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Es gärt in Europa!

Die innenpolitischen Verhältnisse sind derzeit gesundheitsschädlich. Wer auf seinen Blutdruck bzw. auf seine Neigung zu depressiver Verstimmung aufpassen muss, dem bleibt nur die Wahl, die Medikamentendosis zu erhöhen. Oder auf den Medienkonsum überhaupt zu verzichten, was mit dem Ideal eines informierten Demokraten unvereinbar ist. Oder, wie es auch sonst bei Krankheiten trostreich ist, sich zu fragen, wie es eigentlich den anderen ergeht.

Und da wird das österreichische Leiden rasch in die richtige Relation gesetzt. So stolpert Italien von einer Totalkrise in die nächste und zaubert dennoch immer wieder beeindruckende Premierminister an die Spitze des Staates. Frankreich kämpft nach der Selbstzerstörung der Sozialisten mit den Gelbwesten. Spanien mit den Katalanen. Deutschland mit der Nachfolge Merkels. Die Niederlande und Belgien bekommen kaum Regierungen zustande. Die Schweden schicken ihren Premier in die Pension, Polen wird zwischen Katholizismus und Säkularität zerrissen, in Tschechien regiert ein dubioser Milliardär und der Präsident liegt auf der Intensivstation, Ungarn hat Herrn Orbán und und und.

Nicht nur die USA signalisierten durch den Aufstieg Trumps Umbruch. Auch in Europa gärt es. In welche Richtung? Wer kann das sagen? Dies sollte uns Österreicher trösten. Und uns zugleich an unsere oft belächelte, aber doch langfristig erfolgreiche Kultur des Kompromisses erinnern.

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Martina Janisch

    Ich kann Herrn Schöpf in seinen Ausführungen nur zustimmen und bin froh, dass ich in Österreich leben darf.
    Viele Menschen, die den Umgang mit der Sprache des “Systems Kurz” in Grund und Boden verteufeln, sind auch diejenigen, welche ihren Kindern, weil “MODERN”, Zugang zu “Netflix“ und anderen Anbietern ermöglichen. Laut Medien warnen aktuell bereits Schulleiter vor dem neuen, sehr brutalen “Squard Game” – und dann wundert und ereifert sich die “Gesellschaft” über die Verrohung der Sprache und der Sitten der jungen, gerade aktuellen und zukünftigen Regierungs-Generation.

    Mit besten Grüssen
    Martina Janisch

  2. Ernst Maier

    Richtig Herr Schöpf, es gärt in Europa. Aber eher wohl nicht aus den von Ihnen implizierten Gründen. In selten erlebter Übereinstimmung urteilen die europäischen Medien sehr besorgt über die aktuellen Vorgänge in Österreich. Umgekehrt ist Deutschland auf dem besten Wege, nach beinahe Jahrzehnten stabiler Merkel-Regentschaft eine dringend nötige Reform-Regierung in den Farben einer Ampel auf den Weg zu bringen. Dies ist richtungsweisend und lässt positiven Schwung für EUROPA erwarten.

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