperrt oder ermordet, Polen: Rechtsstaatlichkeit in Frage gestellt, ehemalige DDR: eingesperrt und bespitzelt – so viele Aktenvermerke über einen einzigen Bürger!). Daher frage ich mich immer wieder – was wollen die Menschen in Graz von der KPÖ ??? Oder die KPÖ von den Grazern? Oder in der Steiermark, oder in ganz Österreich?.

  6. Ewald Lieb

    Schönen Tag Herr Schöpf,
    Ihre Kolumne vom letzten Samstag in der TT hat den Nagel auf den Kopf getroffen.
    Trotzdem Graz hat eine KPÖ Mehrheit und wird den Bürgermeister stellen – dieser Spuk wird aber bald vorbei sein, die Aufgaben als Bürgermeister sind ungleich vielfältiger als diesem oder jenen ein paar hundert Euro zu spenden.
    Nur warum haben so viele KPÖ gewählt, weil sie verzweifelt sind und niemand mehr für die Bevölkerung da ist – Politik ist mittlerweile zum Insichgeschäft verkommen.
    Ein Mehrheitswahlrecht wäre meiner Meinung trotz aller Probleme für die Demokratie besser, vor allem werden die Dampfplauderer in kürzester Zeit entlarvt.

  7. Johannes Kinzl

    Sehr geehrter Hr. Schöpf!
    Ich danke Ihnen für die Gedanken und Artikel, die Sie in den Samstagsausgaben der TT verfasst haben. Ihre Artikel allein wären es für mich wert, am Samstag die TT zu kaufen (habe aber ein Abo).
    Ihre Überlegungen könnten im besten Sinne als „quergelesen“ bezeichnet werden (vergleichbar sind nur die Stellungnahmen von Christian Ortner am Freitag in der „ Presse“). Gerade ihr letzter Artikel zum Erfolg der KPÖ in Graz ist wichtig, besonders auch, weil der Erfolg dieser Partei fast als großartig hingestellt wird. Dabei empfinde ich es als Schande, dass es von keinem anderen Journalisten der TT eine wirklich kritische Auseinandersetzung mit dem Erfolg dieser problematischen Partei gab.
    Machen Sie bitte weiter so und bleiben Sie „quergelesen“.

  8. Franz Viertl

    Sehr geehrter Herr Schöpf,
    Hochachtung und Respekt zu diesem mutigen Bericht (‚Lernen’s Geschichte‘).
    Es ist doch in Österreich unerträglich, wenn in der zweitgrössten Stadt Österreich’s
    eine Kommunistin das Zepter in die Hand nimmt!
    Was werden sich die Bürger der ehemaligen Ostblockländer dabei denken, wenn diese Ideologie, welche einer Generation jede Freiheit und Entfaltungsmöglichkeit genommen hat, in Graz den Bürgermeister stellt!
    An die Gulag’s und Straflager will man gar nicht denken!
    Ganz zu schweigen von den Millionen Toten, welche Lenin, Stalin, Mao Tsetung, Fidel Castro etc. etc. zu verantworten haben.
    Ein kluger Mann hat einmal prophezeit: Der Faschismus ist noch lange nicht ausgestorben – er wird aber als Antifaschist auftreten.
    Bitte weiter so mutig gegen den Mainstream berichten.

  9. Richard Greipel

    Lieber Alois!

    1. Jemandem fehlende Bildung zu unterstellen, nur weil er eine bestimmte Partei gewählt hat, kann ein Trugschluss sein. Hinter jedem Kreuz auf dem Wahlzettel kann eine gut durchdachte und begründete Entscheidung stehen. Muss nicht, aber kann.
    2. Ich halte es für äußerst unwahrscheinlich, dass in Graz demnächst eine blutrünstige Diktatur nach stalinistischem Vorbild errichtet wird.
    3. Man sollte jeden nach seinen eigenen Taten beurteilen und nicht nach denen seiner Eltern oder Großeltern.

    Mit besten Grüßen
    Richard Greipel

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