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Achtung Hochschule!

Die Plagiatsaffäre der ehemaligen Arbeits- und Familienministerin Aschbacher ist inklusive österreichischer Titelsucht, Abschlusses in der Slowakei und hanebüchenem Deutsch zutiefst peinlich. Dennoch wäre es zu einfach, die Schuld nur bei einer Politikerin zu suchen, die vor den tragischen Scherben ihrer Existenz steht. Es muss, wie Leserbriefschreiber es bereits getan haben, auch die Frage gestellt werden, wie es möglich ist, dass so schlechte Arbeiten, nicht nur in der Slowakei, überhaupt durchgehen?

Die Antwort liegt für Leute, die den Universitätsbetrieb kennen, auf der Hand. Es gibt heillos überlaufene Massenfächer, bei denen das Verhältnis zwischen Lernenden und Lehrenden grotesk ist. Die Professoren haben nicht einmal Zeit, die Arbeiten ihrer Studierenden zu betreuen. Zugleich ist die Lektüre dieser Arbeiten eine Fron. Die Themen sind längst ausgegangen. Das immer Gleiche wird immer neu durch die akademische Schwätzmühle gepresst.

Grund für all das sind, um es auf den Punkt zu bringen, ein allgemeiner Akademisierungswahn, fehlende Studiengebühren, auch deshalb zu viele ausländische Studenten, eine falsch verstandene Wahlfreiheit und dadurch bedingt zu wenig Ausbildungsplätze in Fächern, die es bräuchte, zum Beispiel Medizin, und viel zu viele in Fächern, bei denen absehbar die Arbeitslosigkeit droht.

Nach dem wievielten Plagiatsfall wird auf diese Missstände endlich reagiert?

Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

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