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Thomas Nußbaumer:
Symphoniekonzert des
Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck
mit Werken des Impressionismus und
der Spätromantik
am 16. und 17. März 2023

Das 5. Symphoniekonzert des „Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck“ unter dem Gastdirigenten Tung-Chieh Chuang bot Werke des Impressionismus und der Spätromantik auf höchstem Niveau.

Was Paul Dukas’ Tanzgedicht La Peri für Orchester, Richard Strauss’ Duett-Concertino für Klarinette, Fagott und Streicher mit Harfe und Maurice Ravels Daphnis et Chloé-Suite Nr. 2 miteinander verbindet, ist zum einen die Bildhaftigkeit ihrer aus allen Registern und Klangfarbquellen schöpfenden Partituren, zum anderen ihre tänzerische, ballettartige Qualität und zum dritten ihre Programmatik.

Das „Tiroler Symphonieorchester Innsbruck“ unter der Leitung von Tung-Chieh Chuang

Das „Tiroler Symphonieorchester Innsbruck“ unter der Leitung von Tung-Chieh Chuang

Dukas‘ La Peri (1912) handelt von einem feenhaften weiblichen Wesen aus persischer Überlieferung, das letztlich mit dem nach Unsterblichkeit strebenden Prinzen Iskander in überirdischer Liebe himmelwärts fliegt.

Dem Duett-Concertino von Richard Strauss (1947) liegt das Grimm’sche Märchen vom Bärenhäuter zu Grunde, in dem die Klarinette als Prinzessin und das Fagott als Bär erscheinen, und Ravels Ballett Daphnis et Chloé thematisiert die Liebe dieser beiden mythologischen Gestalten des antiken Griechenlands.

Der Gastdirigent Tung-Chieh Chuang

Der Gastdirigent Tung-Chieh Chuan

Genauso großartig wie die auch musikhistorisch beziehungsreiche Zusammensetzung des Programms war dessen Umsetzung durch das in Hochform spielende Tiroler Symphonieorchester Innsbruck. Dazu erwies sich die Wahl des aus Taiwan stammenden Gastdirigenten Tung-Chieh Chuang, derzeit Generalmusikdirektor der Bochumer Symphoniker und Intendant des Anneliese Brost Musikforums Ruhr, als Glücksfall.

In La Peri arbeitet Chuang äußerst akribisch an der Balance des Orchesters und bemüht sich durchgehend, die melodischen Linien und Bögen inmitten des impressionistischen Klangzaubers hörbar zu machen. Dukas’ feinfühlige Musik, die sich wie ein Gemälde aus bunten Farbtupfern ausnimmt und vom Schimmer des weitgehend gedämpften Blechs durchdrungen ist, birgt Pianissimo-Stellen von atemberaubender Intensität. Das Orchester folgt dem Dirigenten mit äußerster Sensibilität und lässt sich von seiner konzentrierten Leitung und der außergewöhnlichen Musik zur Höchstleistung inspirieren.

Gabi Amon (Klarinette) und Alejandro Fela (Fagott)

Gabi Amon (Klarinette) und Alejandro Fela (Fagott)

Die solistischen Partien in Strauss’ Duett-Concertino wurden mit eigenen Kräften besetzt. Gabi Amon aus Tirol ist seit 2010/11 Soloklarinettistin und Alejandro Fela aus Venezuela seit 2019/20 Solofagottist des Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck. Bei der Wiedergabe dieses wundervollen Spätwerks von Richard Strauss, in dem sich einerseits Anklänge an dessen symphonischen Dichtungen und Opern und andererseits Anspielungen an Mozart erkennen lassen, imponieren die beiden mit Virtuosität, Witz und enormer Musikalität, werfen einander die motivischen Bälle zu, bewegen sich dann weiter in wilder Heterophonie und sind gelegentlich auch wieder unisono derselben Meinung – Gabi Amon mit klarer Tongebung und dynamischem Volumen, Alejandro Fela mit einer sich im Leisen unglaublich vertiefenden, verfeinernden, auch spielerischen Klangsprache.

Hier wie in der abschließenden nahezu triumphalen Interpretation von Ravels zweiter Daphnis et Chloé-Suite traten auf beeindruckende Weise auch einzelne Solistinnen und Solisten hervor, unter ihnen die immer wieder mit Wärme und Intensität aufspielende Konzertmeisterin Annedore Oberborbeck.

Fotos: © Chó/weefeel.art

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Thomas Nußbaumer

Thomas Nußbaumer ( geb.1966 in Hall in Tirol) ist ein österreichischer Musikwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Volksmusikforschung / Ethnomusikologie. Nußbaumer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Innsbrucker Sitz der Universität Mozarteum Salzburg, Abteilung für Musikwissenschaft, Abteilungsbereich Musikalische Volkskunde, seit 2010 als Universitätsdozent für Volksmusikforschung. Daneben arbeitet er als freier Kulturjournalist.

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