Achtung Hochschule!

Die Plagiatsaffäre der ehemaligen Arbeits- und Familienministerin Aschbacher ist inklusive österreichischer Titelsucht, Abschlusses in der Slowakei und hanebüchenem Deutsch zutiefst peinlich. Dennoch wäre es zu einfach, die Schuld nur bei einer Politikerin zu suchen, die vor den tragischen Scherben ihrer Existenz steht. Es muss, wie Leserbriefschreiber es bereits getan haben, auch die Frage gestellt werden, wie es möglich ist, dass so schlechte Arbeiten, nicht nur in der Slowakei, überhaupt durchgehen?

Die Antwort liegt für Leute, die den Universitätsbetrieb kennen, auf der Hand. Es gibt heillos überlaufene Massenfächer, bei denen das Verhältnis zwischen Lernenden und Lehrenden grotesk ist. Die Professoren haben nicht einmal Zeit, die Arbeiten ihrer Studierenden zu betreuen. Zugleich ist die Lektüre dieser Arbeiten eine Fron. Die Themen sind längst ausgegangen. Das immer Gleiche wird immer neu durch die akademische Schwätzmühle gepresst.

Grund für all das sind, um es auf den Punkt zu bringen, ein allgemeiner Akademisierungswahn, fehlende Studiengebühren, auch deshalb zu viele ausländische Studenten, eine falsch verstandene Wahlfreiheit und dadurch bedingt zu wenig Ausbildungsplätze in Fächern, die es bräuchte, zum Beispiel Medizin, und viel zu viele in Fächern, bei denen absehbar die Arbeitslosigkeit droht.

Nach dem wievielten Plagiatsfall wird auf diese Missstände endlich reagiert?

Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor, Journalist, Veranstalter, geb. 1950, lebt bei Innsbruck, schreibt seit 41 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 34 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Nach seiner Tätigkeit als ORF-Fernsehredakteur für Fernsehspiel und Unterhaltung verfasste Schöpf Romane, Erzählungen, Märchenbücher und in den letzten Jahren vor allem Essays zu relevanten gesellschaftlichen Themen. Daneben schrieb er Theaterstücke und vier Opernlibretti. Schöpf war auch als Blasmusikdirigent tätig und ist Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte, die er 25 Jahre lang bis 2019 leitete. Zuletzt gründete er 2020 das Online-Magazin schoepfblog, an dem 40 renommierte Autorinnen und Autoren mitarbeiten.

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