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Reinhard Walcher
Geht’s noch, liebes Deutschland?
Die Bauern, Ursula, Robert und
die Quadratur des Kreises

Der 5. Feber 2024 wird in die Geschichtsbücher eingehen. Als historischer Tag , an dem anscheinend Spuren von Vernunft und Realitätssinn in den Hirnen der deutschen Politiker – in Person des grünen Wirtschaftsministers – zu kondensieren begannen. Was ist geschehen?

Die Bauern

Es hatte sich angebahnt, als die Monster-Traktoren der Bauern zu Tausenden Richtung Berlin, Paris und Brüssel (und sogar nach Wien) zu tuckern begannen. Wie 80 Prozent der Bevölkerung reicht es auch den Bauern langsam, was die Regierungen ohne Rücksicht auf ihre und ohne Rückhalt ihrer Wähler so alles aushecken, um den Planeten zu retten. Die Bauern vieler Länder sind jetzt zur Tat geschritten, während die (links-woken) BürgerInnen – 100 Jahre zu spät – gegen rechts demonstrieren gehen.

 

Ursula

Es hat damit begonnen, dass die europäische Ursula vor Monaten stolz verkündete, sie plane Europa in eine renaturierte Öko-Halbinsel der grünen Glückseligkeit zu verwandeln. Und ihr Vorhaben als Green Deal bezeichnete, allerdings ohne den grünen Handel mit den Betroffenen und Beteiligten vorher abgesprochen zu haben. 

Und dann meldete die Tagesschau des ARD vom 5.2.2024 ungerührt, als sei es das Belangloseste der Welt, Ursula von der Leyen habe große Teile des Green Deals wieder zurückgenommen. Eine Bombe, angesagt wie ein normaler Verkehrsstau im Ruhrgebiet.

Robert

Und das war noch nicht der Gipfel. Denn kurz danach verkündete der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck in der ARD-Tagesschau tatsächlich, die Sonne scheine nicht immer und auch der Wind mache mal Pause, sodass die Erneuerbaren allein die Grundlast eines Industriestaates nicht stemmen könnten. 

Wir müssen gasförmige (!), wasserstofffähige Gaskraftwerke bauen, ergänzte Habeck. Er meinte damit den Bau von Flüssig-Erdgas-Kraftwerken, die später, wenn es denn technisch möglich sei, auf Wasserstoffbetrieb umgerüstet werden sollten, um die Dunkelflauten und die Windstille an rund 120 Tagen pro Jahr zu überbrücken.

Focus online, durchaus regierungsfreundlich gesinnt, berichtet davon folgendermaßen: Im Rahmen der Kraftwerkstrategie, auf die sich die Bundesregierung gerade verständigt habe, würden nur wasserstofffähige Gaskraftwerke gebaut. Es handele sich dabei um eine Brückentechnologie, die nötig sei, weil die Sonne nachts nicht scheine und der Wind auch einmal schlafe. 

Dunkelflaute ist der neue Name für ein altes Phänomen. Rund 16 Milliarden Euro soll das kosten über die nächsten 20 Jahre. 16 Milliarden, das ist die neue Zahl, die die alte grüne Behauptung widerlegt, wonach Sonne und Wind keine Rechnung schreiben.

Quadratur des Kreises

Der Bau eines einzigen wasserstofffähigen 500-Megawatt-Flüssig-Erdgas-Groß-Kraftwerkes erfordert eine mehrjährige Vorlaufzeit für die Standortsuche, Firmensuche (es gibt weltweit nur eine Handvoll, die das können), Vorplanung, Planung, politische Entscheidung, technische Entwicklung, Genehmigungsverfahren, Diskurs mit Bürgerinitiativen, Ausschreibungen, Kostenverhandlungen, Finanzierungsplan, Investoren- und Betreibersuche u.v.m. 

Und dann kommt erst das eigentliche Bauen, die Inbetriebnahme und Kollaudierung, der Versuchsbetrieb und endlich der Netzanschluss. Nicht zu reden vom notwendigen, hochqualifizierten Fachpersonal, während das nötige Stromnetz noch nicht vorhanden ist, dessen Ausbau (derzeit) auf eine halbe Billion Euro geschätzt wird. 

Und das Ganze 10, 20 oder 40 Mal! Zur Erinnerung: Die märchenhaft-wunderbare Elbphilharmonie in Hamburg war auf 77 (siebenundsiebzig) Millionen Euro geschätzt worden und kostete am Ende – nach gerade Mal 18 (achtzehn) Jahren Planungs- und Bauzeit – 866 (achthundertsechsundsechzig) Millionen.

Möglichst schnell sollen also 10, 20, 40, oder sogar 100 solcher Kraftwerke gebaut werden, aber dann nur als Notstromaggregate bei Dunkelflauten einspringen, sodass ein wirtschaftlicher Betrieb von vornherein unmöglich ist und daher mit Steuergeld subventioniert werden muss. Die ersten zehn davon sollen bis in 6 (sechs!) Jahren ans Netz gehen, aber nur, wenn es Nacht ist und der Wind schläft.

Darüber hinaus ist die Technik zur industriellen Herstellung von Bio-Wasserstoff noch lange nicht so weit und Joe Biden hat vor Kurzem den Export von LNG (liquefied natural gas) aus den USA wegen Eigenbedarfs verboten.

Wir müssen eben die Quadratur des Kreises versuchen, anders geht’s ja nicht, meinte ein zerknirschter Robert Habeck bei Caren Miosga.

Da erübrigt sich jeder Kommentar, außer der Frage: Geht’s noch bei Euch, liebes Deutschland?

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Reinhard Walcher

Reinhard Walcher, Dipl.-Ing., Architekt, Blogger, Essayist, Karikaturist und Zeichner, Maler, Rettungsfahrer, Schilehrer und so weiter … (Jahrgang 1953) hat nach 15 Jahren den Architektenberuf an den Nagel gehängt und lebt seither als freischaffender Cartoonist und seit 2009 als Reiseschriftsteller Der Bimreiser.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Reinhard Kocznar

    Das mit der Elbphilharmonie ist gar nicht nett, wo doch die Elli Mayr mit der SPÖ gerade das Kaufhaus Tyrol kaufen will. Immerhin hat die SP mit dem Konsum da eine Expertise, anders als der Tursky, der sich seit Monaten in Wien auf das Bürgermeisteramt vorbereitet und endlich einmal einen reinen, pardon runden, Tisch will.
    Das Problem mit der Sonne, die den halben Tag auf der faulen Haut liegt, könnte man aber mit Demonstrationen entschlossen angehen. Nicht immer so schwarz sehen! Das spielt den Rechten in die Hände.

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