Print Friendly, PDF & Email

Nicole Staudenherz
Nicht nur Menschen, auch Tiere leiden!
Ein Luxusproblem?

Das Grauen des Krieges lässt uns sprachlos zurück. Worte werden dem, was nur wenige Flugstunden entfernt von uns dieser Tage passiert, in keinster Weise gerecht.

Für die allermeisten von uns ist es kaum zu ermessen, welchen Horror die Menschen in der Ukraine gerade durchleben. Unzählige Menschen fliehen, größtenteils Frauen, Kinder und Ältere. Eine Sache können tierliebende Personen aber sicher sehr gut nachvollziehen: Die allerwenigsten möchten ihre vierbeinigen Freunde im Kriegsgeschehen zurücklassen.

So sind viele Flüchtende mit ihren Heimtieren unterwegs, über weite Strecken zu Fuß, und das bei eisigen Temperaturen rund um den Gefrierpunkt. Geschwächt und mit schweren Erfrierungen erreichen sie die Grenze, oft mit Hund oder Katze im Arm. Gleich wie die menschlichen Bezugspersonen leiden auch die Tiere extrem unter Hunger und Kälte.

Wer sich jetzt fragt, warum wir uns ausgerechnet um Tiere kümmern sollen, wenn doch schon so viele Menschen unter dem Krieg leiden, dem möchten wir folgende Gedanken mit auf den Weg geben: Gerade die Allerschwächsten in unserer Gesellschaft, die vom Menschen domestizierten Tiere, sind nicht in der Lage, für sich selbst zu sorgen. Sie benötigen genauso dringend unsere Unterstützung wie die Menschen im Kriegsgebiet.

Dadurch helfen wir gerade auch den in der Ukraine verbliebenen Menschen, denen das Herz bricht, ihre geliebten Haustiere hungern zu sehen. Denn aufgrund der allgegenwärtigen Versorgungsengpässe ist der Zugang zu Tiernahrung ebenso abgeschnitten wie zu Lebensmitteln für Menschen. Helfen wir auch den vierbeinigen Familienmitgliedern, dann machen wir diesen Menschen Mut. In der unerschütterlichen emotionalen Bindung zu ihren Heimtieren können sie neue Kraft schöpfen, um weiterhin dem Irrsinn des Krieges zu trotzen.

Mitgefühl ist eine infinite Ressource: Jene von uns, die Raum in ihren Herzen haben für die vierbeinigen Opfer dieses Alptraums, werden das sicher nicht auf Kosten der Mitmenschlichkeit tun, im Gegenteil: Wer Empathie in sich trägt, hilft allen fühlenden Wesen gleichermaßen. Und unterstützt sowohl humanitäre Anliegen als auch den Tierschutz. Wie Alphonse de Lamartine es auf den Punkt brachte:

 „Man hat nicht ein Herz für Menschen und eines für Tiere. Man hat ein einziges Herz oder gar keins.“

Unterdessen in der Ukraine: Sogar Tierheime werden bombardiert. An vielen Orten gibt es kein Wasser, keinen Strom, keine Nahrung. Mutige Menschen riskieren vor Ort ihr Leben. Sie verteidigen ihr Land, organisieren Hilfe für Kranke, und sie helfen eben auch den Tieren. Vor all diesen Menschen ziehen wir den Hut. Drei Beispiele aus dem Tierschutz mögen aufzeigen, was auf dem Spiel steht.

Der Italiener Andrea Cisternino betreibt gemeinsam mit seiner Frau, einer Ukrainerin, in der Nähe von Kiew ein Tierheim mit 400 Bewohnern, unter anderem Hunden, Katzen, Pferden und Ziegen. In einem Facebook-Posting schreibt er, dass er eher sterben würde, als seine Tiere im Stich zu lassen.

Das ist keine leere heroische Geste, sondern bitterer Ernst: So musste die ehrenamtliche Helferin Anastasiia Yalanskaya für ihre Hilfsbereitschaft mit dem Leben bezahlen. Sie hätte fliehen können. Doch sie entschloss sich zu bleiben und machte es sich zur Aufgabe, Kindergärten, Tierheime und Krankenhäuser mit dem Nötigsten zu versorgen. Sie war gerade mit zwei Freunden auf dem Rückweg von einer Futterlieferung an ein Tierheim, als das Trio im Wagen erschossen wurde.

„Niemand verdient es, in dieser Hölle zu leben“, schreibt Alexandra Levitska, Gründerin des größten ukrainischen Lebenshofs Shelter Ugolyok, als Begleittext zu einem Video von nächtlichen Raketeneinschlägen. Und an anderer Stelle: „Alle sind zutiefst verängstigt. Aber wir können es nicht zulassen, dass Panik unseren Geist und unser Handeln regiert. Zu groß ist die Verantwortung, die auf unseren Schultern ruht: die Sicherheit unserer Tiere.“

Die Organisation steht nicht nur den Pferden, Rindern, Hunden, Katzen und vielen anderen Tieren in ihrer Obhut beharrlich zur Seite, sondern hilft auch den Kindern in einem nahe gelegenen Waisenhaus und den Menschen in der Nachbarschaft, die keinen Zugang zu Essen und Medikamenten haben.

Es ist absolut verständlich, dass viele in dieser Situation sich selbst, ihre Kinder und ihre Familientiere vor diesem Inferno in Sicherheit bringen wollen. Glücklicherweise haben etliche Nachbarländer der Ukraine die Beschränkungen für die Einreise mit Hunden und Katzen aufgehoben. Zahlreiche Tierschutzorganisationen helfen an den Grenzübergängen und auch im Kriegsgebiet mit dringend benötigter medizinischer Hilfe, stellen Futter zur Verfügung und holen verlassene Tiere aus der Gefahrenzone. Pflegeplätze für verwaiste Hunde und Katzen werden vermittelt und Geflüchtete mit Tieren erhalten eigene Angebote zur Unterbringung.

Diesen Bemühungen wollen wir uns anschließen. Deshalb sammelt der VGT Tirol ab sofort Futter- und Sachspenden für Hunde und Katzen in der Ukraine. Hilfe, die ankommt: Als Kampagnenleiterin beim VGT Tirol werde ich die gesammelten Spenden persönlich nach Polen bringen und sie dort unserer Partner-NGO Fundacja Przystań Ocalenie übergeben. Nebenbei gesagt unterstützt diese Organisation derzeit auch geflüchtete Menschen mit Hilfspaketen.

Unsere Tierfutterspenden werden von unserem Partner in die Ukraine gebracht, wo diese wiederum von Tierschutzorganisationen verteilt werden. Dort, wo sie am dringendsten gebraucht werden.

Es sind in den letzten Tagen schon einige großzügige Spenden eingegangen, für die wir uns herzlich bedanken. Bitte unterstützen auch Sie unser Projekt. Wir sind für jede Hilfe dankbar.


Alle Infos zur Spendenaktion:

Wir sammeln NUR folgendes:
🌿 Katzen- und Hundefutter (Nass- und Trockenfutter)
🌿 große Transportboxen für Hunde und Katzen
Die Spenden können direkt in Innsbruck auf der Nordseite des T&G-Marktes (ehemaliges BAUHAUS) in der Bachlechnerstraße 46 in einem beschrifteten Verschlag abgegeben werden.

Der Verschlag ist bis auf weiteres rund um die Uhr frei zugänglich und mit einem Vorhängeschloss versperrt.
Die Nummer des Schlosses lautet: 6020

Wer lieber eine Geldspende leisten möchte, kann uns gerne bei einer der nächsten VGT-Kundgebungen bei der Annasäule in der Innsbrucker Maria-Theresien-Straße besuchen. Dort gibt es eine eigene Spendenbox für das Ukraine-Projekt.
Wir bedanken uns schon im Voraus herzlichst bei allen, die uns unterstützen.

Wenn Ihnen schoepfblog gefällt, bitten wir Sie, sich wöchentlich den schoepfblog-newsletter zukommen zu lassen, und Freundinnen und Freunde mit dem Hinweis auf einen Artikel Ihres Interesses zu animieren, es ebenso zu tun.


Weitere Möglichkeiten schoepfblog zu unterstützen finden Sie über diesen Link: schoepfblog unterstützen

Nicole Staudenherz

Nicole Staudenherz, geb. 1976 in Innsbruck, verheiratet, Betreuerin autistischer Kinder, Pflegerin bei den Sozialen Diensten Innsbruck, Pflegehelferin bei Tirol Kliniken, Diplom. Gesundheits- und Krankenschwester Tirol Kliniken, LKH Natters und Hochzirl, inzwischen hauptberufliche Kampagnenleiterin des Vereins gegen Tierfabriken (VGT).

Schreibe einen Kommentar