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Stephan Alfare
Verlauf - Klägliches Scheitern - Schillinger
Drei Gedichte


Klägliches Scheitern

Es ist nicht gut
mitanzusehen,
wie jemand versucht,
Kunst zu machen,
und an der Angst
scheitert.


Schillinger

Hier fällt Regen.
Es ist ein gemütlicher Regen,
Tropfen wie Musik.
Überlege mir,
ob ich noch etwas Käse, Brot,
ein Paar Landjäger bereitstellen soll,
grünen Salat dazu.

Morgen werde ich Schillinger anrufen.
Dann werden wir uns treffen,
und ich werde mit Schillinger
über sein neues Buch sprechen,
das über 1000 Seiten stark ist.

Schillinger gibt nicht auf.
Schillinger lügt nicht.
Auf Schillinger ist Verlass.
Schillinger ist über 70 Jahre alt
und wird niemals zu schreiben aufhören,
obwohl seine Bücher
in Kleinstverlagen erscheinen.
Es erscheinen immer wieder welche.

Schillinger bekommt Mindestrente
und betreibt nebenbei einen kleinen Handel
mit Marihuana, Haschisch und Psylocebin.
Das genügt vollauf.
Mehr braucht der gute Mann nicht.


Verlauf

Der Fortgang
meiner Selbstzerstörung
hat einen Punkt erreicht,
der zu überdenken wäre.

Ganz leise
tickt die Uhr.

Mit geschlossenen Augen
ist es, als sei man gar nicht mehr da,
wenn es Nacht wird
und so ruhig dort draußen.

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Stephan Alfare

Stephan Alfare (* 28. Jänner 1966 in Bregenz) unternahm von 1987 bis 1990 Reisen auf dem Balkan, nach Griechenland, Italien, Frankreich und in die Türkei. Anschließend arbeitete er bis 1996 als Sargträger auf dem Ottakringer Friedhof in Wien. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Wien. Im Jahre 2000 nahm er am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt teil. Stephan Alfare ist Verfasser von erzählenden Werken und Gedichten, Mitglied der Grazer Autorenversammlung und des Vorarlberger Autorenverbandes. Alfare erhielt u. a. 1999 das Staatsstipendium für Literatur in Österreich sowie 2002 den Theodor-Körner-Förderpreis.

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