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Reinhard Walcher
Bekenntnis eines Siebzigjährigen
anlässlich der großen Transformation

Wenn man zu mir jeden Tag über ein und dasselbe in der gleichen Tonart spricht, werde ich wild, erregte sich einst Anton Pawlowitsch Čechov, der große russische Erzähler und Dramatiker. Ich weiß nicht, was genau ihn so wild gemacht hat. Putin jedenfalls nicht. 

Allerdings kann ich Antons Gefühle nachempfinden und versuche deshalb lieber, mich nach altchinesischem Vorbild in Gelassen- und Heiterkeit zu üben. Ist aber nicht leicht angesichts der von der grünen Klima-Kirche bis zum Hl. Karl Marx großflächig betriebenen Propaganda für ihren Reset auf Mittelalter.

 

Ich

Dabei war und bin ich ein Leben lang von der Sozialdemokratie als halbwegs bester Staatsform überzeugt und stand in den 1980-er Jahren sogar auf der Liste der Grünen zur Innsbrucker Gemeinderatswahl. Abgesehen vom woken Geheule der Schneeflocken-Kinder wegen des angeblich zu warmen Wetters, während man von Nordamerika über Skandinavien bis China unter Rekordkälte leidet, macht es mich wild, dass jetzt alles politisch Rechte als das moralisch Schlechte verunglimpft wird. 

Das erinnert an die Behauptung der römisch-katholischen Kirche, sie sei die einzig wahre, die die Menschheit vor dem Zorn des Jüngsten Gerichts erretten könne. Die klugen alten Römer übergaben daraufhin das Zepter der Macht den Bischöfen und beobachteten – fortan als Italiener – vergnügt, wie sie die Welt in Sack und Asche zwangen – 1400 Jahre lang.

Rom

Das alte Rom hatte jenes gewisse Alter erreicht, in dem man sich zufrieden und entspannt zurücklehnt und heiter beobachtet, wie die nachfolgenden Besserwisser alles Bestehende ruinieren. Mir selbst geht es seit wenigen Tagen gleich wie den Bürgern des Römischen Reichs. Grad nicht tausend, aber immerhin siebzig Jahre alt und oft genug wildgeworden, wie einst Anton, der Russe. Wie würde es ihm wohl heute ergehen?

 

Ohrensessel

Wärmende Freude kommt auf in Erwartung der Apokalypse. Es wird mir großes Vergnügen bereiten, von meinem bequemen Ohrensessel aus …

… zu sehen, wie Deutschland untergeht, wir haben lange genug darauf gewartet.
Die deutsche Regierung hat sich irrtümlich das Regieren verboten, woraufhin die Bauern die Macht übernahmen und aus der Europäischen vormals Union austraten. 

Weiters wird zu sehen sein, wie Leonore ins belgische Exil geht und Werner ins Weinviertel auswandert, und wie Olaf und Robert zitternd und frierend Wärmepumpen an ihre desolaten Luxusvillen montieren, die aber nichts nützen bei Minusgraden im Sommer. Denn die längst überfällige, nächste Eiszeit ist über Nacht über alles Grüne hereingebrochen. 

Und ich werde hören, dass René Benko in der geschlossenen Abteilung des Psychiatrischen Krankenhauses in Hall jeden Tag das gleiche Kartenhaus aufbaut und irre lachend zuschaut, wie es wieder und wieder zusammenbricht. 

Zu lesen wird sein, die Europäische Union überlasse fortan alles – von der Zeugung der Kinder und Rinder bis zur Erzeugung von überhaupt Allem – den Chinesen. 

Zu erleben wird sein, wie die Gretajünger gemeinsam mit den freundlichst empfangenen Mohammedanern (vulgo Muslimen oder Islamisten) sich als blanke Judenhasser entlarven. 

Aus der Tiroler Tageszeitung wird zu erfahren sein, die schattseitigen Zillertaler hätten den sonnseitigen Häuslbauern ihre Photovoltaik-Anlagen nächtens abmontiert und in die Ziller geschmissen. 

Und die deutschen Bauern hätten die europäische Ursula mit renaturierter Bio-Jauche übergossen, worauf diese nicht mehr in ihren 50.000-Euro-Kosmetiksalon eingelassen wurde.

Glück

Und als Höhepunkt des Glücks wird zu lesen sein, dass die grüne Inquisitorin Eva Blimlinger das Mitklatschen beim Radetzkymarsch verbieten lassen will, weil Feldmarschall Graf Johann Radetzky von Radetz ein Kriegsherr gewesen und deshalb seine Glorifizierung durch Johann Strauss´ Vaters wunderbare Musik politisch unkorrekt sei. 

Überhaupt sollte unsere Vergangenheit generell gelöscht (vulgo gecancelt) werden, um den grün-woken Gemütern nicht den Schlaf zu rauben. Und zwar schnell, bevor die russischen National-Psychopathen Österreich überfallen. Das alles und vieles mehr erfüllt mich – schamloserweise – mit übergroßer Schadenfreude!

Und das Schönste daran, es geht mich nix mehr an! 

Außer die neueste politisch korrekte Gemeinheit, nämlich die alten, weißen Männer, die noch – wie ich – den Damen in den Mantel helfen, des Gentleman-Sexismus‘ zu bezichtigen!

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Reinhard Walcher

Reinhard Walcher, Dipl.-Ing., Architekt, Blogger, Essayist, Karikaturist und Zeichner, Maler, Rettungsfahrer, Schilehrer und so weiter … (Jahrgang 1953) hat nach 15 Jahren den Architektenberuf an den Nagel gehängt und lebt seither als freischaffender Cartoonist und seit 2009 als Reiseschriftsteller Der Bimreiser.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Rainer Haselberger

    Schade um die Zeit, die ich mit dem Lesen dieses unsinnigen Geschwafels vergeudet habe.
    Ich bin auch fast 70 Jahre alt, aber anscheinend bei weitem vitaler als der Autor.

  2. walter plasil

    Hallo Reinhard!
    Wunderbare Formulierungskunst!
    Aber: Nur nicht in die innere Emigration gehen!
    Wir brauchen dich als kritischen Geist!
    Liebe Grüße

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