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Ronald Weinberger
Schreibt um das Firmament!
Notizen

Endlich Jahresende! Endlich, so wie jedes Jahr, eine schier unendliche Flut an Horoskopen, eine Plethora an Deutungen, an Prognosen – und die Wassermänner, Steinböcke, Stiere usw. würden sich – könnten sie das – herzhaft freuen, wie beinahe endlos häufig sie Erwähnung finden.

Aber halt! Heißt es denn nicht DER Wassermann, DER Steinbock, DER Stier, DER Zwilling etc.? Hallo! Wo bleibt der Aufschrei der dadurch Geringgeschätzten? Der Ungenannten, genauer: der UNGENANNTINNEN?

Ergo: Her mit der WasserFRAU, nicht wahr?!

Besser noch, um wirklich alle gendermäßig abzudecken: Wie wäre es mit einem Sternzeichen namens WASSERLEUTE? Bloß: Was machen wir dann mit beinahe allen anderen? Bei den Fischen gäb’s noch keine Probleme, sonst aber …

Es ist sternenklar, eine Veränderung, ja Verbesserung tut not. In mir aszendierte zu diesem Behufe eine Idee, fußend auf dem Faktum, dass bei der uralten Astrologie ja nur höchst behutsam vorgegangen werden darf. Ähnlich der Behutsamkeit, mit der Neuerungen in der katholischen Kirche angegangen werden, um niemanden zu verschrecken.

Kurzum: Diverse Aspekte wären zu berücksichtigen, denn ich will doch – der Himmel behüte! – keine übertriebene Unruhe in die Häuser der Astrologen bringen.

Apropos Astrologen. Schon wieder zu viel Männliches. Das sperrige Astrologinnen und Astrologen widerspricht dem Gebot in der Kürze liegt die Würze und schließt zudem diejenigen aus, welche … Na, Sie wissen schon. Und die Einführung eines Sternderls wäre, besonders in der Astrologie, mehr als seltsam.

Deshalb gleich ein innovativer Vorschlag, der freilich so ganz neu nicht ist, da man, zur Pläsier von nicht eben wenigen, zunehmend von Radfahrenden, Bahnfahrenden (aber seltsamerweise nie von Sich-Entblödenden) liest. Ich werde mir erlauben, hiermit den genderneutralen Ausdruck Astrologende ins Spiel zu bringen. Wehe indes, irgendjemand würde den viel Unheil generierenden Tippfehler begehen, für das zweite o im Wort Astrologende auf der Tastatur diejenige Taste anzutippen, die – in Richtung rechts – die zweite neben dem o ist!

Fazit: Zum Zwecke der Genderei werde ich, da partiell von der Milch der frommen Denkungsart benetzt, anstelle des Sternzeichens Stier, keineswegs Kalbin, Färse, oder gar Kuh verwenden, den Steinbock nicht zur Steingeiß mutieren lassen – und den so naheliegenden Gebrauch von Wasserfrau statt Wassermann ebenso außen vor lassen. Etliche andere Namen von Sternzeichen lassen sich selbstredend, ohne dass jemand Anstoß nehmen könnte, leicht anpassen.

Voila:
FISCHE JUNGFRAU KREBSIN LÖWIN SCHÜTZIN SKORPIONIN STEINBÖCKIN STIERIN WAAGE WASSERMÄNNIN WIDDERIN ZWILLINGIN

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Ronald Weinberger

Ronald Weinberger, Astronom und Schriftsteller, 1948 im oberösterreichischen Bad Schallerbach geboren, war von 1973 bis 1976 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg. Von 1977 bis zum Pensionsantritt im Dezember 2011 war Weinberger an der Universität Innsbruck am Institut für Astronomie (heute Institut für Astro- und Teilchenphysik) als Fachastronom tätig. Als Schriftsteller verfasst Weinberger humorvolle Kurzgedichte und Aphorismen, aber auch mehrere Sachbücher hat er in seinem literarischen Gepäck: Seine beiden letzten Bücher erschienen 2022 im Verlag Hannes Hofinger, im Februar das mit schrägem Humor punktende Werk "Irrlichternde Gedichte" und im September das Sachbuch „Die Astronomie und der liebe Gott“ mit dem ironischen, aber womöglich zutreffenden, Untertitel „Sündige Gedanken eines vormaligen Naturwissenschaftlers“.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. c. h. huber

    naja, lieber herr professor,
    man kann auch die kritik am gendern übertreiben, sage ich. und wundere mich immer, dass es vielen männern und sogar frauen gar so schwer fällt. bin aber selbst keine fanatische genderin, tue es aber, wo es mir logisch erscheint und neuerdings sogar mit sternchen. nicht vergessen: sprache und schrift waren stets dem wandel unterzogen, obs uns gefällt oder nicht.

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