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Thomas Nußbaumer
Strahlendes Weihnachtsoratorium
ergänzt durch Nummern aus
dem Magnificat in D-Dur
und der „h-Moll-Messe“
von Johann Sebastian Bach

Das Weihnachtsoratorium (BWV 248) von Johann Sebastian Bach, ergänzt durch Nummern aus dessen Magnificat in D-Dur und der h-Moll-Messe, erklang am dritten Adventsonntag im Haus der Musik Innsbruck. Wolfgang Kostner führte mit seinem vokalensemble NovoCanto und den Tiroler Barockinstrumentalisten die ersten drei Kantaten des wohl populärsten Werkes des barocken Meisters auf.

Kein Weihnachten ohne Weihnachtsoratorium, und das mit Recht! Bachs Werk mit dem jubilierenden Eingangschor Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage, das er 1734 für die Leipziger Hauptkirchen St. Thomas und St. Nikolai schrieb, bietet alles an Prunk und Weihnachtsglorie, was das christliche Herz begehrt: schwungvolle polyphone Chöre, innige Choräle, kunstvolle Da-capo-Arien und Ariosi und Recitativi accompagnati mit farbig schimmernden Orchesterklängen.

Wolfgang Schäfer (Tenor) als Evangelist Wolfgang Schäfer (Tenor) als Evangelist

Die sechs Kantaten sind zwar in sich geschlossene Werke für je einen Feiertag des Weihnachtsfestkreises mit großer Nähe zur Liturgie, werden aber heute zumeist kombiniert aufgeführt.

Erzählt wird die Geschichte von der Geburt des Heilands mit den bekannten Episoden des Neuen Testaments, wobei in den ersten drei Kantaten die Engel, Hirten und Maria im Zentrum stehen. Der klangfarbenreichen Musik aus menschlicher Stimme, Pauke, Trompeten, Streichern, Flöten, Oboen, Fagott, Orgelpositiv und Cembalo kommt dabei eine Mittlerfunktion zwischen dem Irdischen und Himmlischen zu.

Matthias Hoffmann (Bass) Matthias Hoffmann (Bass)

Wolfgang Kostners Tiroler Barockinstrumentalisten spielen durchwegs historische Instrumente, wobei das Risiko von Stimmungsproblemen (manchmal bei den Oboen) durch Musizierlust, Lebendigkeit und Ausdruckskraft ausgeglichen wird.

Das kleine Orchester mit Ulli Engel als Konzertmeisterin ist mit großartigen Solistinnen und Solisten besetzt, die wechselweise ihr Können aufzeigen. Die Continuogruppe, in der das Orgelpositiv und Cembalo wahlweise das Farbspektrum bereichern, bildet ein differenziertes Fundament, auch für das bestens vorbereitete vokalensemble NovoCanto, das sowohl die schlichten Choräle als auch die teils virtuosen Chöre ausdrucksvoll und gekonnt vermittelt.

Susanne Langner (Alt) Susanne Langner (Alt)

Das großartig gesungene Ehre sei Gott in der Höhe, aber auch das Gloria und Et in terra pax aus der Messe in h-Moll (BW 232) und der Eingangschor des Magnificats in D-Dur (BWV 243) bildeten Höhepunkte, in denen Chor und Orchester besonders eng und homogen miteinander verschmolzen. Kostner wählte die zusätzlichen Stücke wegen ihrer Nähe zur Charakteristik des Weihnachtsoratoriums und wohl auch wegen der Möglichkeit, die effektvollen Trompeten mit Pauke wiederholt einzusetzen.

„vokalensemble NovoCanto“ und „Tiroler Barockinstrumentalisten“ unter der Leitung von Wolfgang Kostner im Großen Saal des Hauses der Musik Innsbruck „vokalensemble NovoCanto“ und „Tiroler Barockinstrumentalisten“ unter der Leitung von Wolfgang Kostner im Großen Saal des Hauses der Musik Innsbruck

Auch gesangssolistisch hatte das Konzert, das von ORF III mitgeschnitten wurde und am 24. Dezember ausgestrahlt wird, vieles zu bieten. Der junge Bassist Matthias Hoffmann, seit 2017 Ensemblemitglied der Oper Köln, begeisterte durch seine wendige, perfekt austarierte Stimme, nicht nur in der obligatorischen Glanznummer Großer Herr, o starker König, sondern generell durch seinen beredten, weichen, für einen Bassisten nahezu hellen Gesang.

Vanessa Waldhart (Sopran) und Matthias Hoffmann (Bass) Vanessa Waldhart (Sopran) und Matthias Hoffmann (Bass)

Der in Innsbruck bestens bekannte Tenor Markus Schäfer erwies sich als ein packender Evangelist und Erzähler, der mit seiner klangvollen Tenorstimme auch in den Läufen und Koloraturen, etwa in der Arie Frohe Hirten, eilt, ach eilet, brillierte.

Die Dresdnerin Susanne Langner (Alt) beeindruckte durch ihre stimmliche Wärme und Natürlichkeit in den innigen, betrachtenden Arien. Die Sopranistin Vanessa Waldhart, die in Innsbruck Gesang studierte und seit 2018 Ensemblemitglied der Oper in Halle an der Saale ist, ergänzte das Ensemble in ihren Einsätzen ausdrucksvoll und mit brillant glitzernder Stimme.

Ein großes Lob gilt dem Dirigenten Wolfgang Kostner, der Chor und Orchester mit Präzision leitete und den Erfolg einer durch und durch gelungenen Aufführung ernten darf.

Markus Schäfer (Tenor), Susanne Langner (Alt), Vanessa Waldhart (Sopran), Matthias Hoffmann (Bass), Wolfgang Kostner (Dirigent) Markus Schäfer (Tenor), Susanne Langner (Alt), Vanessa Waldhart (Sopran), Matthias Hoffmann (Bass), Wolfgang Kostner (Dirigent)

Fotos: Reinhold Sigl

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Thomas Nußbaumer

Thomas Nußbaumer ( geb.1966 in Hall in Tirol) ist ein österreichischer Musikwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Volksmusikforschung / Ethnomusikologie. Nußbaumer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Innsbrucker Sitz der Universität Mozarteum Salzburg, Abteilung für Musikwissenschaft, Abteilungsbereich Musikalische Volkskunde, seit 2010 als Universitätsdozent für Volksmusikforschung. Daneben arbeitet er als freier Kulturjournalist.

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