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Literarische Korrespondenz:
Walter Plasil an den Tiroler Landeshauptmann
Anton Mattle und
die Präsidentin des Tiroler Landtags
Sonja Ledl-Rossmann
Betrifft:
Todesanzeige zum Tod von Bischof Kothgasser

Ich nehme Bezug auf die Todesanzeige in der Tiroler Tageszeitung vom 24.02.2024 zum Tod von Bischof Alois Kothgasser.

Ich gehe davon aus, dass Sie in Ihren Ämtern, in die Sie demokratisch gewählt wurden, so aufzutreten haben, dass sich alle Tiroler von Ihnen vertreten fühlen können. Demnach vertreten Sie in gewissem Sinne bei öffentlichen Anlässen auch mich.

Somit zur Todesanzeige: Der dabei vom Land Tirol veröffentlichte Text erstaunt mich sehr. Dazu darf ich vorausschicken, dass ich in Tirol lebe und religionsfrei bin.

In der Todesanzeige wird verkündet, dass der Verstorbene zu seinem Schöpfer heimgekehrt sei. Das ist für mich verstörend, weil Sie als meine Vertreter davon ausgehen, ein Schöpfer(?) hätte den Verstorbenen (von wo aus?) einst ausgeschickt.

Das ist denn doch eine sehr kühne Behauptung, deren Nachweiskette äußerst dünn ist.

Auch die Heimfahrt oder gar die Ankunft der sterblichen Überreste des Verblichenen bei diesem Schöpfer scheint mir alles andere als gesichert zu sein.
Obwohl Sie das behaupten, hege ich daran ernsthafte Zweifel.

Ferner heißt es, das Land Tirol gedenke seines unvergesslichen Oberhirten.
Ich fühle mich als Bewohner des Landes Tirols überrascht, denn ich hatte nie einen Oberhirten. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich diese Tatsache nicht vergessen habe.

Ich ersuche Sie daher sehr freundlich, aber bestimmt, dass Sie derartige Todesanzeigen, wenn Sie diese Formulierungen beibehalten möchten, künftig als Privatpersonen schalten.

Jedenfalls liegt mir dran, deutlich festzuhalten, dass ich mich als Landesbürger in dieser Todesanzeige nicht von Ihnen vertreten sehe.
Mit der Bitte um freundliche Kenntnisnahme

PS
Ich erlaube mir, mein schriftliches Ansinnen auch weiteren Personen zukommen zu lassen.


Die Todesanzeige: https://traueranzeigen.tt.com/traueranzeige/2024-02-24-alois-kothgasser-456457

Walter Plasil

Walter Plasil, Jahrgang 1946, geboren in München, aufgewachsen in Wien, seit 1971 in Innsbruck. Führte viele Jahre das INGENIEURBÜRO WALTER PLASIL für Technische Gebäudeausrüstung und Energieplanung und war als Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger tätig. Walter Plasil: „Ich war immer ein Vielschreiber und habe nun, nachdem meine bisherige Tätigkeit dem Ende zugeht, Zeit und Lust dazu, auch zu veröffentlichen. Mein neuer Beruf daher: „Literat.“

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Walter Plasil

    Sehr geehrter Herr Mag. Kurzthaler!
    Vielen Dank, dass Sie mir Ihren Kommentar zu meinem Schreiben übermittelt haben.
    Entweder, ich habe es unklar formuliert, oder ich bin nicht verstanden worden.
    Über die Verdienste des verstorbenen Herrn Kothgassers möchte ich mich nicht äußern.
    Selbstverständlich darf das offizielle Land Tirol eine Todesanzeige schalten. Das Land hat ihm ja auch ein Ehrenzeichen verliehen.
    Was Sie aber nach meiner Meinung nicht dürfen, ist, darin Behauptungen zu formulieren, die Sie nicht beweisen können.
    Um es deutlicher auszudrücken: Als logisch denkender Mensch möchte ich gerne wissen, woher das Land Tirol die Information hat, dass der Verstorbene zu seinem Schöpfer heimgekehrt ist.
    Dann war zu lesen, dass der Verstorbene der Oberhirte des Landes Tirol gewesen sei. Auch das ist eine Behauptung, die nicht stimmt.
    Ich bestehe darauf, dass sich das offizielle Land Tirol einer Sprache bedient, die nicht aus einem religiösen Glaubensgebilde stammt.
    Das Land Tirol an sich ist nicht katholisch. Eine immer noch große Zahl der Bewohner ist katholisch, aber schon lange nicht mehr alle.
    Religion und Staat müssen getrennt sein. Jeder, natürlich auch Sie, dürfen glauben, was Sie wollen. Dafür trete ich vehement ein.
    Aber wenn Sie sich als offizielle Stelle Land Tirol äußern, hat religiöses Vokabular dabei nichts verloren.
    Ich hoffe, dass ich verstanden worden bin.
    Nochmals Dank, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, mir zu schreiben. Ich weiß das zu schätzen, weil es leider nicht selbstverständlich ist.
    Mit freundlichen Grüßen

  2. Florian Kurzthaler

    Hochgeschätzter Herr Literat Plasil!
    Danke vielmals für Ihr Mail an Landeshauptmann Anton Mattle und Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann, die mir Ihre Nachricht umgehend weitergeleitet haben, verbunden mit dem Ersuchen, Ihnen direkt zu antworten, was ich folgend gerne mache.
    Diese Todesanzeige verfolgte die Intention, das zu Lebzeiten vorbildliche Wirken des Kirchenoberhauptes der größten Glaubensgemeinschaft hierzulande entsprechend zu würdigen. Dieses vorbildliche Wirken war nicht nur innerhalb der röm.-kath. Glaubensgemeinschaft, sondern weit darüber hinaus in den gesamtgesellschaftlichen Bereich zu beobachten. Wie bereits in der Todesanzeige beschrieben: Bischof Kothgasser hat sich Zeit seines Lebens in den Dienst der Allgemeinheit gestellt und ein friedvolles Zusammenleben aller – ganz egal ob und welchem Glaubensbekenntnis gefolgt wurde – gefördert. Ein Vermächtnis, das in Zeiten wie diesen wichtiger ist denn je.
    Dass wir mit unseren Zeilen Ihre Vorstellungen einer ausgewogenen Todesanzeige nicht getroffen haben, nehmen wir selbstreflektierend zur Kenntnis. Es war nicht unsere Absicht, die Zeilen so zu wählen, dass Sie sich damit nicht vertreten fühlen.
    Mit der höflichen Bitte um Nachsicht verbleiben wir
    mit freundlichen Grüßen
    Florian Kurzthaler, Vorstand der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit

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