Marcel Looser
Die Lehre des Zarathustra
Eine fast vergessene Religion
am Beginn des Monotheismus
Essay

Zu meiner Studienzeit in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts nahm ich an einem Gastseminar des Erlanger Indogermanisten Karl Hoffmann über das Avestische teil. Das Avesta ist das Textkorpus der Religion der Parsen (Monotheismus, Kampf zwischen Gut und Böse) mit ihrem Propheten Zarathustra – beheimatet ursprünglich im NO Irans, entstanden in der 1.Hälfte des 1.Jt.v.Chr. Die Überlieferung der Texte ist sehr schlecht, wobei die ältesten Teile (Gathas «Hymnen, Gesänge») auf den Religionsstifter selbst zurückgehen sollen.

In Erinnerung geblieben ist mir die von Prof. Hoffmann erzählte Anekdote, wie er auf der Suche nach alten Manuskripten im Iran – von einer Priesterfamilie eingeladen – fündig wurde und den Anwesenden die alten Texte übersetzt und vorgetragen habe. Diese seien bass erstaunt gewesen, dass die Schriften wirklich etwas bedeuteten, sie selbst hätten sie weder lesen noch verstehen können – der den Texten zugrundeliegende iranische Dialekt war ja vor mehr als 2500 Jahren gesprochen worden.


Parallelen zum Islam

Vor einigen Jahren wurde ich als Schulpräsident meiner Gemeinde in eine private Schule eingeladen, in welcher die muslimischen Kinder unserer und der umliegenden Gemeinden am Samstagmorgen jeweils im Koran unterrichtet wurden.

Die Kinder stammten dabei urspünglich aus den verschiedensten Ländern mit den verschiedensten Sprachen, so aus dem Iran (Persisch), der Türkei (Türkisch), dem Kosovo (Albanisch), dem Libanon (libanesisches Arabisch), aus Syrien (syrisches Arabisch) usw., wobei nur die letzteren zwei etwas mit der Sprache des Propheten Mohammed zu tun haben, allerdings ist dessen «Altarabisch» ca. 1500 Jahre älter.

Wenn ein Türke den Koran im Original verstehen will, ist das also etwa ebenso schwierig wie wenn wir Altjapanisch lernen müssten, um das Kojiki (jap. Mythologie, um 712 n.Chr.) verstehen zu können, für einen Libanesen entspricht es immer noch in etwa einem Deutschsprachigen, der die Gotische Bibel des Wulfila (geschrieben im 4.Jh. n.Chr.) lesen und verstehen wollte.

Der Vorsteher der muslimischen Schule hat mir vorgeschwärmt, wie gerne die Kinder am freien Samstagmorgen in seine Schule kämen und den Koran auswendig lernten – ob das tatsächlich so war und ob sie dabei auch etwas verstanden haben, wage ich zu hinterfragen.


Texte von Christen- und Judentum

Ein Teil der LeserInnen mag sich an die Zeit vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) erinnern, als die Messe noch lateinisch abgehalten wurde und die «gewöhnlichen» Gläubigen als «Unwissende» vom Inhalt des Rituals nichts verstanden.

Ich selber war als junger Bub vom Ministrantendienst suspendiert worden, da ich – in (selbstverschuldeter!) Unkenntnis des lateinischen christlichen Glaubensbekenntnisses «Confiteor deo omnipotenti …» – anstelle dessen den Anfang von Caesars «de bello Gallico» (Gallia est omnis divisa in partes tres, …) rezitiert hatte – wir hatten das im Lateinunterricht gerade auswendig lernen müssen – und ich hatte gemeint, der vorne abgewandt die Messe zelebrierende alte Jesuitenpater sei schwerhörig und würde deshalb nichts merken.

Das hier angesprochene Problem betrifft alle sog. Buchreligionen, indem sie als Grundlage jahrtausende Jahre alte Texte haben, bei denen einerseits Entstehung, Autorenschaft und Historizität unklar sind, die kanonischen Texte erst Jahre nach dem Tod der Religionsstifter formuliert und bestimmt wurden, andererseits aufgrund des Alters und der Komplexität der Texte – dies auch in Übersetzung – die Auslegung Spezialisten überlassen werden muss, welche den Gläubigen die Texte interpretieren und die jeweils «wahre Lehre» verkünden.

Typisch dabei ist auch, dass sie – ausser beim Judentum – nicht auf eine lange Volkstradition gründen, sondern einen Religionsstifter haben, welcher «seine» Lehre in Opposition zur geltenden Volksreligion setzt.

Im Judentum sind die relevanten Texte, soweit ich das überblicke, von der Priesterschaft des Tempels in Jerusalem nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil als Kanon zusammengestellt und formuliert worden – dies auch in Abgrenzung zur früheren Religionspraxis und den anderen Göttern der umliegenden Völker, welche aus dem Tempel entfernt wurden, so auch Aschera, ehemals Gattin des Jahwe.


Die Religion der Zarathustrier

Zurück zur Religion der Parsen, ihrem Heiligen Text, dem Avesta, dessen Sprache, dem Avestischen und dem Propheten Zarathustra mit seinem Gott Ahura Mazda (Herr der Weisheit).

Als «terminus ante quem» für das Auftreten des Zarathustra gilt der Perserkönig Dareios I. (Regierungszeit: 521-485 v.Chr.), der sich auf Inschriften (hier: NRa, §1) als Anhänger Ahura Mazdas bekennt:

«Ein grosser Gott ist Ahura Mazda, der die Erde hier schuf, der den Himmel dort schuf, der den Menschen schuf, der den Dareios zum König machte, den Einen zum König über viele, den Einen zum Herrscher über viele. …..»

Zarathustra hat wahrscheinlich zu Beginn des 1.Jt.v.Chr. gelebt, gewirkt hat er im Osten Irans (Ostiran, Afghanistan), wo auch der Dialekt, der dem Avestischen zugrunde liegt, beheimatet war. Sein Vater sei Priester eines Viehzüchterstammes gewesen. In der Jugend von bösen Geistern geplagt habe er sich als 20-jähriger in der Wüste religiösen Betrachtungen gewidmet. Im Alter von 30 bis 40 Jahren erscheint ihm – so die Legende – Vohu Manu (der gute Geist) und bringt ihn zum Throne Ahura Mazdas, der sich ihm offenbart.


Die Entwicklung vom Dualismus zum Monismus

Zarathustra setzt der Vorgängerreligion (polytheistisch) eine «moralische», zunächst dualistische Religion entgegen. Die beiden Urprinzipien, das «Gute» und das «Böse», sind verkörpert in Ahura Mazda (Ormazd; der weise Herr) und seinem Gegenspieler Angra Mainyu (Ahri-man; der böse Geist). Auf der Seite des Ahura Mazda stehen die Amesha Spentas (unsterbliche Heilige), auf jener des Angra Mainyu die Daevas (eine Art «Teufel», lat. deus, skr. devas, idg. *deivos), welche als die Götter der alten Religion nun zu bösen Dämonen geworden sind.

Die ganze Welt wird eingeteilt in Asha (Wahrheit) und Drug (Lüge): Yasna 30

«Und im Anbeginn waren diese beiden Geister, die Zwillinge, die nach ihrem eigenen Worte das gute und das böse Prinzip im Denken, Reden und Tun heissen. Zwischen ihnen haben die Guthandelnden richtig gewählt, nicht die Schlechthandelnden. Und als diese beiden Geister zusammenkamen, da bestimmten sie Leben und Tod, und dass zuletzt sein soll für die Falschgläubigen das schlimmste Dasein, für die Rechtgläubigen aber der Lohn der besten Gesinnung.»

Ahura Mazda verkörpert die lichte und tugendhafte Sphäre der Oberwelt, Angra Mainyu die dunkle Unterwelt. Die beiden kämpfen während vier Weltaltern (je 3000 Jahre) um die Vorherrschaft, wobei im vierten Weltalter Zarathustra den Menschen von Ahura Mazda zu Hilfe geschickt wird.


Weltenende und Neuschöpfung

Schliesslich bricht nach dem Auftreten eines letzten Propheten «Saoshyant» (Retter; aus dem Samen des Zarathustra, der in eine badende Jungfrau gelangt ist) die Weltordnung zusammen – Sonne und Mond leuchten nicht mehr, die Frömmigkeit schwindet, der Respekt vor Alter und Familie geht verloren usw. Saoshyant erweckt die Toten und beruft das letzte Gericht ein. Die Bösen werden zur Reinigung von den leiblichen Sünden in die «Hölle» geschickt, wo sie gereinigt werden (Waten durch flüssiges Metall). Bei einem letzten Kampf wird Angra Mainyu für immer entmachtet, alle Menschen werden in Ewigkeit mit Ahura Mazda vereinigt sein.

In späterer Zeit treten alte Götter wieder auf, so neben den Personifikationen der Urelemente (Feuer, Wasser) auch Haoma (skr. Soma, s.u.Text), der Gott des Rauschtrankes.

 

Die Ethik

Die Ethik geht von einem freien Willen (freie Entscheidung zwischen Gut und Böse) aus. Die religiöse Pflicht des Zarathustriers besteht in der Förderung der guten Schöpfung (Harmonie der geistigen und materiellen Seite). So werden Ehelosigkeit, Kasteiungen und Askese als Vernachlässigung des Körperlichen abgelehnt, dagegen wird z.B. die Schlemmerei als Nichtberücksichtigung des Geistigen verurteilt. Landwirtschaft, Rinderzucht, Heirat und Zeugung sind heilige Tätigkeiten, durch die der Mensch zum Mitarbeiter Ahuramazdas wird.

Nach dem Tode – die Leichen werden in sog. Dakhmas den Geiern zum Frasse vorgesetzt, da sie als unrein gelten – gelangt die Seele zur Tschinvat-Brücke (Brücke des Auslesers), wo die Guten von einer süss duftenden Jungfrau, die Bösen von einer übel riechenden Hexe in Empfang genommen werden. Die Höllenstrafen (s.o.) sind der Schwere der begangenen Verbrechen angepasst, eine ewige Verdammnis jedoch gilt als unmoralische Institution, denn die Strafe soll der Besserung dienen.

Sprache und Schrift

Die Sprache dieser Texte, das Avestische, ist ein iranischer Dialekt und bildet zusammen mit dem Altpersischen (Inschriften der persischen Achämeniden-Könige) den iranischen Zweig der indoiranischen Sprachgruppe (Vedisch/Sanskrit gehört dazu); diese wiederum ist ein Zweig der indogermanischen (indoeuropäischen) Sprachfamilie.

Textbeispiel: Haoma, der Gott des Rauschtrankes, erscheint Zarathustra (Yasna I,9)
(jungavestisch: die alten Götter treten wieder auf!)

Originaltext: linksläufig

Haoma, der Gott des Rauschtrankes, erscheint Zarathustra (Yasna I,9) (jungavestisch: die alten Götter treten wieder auf!)

Transskription: rechtsläufig (Verszahlen von mir!)

Haoma, der Gott des Rauschtrankes, erscheint Zarathustra (Yasna I,9) (jungavestisch: die alten Götter treten wieder auf!)

«Zur Pressungszeit (1) trat Haoma zu Zarathustra, (2)
als der das Feuer ringsum segnete (3) und die Gathas (Hymnen) verkündete (hören machte). (4) Ihn (an ihn) fragte Zarathustra: Wer bist du, Mann?» (5)

Von den ursprünglichen Texten war nach der Zeit der grossen persischen Könige (Achämeniden, ca. 550-330 v.Chr.) vieles verloren gegangen bzw. mutwillig zerstört worden. Erst in der Sassanidenzeit (254-651 n.Chr.) bemühte man sich, Verzeichnisse der noch vorhandenen Texte anzufertigen, und als die Lehre zur Staatsreligion wurde, sammelte man die Texte systematisch und stellte eine kanonische Fassung her. Für diese Fassung wurde wahrscheinlich auch die Avestaschrift (sehr genaue, linksläufige Lautschrift) aus einer mittelpersischen Schrift speziell entwickelt (Textbeispiel s.o.).


Ausbreitung und Niedergang

Die Lehre Zarathustras hat sich nie weit über ihre Heimat und Indien hinaus ausgedehnt – die Parsen missionieren nicht! Dennoch hat die Lehre vom einmaligen Ablauf der Weltgeschichte, vom Dualismus von Gut und Böse, von der Auferstehung, dem Weltenende, von «Engeln» und «Teufeln» das Judentum, das Christentum sowie den Islam nachhaltig beeinflusst.

Die heutigen Parsen glauben, der Mazdaismus sei von Beginn an ein Monotheismus gewesen, nach den Texten handelt es sich jedoch um einen Dualismus, der durch den Weltenprozess in einen Monotheismus übergeht.


Zarathustra und Judentum

Mit der Eroberung Jersalems durch den babylonischen König Nebukadnezar im Jahre 597 v.Chr. beginnt das Exil der jüdischen Oberschicht in Babylon (Quellen z.B. Jer 52, 28-30; Auftauchen von hebräischen Namen auf babylonischen Urkunden), 539 v.Chr. wird Babylon durch den Perserkönig Kyros II. eingenommen und bleibt dann 200 Jahre lang persisch – der neue Eroberer ist dann Alexander der Grosse. Kyros lässt die Juden ziehen – die Perser werden als Befreier gefeiert.

So heisst es beim Propheten Esra 1, 1-2:
1 Im ersten Jahr des Kyrus, des Königs von Persien, erweckte der HERR – damit erfüllt würde das Wort des HERRN, das durch den Mund Jeremias gesprochen war – den Geist des Kyrus, des Königs von Persien, dass er in seinem ganzen Königreich mündlich und auch schriftlich verkünden liess: 2 So spricht Kyrus, der König von Persien: Der HERR, der Gott des Himmels, hat mir alle Königreiche der Erde gegeben, und er hat mir befohlen, ihm ein Haus zu Jerusalem in Juda zu bauen.

Die Deportierten waren nicht, wie man z.T. nach biblischen Texten (Psalm 137) meinen möchte, als Gefangene zur Sklavenarbeit gezwungen, ihre Lebensumstände waren komfortabel, sie konnten Handel, Landwirtschaft und Häuserbau betreiben, Karriere im Militär und am Hofstaat machen. Damit ihre Eigenart nicht im Vielvölkergemisch Babylons verloren gehe, wurde von ihren Priestern und Gelehrten die Besonderheit des Judentums und des jüdischen Glaubens betont. So wurde das babylonische Exil eine äusserst fruchtbare Zeit der jüdischen Theologie.

Die Entstehung des Jahwe-Glaubens auf dem Hintergrund des Zarathustrismus auszuleuchten, wäre das Thema eines ganzen Buches. Festhalten möchte ich, dass die Juden, deren Jahwe-Glauben gerade im Exil Form annahm und danach im 5.Jh.v.Chr. ausformuliert wurde, sicher Anregung bei Zarathustra gefunden haben.

Für zentral halte ich die folgende Aussage des Alttestamentlers Gerstenberger (Literaturangabe s.u.) zum Wandel der jüdischen Religionsauffassung:

«Wort und Wille Gottes wurden nun, nach dem Exil, durch einen Sprecher an die Gemeinde weitergegeben, sorgsam aufgezeichnet und ständig neu interpretierend für die späteren Generationen aufbereitet. Das bedeutete bis zu einem gewissen Grad eine Abkehr vom bisherigen priesterlichen Opferdienst, früher das unbestrittene Herzstück staatlichen religiösen Tuns. … Antrieb und Kraft für das Leben lagen in der „Weisung“ (Tora) JHWHs für sein ganzes Volk. …»


Zarathustra und der Islam

Nach dem Tod Mohammeds 632 n.Chr. unterwarf sein Nachfolger, Kalif Abu Bakr zuerst die abtrünnigen arabischen Stämme (sie hatten sich nur Mohammed verpflichtet gefühlt), danach folgten als neuer «Feind» Ostrom (Byzantinisches Reich) und Persien (Sassanidenreich), welche beide durch gegenseitigen Abnützungskrieg – in Persien zusätzlich durch Bürgerkriege – geschwächt waren.

Spannend hier ist, dass die Muslime natürlich auch ihren neuen Glauben nach Persien/Iran brachten und die zarathustrische Lehre im Laufe der Zeit praktisch zum Verschwinden brachten – wobei der Islam ja, zumindest vom Mythos her – auf Christen- und Judentum aufbaut und die letzteren wiederum vieles von den Zarathustriern «gelernt» haben. So schliesst sich der Kreis.

Die heute so strenggläubigen Iraner mit ihrem muslimischen Gottesstaat, den Ayatollahs, der Religionsgarde sind also erst nach kriegerischer Eroberung durch die Araber selbst Muslime geworden. Viele Zarathustrier sind vor ca. 1000 Jahren nach Indien und Pakistan emigriert, wo es heute noch ca. 120’000 von ihnen gibt. Im Iran selbst suchen sie die Anerkennung eines offiziellen Status für ihre Religion, v.a. in der Kurdischen Autonomen Region (ca. 150’000).


Schlussbemerkung – Fragen

Eine wichtige Fragestellung zum entstehenden Monotheismus ist es, ob dieser einzige Gott einzig nur für das betreffende Volk ist und im Kriegsfall natürlich auf einer Seite steht, die anderen Völker aber natürlich auch ihre Götter haben, oder ob es überhaupt nur diesen einen Gott gibt.

Hat die neue Ethik wirklich bessere Menschen hervorgebracht? Bei Betrachtung z.B. des 30-jährigen Krieges ist dies schwer zu bejahen. Sind Menschen mit anderen Religionen bzw. Göttern (Heiden!) per se minderwertig? Ist es denn unsere Pflicht, sie zu unserem Gott – dem einzig Richtigen – zu bekehren?

Warum bestimmen einige wenige «Propheten/Persönlichkeiten» (Zarathustra, Moses / Elias, Jesus, Mohammed; Budhha, Konfuzius) – es ist keine einzige Frau dabei! -, die vor Jahrtausenden gelebt haben, noch immer wesentlich unser Leben?

Ich füge als Abschluss dieses Essays einen Ausschnitt aus einem Spiegel-Interview mit dem Philosophen Max Horkheimer (1895-1973) zum Verhältnis von Politik und Moral bei (Der Spiegel, Nr.1-2, 1970) :

SPIEGEL: Woher wissen die denkenden Menschen, was gut ist?
HORKHEIMER: Ich habe geschrieben, dass Politik, welche nicht Theologie oder Metaphysik, damit natürlich auch Moral, in sich bewahrt, letzten Endes Geschäft bleibe.
SPIEGEL: Gute, moralische Politik sei also, meinen Sie, nicht ohne Theologie möglich?
HORKHEIMER: Zumindest nicht ohne ein Transzendentes.
SPIEGEL: Was meinen Sie damit?
HORKHEIMER: Wissenschaftlich betrachtet ist Hass bei aller sozial-funktionellen Differenz nicht schlechter als Liebe. Es gibt keine wissenschaftliche Begründung, warum ich nicht hassen soll, wenn ich mir dadurch in der Gesellschaft keine Nachteile zuziehe. Alles, was mit Moral zusammenhängt, geht logisch letzten Endes auf Theologie, jedenfalls nicht auf säkulare Gründe zurück, …

Auf die Frage, ob das auf GOTT hinauslaufe, sagt Horkheimer, es sei zumindest schwer, angesichts dieser Erde und ihres Grauens an einen allmächtigen GOTT zu glauben.

SPIEGEL: Was bleibt dann ?
HORKHEIMER: Sehnsucht danach, dass es bei dem Unrecht, durch das die Welt gekennzeichnet ist, nicht bleiben soll. Dass das Unrecht nicht das letzte Wort sein möge. Die Sehnsucht gehört zum wirklich denkenden Menschen.

Literaturhinweise:
Erhard S. Gerstenberger mit dem Artikel in «welt und umwelt der bibel 3/2011, Die Perserkönige: Mäzene Israels im Alten Iran» und sein dort erwähntes Buch «Israel in der Perserzeit, 5. und 4. Jahrhundert».

 

Othmar Keel «Die Geschichte Jerusalems und die Entstehung des Monotheismus, Göttingen 2007» (1384 Seiten!) oder bequemer und zeitsparend bei SRF, Sternstunde Philosophie vom 27.04.2008, wo Othmar Keel bei Roger de Weck zu Gast ist. Interessant ist auch die Sendung «Wissen und Ratgeber» vom 14.06.2017 mit dem Titel «Gottes Geschichte».

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Marcel Looser

Marcel Looser, Geb. 1950, lebt in Dietlikon bei Zürich, Altphilologe und Indogermanist, Gymnasiallehrer (Latein und Griechisch) a.d., Schulpräsident der Gemeinde Dietlikon a.d., als solcher Gewinner des Schweizerischen Schulpreises.

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