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Literarische Korrespondenz:
Werner Zimmermann an Alois Schöpf
Betrifft:
Transit- Sie haben vollkommen recht!

Sie sprechen mir aus dem Herzen, wenn Sie in Ihren Ausführungen zum Transitdilemma eine Entflechtung der Verkehrslawine fordern, in dem Sie auf die Kapazitätsgrenzen der Brennerautobahn hinweisen und mehrere Alpenübergänge für denTransitverkehr fordern.

Sie verlangen das, was LH Eduard Wallnöfer in seinem Transitverkehrskonzept wollte, aber leider nicht mehr durchsetzen konnte. Am Ende seiner politischen Laufbahn war er durch Krankheit geschwächt und hatte nicht mehr die Kraft sein Konzept durchzusetzen, das 3 Alpenübergänge in Tirol vorsah.

1. Im Westen Ausbau der Fernpassstrasse und Verlängerung in Form einer Schnellstraße oder Autobahn über den Reschenpass in die großen Industriegebiete der Lombardei und Piemont, sowie den Hafen Genua für Transporte nach Afrika.

2. Der Brennerpass für Transporte nach Nord- und Süditalien und als Touristenattraktion mit der Europabrücke, von Wallnöfer als Traumstraße der Alpen bezeichnet.

3. Im Osten die Verlängerung der Straße über den Achenpass in das Inntal und durch das Zillertal nach Italien: dort ist kurz nach der Tiroler Grenze die weiterführende Alemania-Autobahn bereits fertiggestellt – für Transporte nach Venetien, Balkan und Vorderasien. Die Verbindung des Zillertales nach Italien und zu den Stränden der Adria , also Berg- und Meeresluft zu verbinden, wäre eine Attraktion für den heimischen Tourismus und auch Anziehungspunkt für italienische Urlauber gewesen.

Der weitere Ausbau nach dem Konzept von LH Wallnöfer kam nie zustande, da neue politische verkehrsfeindliche Kräfte den Weiterbau verhindert haben und nunmehr die Verkehrsmisere in Tirol zu verantworten haben.

Die Situation derzeit ist die, dass der gesamte Transport von Gütern aus West-, Nord- und Osteuropa und aus Übersee, aus den Häfen von Rotterdam, Hamburg etc. mit Waren für Südeuropa, Nordafrika und Vorderasien durch das Nadelöhr Wipptal und Brenner gepresst wird.

Alle Maßnahem der Tiroler Landesregierung mit Verboten, Sperren und Schikanen mit dem Ziel, den Verkehr zu vermindern, sind gescheitert. Die Tiroler Verkehrspolitik, die ohne Empathie gegenüber den Nachbarn Italien und Bayern betrieben wurde und leider noch betrieben wird, ist gescheitert.

Vor 20 Jahren sind eine Million LKWs über den Brenner gefahren, heute sind es 2,5 Mio und bald werden es 3 Mio sein, denn Wirtschaft ist ein dynamischer Prozess und erfordert ein Transportsystem und Straßen, die dem Verkehrsaufkommen gerecht werden.

Die euphorisch angekündigte Vereinbarung auf der Festung Kufstein von der Einführung eines Slotsystems läuft auf eine neue und teure Bürokratie hinaus, die niemals in der Lage sein wird, den weiter zunehmenden Verkehr zu lenken.

Seit Jahren schreibe ich Leserbriefe, wandte mich gegen Blockabertigung und Nachtfahrverbot – letzteres ist ja Veranlasser der riesigen Staus in den Morgenstunden, die erst nach 10.00 – 12.00 einigermaßen aufgelöst werden können. Ich freue mich, dass Sie mit Ihrer viel gelesenen Kolumne einen Anstoss in die richtige Richtung gegeben haben und hoffe dass Ihre Worte auch Gehör finden werden.

Kurz noch einiges zu meiner Person: Ich bin 94 und gehörte 1947 zum Gründerteam der Tiroler Röhren- und Metallwerke (TRM) und war damals als junger Angestellter als Beauftragter des Vorstandes tätig. Zu meinen Aufgaben gehörte die Verbindungen zu den Behörden und zur Landesregierung herzustellen. Ich hatte bereits 1948, als Eduard Wallnöfer in den Landtag einzog und kurz darauf Landesrat für Landwirtschaft wurde, zu ihm engen Kontakt.

Wallnöfer, den ich als Schöpfer des modernen Tirols bezeichne und als solchen auch kennengelernt habe: Er hat die Inntalfurche industrialisieirt und damit Arbeitsplätze vor allem für die weichenden Söhne aus der Landwirtschaft geschaffen und er hat das Kraftwerk Achensee als Energiespender weiter ausgebaut. In der engen Zusammenarbeit, die sich mit Wallnöfer entwickelte, kamen in Zusammenarbeit mit dem St.Johanner Ing. Luis Vigl, auch ein international bekannter Bergsteiger und Techniker, einige Studien zustande wie:  Ausbau einer Notwasserversorgung durch das Inntal bis Kufstein; Einbau eines begehbaren Kollektors in den Mittelstreifen der neuen Autobahn, in dem alle Versorgungsleitungen, Wasser, Gas und Stromkabel zugänglich für Wartungsarbeiten einzubauen gewesen wären.

Die Umsetzung dieser Studien scheiterten am Einspruch, wegen zu hoher Kosten, der Wiener Ministerialbürokratie – nach unseren Berechnungen hätte sich der Kilometer Autobahn nur um Promille verteuert. Aber mit nicht sichtbaren Einbauten konnte man keine Öffentlichkeitswirkung erzielen, wie etwa mit dem spektakulären Autobahnanschluss des Stubaitales oder mit der Europabrücke.

Wallnöfer unterstützte die TRM, weil sie jene Rohre herstellte, die Wallnöfer für die Infrastruktur der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes, der ja alle Wirtschaftszweige, den Tourismus und die Industrie umfasst, benötigte. Und weil die TRM auch Hunderten weichenden Bauernsöhnen Arbeit gab.

Wallnöfer war auch Südtirolreferent, und als der Bergbau im Ridnauntal Bergknappen freistellen musste, übernahm die TRM solidarisch mit den Menschen in Südtirol 150 Bergleute in den Gießerei- und Hüttenbetrieb der TRM.

Ich glaube, Herr Schöpf, Sie dürften der Sohn von der sehr bekannten und beliebten Wirtin Paula des Wilden Mannes in Lans sein,die von der TRM sehr geschätzt wurde und wo wir häufig zu Gast waren und gerne dort in- und ausländische Gäste einluden. Der Wilde Mann wurde in unserem Sprachgebrauch, wegen der häufigen Aufenthalte als unser Wohnzimmer bezeichnet.

Ich habe ab 1968 bis 1991 als Direktor für Marketing und Vertrieb den weltweiten Verkauf in Afrika, Asien und Sowjetunion aufgebaut. Es waren schöne und erfolgreiche Zeiten, die jetzt von der TRM nun nicht mehr als Aktiengesellschaft, sondern fortgeführt als GmbH, als Familienbetrieb der Famile Kloger, erfolgreich in aller Welt tätig ist.
Mit besten Grüßen aus Kitzbühel, Glück auf!

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