Die wahre Partykultur
Wenn man hohe moralische Ansprüche stellt, so hat man sie, zumindest wenn es nach dem Philosophen Immanuel Kant und seinem kategorischen Imperativ geht, auch selbst zu erfüllen. Insofern muten die derzeitig aktuellen und immer wieder im Brustton der moralischen Überlegenheit vorgebrachten Bekenntnisse, dem Partytourismus à la Ischgl den Garaus machen zu wollen, reichlich eigenartig an.
Als dem Blasmusikantentum Verfallener hatte ich nämlich schon viel zu oft die Gelegenheit, streng in der Tiroler Tradition verankerte Zeltfeste besuchen zu müssen. Die Folge war komplette Heiserkeit, da man sich ob der Lautstärke der Musik nur brüllend unterhalten konnte. Die Folge waren aber auch, nicht nur bei mir, sondern zeitgleich bei meinen Nachbarn am Tisch, quellende Fieberblasen nach dem Trunk aus mangelhaft geputzten Biergläsern. Ganz abgesehen davon, dass man nach 22:00 Uhr besser die Schnapsbar vermied, um trotz friedlichsten Verhaltens nicht in eine Schlägerei verwickelt zu werden. Über die Toilettenanlagen wollen wir überhaupt schweigen!
Den wahren Party-Tourismus leben sich die Tiroler schon selbst vor. Und es schaut nicht so aus, als ob sich daran etwas ändern würde. Insofern wäre es durchaus empfehlenswert, wenn sich unsere obersten Trachtenträger im Hinblick auf ihren gegenüber dem Tourismus erhobenen Zeigefinger in selbstreflexiver Bescheidenheit etwas zurückhalten würden.