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Literarische Korrespondenz:
Ronald Weinberger an Gerda Walton
Betrifft:
Tour de Toilette

Sehr geehrte Frau Walton!

Also, würde ich zu ihr sagen, wenn mir Frau Walton gegenüber säße, in Ihrem allerletzten Absatz Ihres 1. Teils würde ich ein einziges Wort austauschen und durch seinen Antagonisten ersetzen, nämlich das Lachen. Und was die Türklinkenproblematik am Ende Ihres 2. Teils angeht: Ach, wie recht Sie haben!

Wobei nunmehr freilich nicht Damen wie in Ihren Ausführungen gemeint sind, sondern einzig und alleine Herren – nein, nicht Herren, sondern Männer! 

Der Grund: Da hat doch glatt ein penisbewehrter Mitmensch vor längerem (bis 2018) und lange Zeit hindurch ebenfalls eine Tour de Toilette, die ihn unter anderem sogar bis China (nicht nur SIE waren im Land der Mitte einschlägig unterwegs!) und nach Japan brachte, durchgezogen – und die ganze Misere sogar ausführlich in einem Buch beschrieben!

Nun Schluss mit der herbeiphantasierten Rede – und in medias res. Aus vorhandenem Anlass verweise ich auf ein mit Fotos und diversen Grafiken hochgerüstetes 136-Seiten-Sachbuch, das 2020 erschien, den Titel Am Pissoir ist Hygiene rar trägt, vor Fakten aber auch Humor (!) geradezu trieft, und das von einem Kerl verfasst wurde, der sich des Autor-Pseudonyms Uri Har bediente, wobei das hinzuzudenkende Anfügen eines n an Vor- und Nachname jegliches rätseln leicht macht.

Da wurden, man lese und staune, in mehreren Staaten,auch bei uns hier, insgesamt 2.260 Pisser und ihr Tun in öffentlichen WCs beobachtet – und, schlimmer noch, beschrieben, sowie auch statistisch bewertet. Schockschwerenot! Ich meine solcherart Beobachtungen UND deren Ergebnisse!

Was wird diesen Uri Har wohl bewogen haben, sich in pissoirales Ambiente begeben zu haben? Ähnliche oder gar dieselben Gründe, weshalb Frau Walton sich zu ihren toilettösen Schilderungen hinreißen ließ? Wer weiß… 

Nun, ER weiß. Und ich kenne den Schreiberling des erwähnten Buches. Der bedient sich sonst nie eines Pseudonyms. Aus brunz-, pardon, prinzipiellen Gründen. Wird halt Angst davor gehabt haben, dass man ihm, falls als Autor mit Klarnamen auftretend, im übertragenen Sinne ans Bein pinkeln würde.

Wenn sich Frau Walton das nächste Mal in einem öffentlichen WC niederlässt, dann möge sie den einen oder anderen Gedanken auch an das andere Geschlecht verschwenden. Selbiges hat nämlich so manch zusätzliches Problem zu handhaben.

Herzlich Ihr Ronald Weinberger alias Uri Har

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Ronald Weinberger

Ronald Weinberger, Astronom und Schriftsteller, 1948 im oberösterreichischen Bad Schallerbach geboren, war von 1973 bis 1976 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg. Von 1977 bis zum Pensionsantritt im Dezember 2011 war Weinberger an der Universität Innsbruck am Institut für Astronomie (heute Institut für Astro- und Teilchenphysik) als Fachastronom tätig. Als Schriftsteller verfasst Weinberger humorvolle Kurzgedichte und Aphorismen, aber auch mehrere Sachbücher hat er in seinem literarischen Gepäck: Seine beiden letzten Bücher erschienen 2022 im Verlag Hannes Hofinger, im Februar das mit schrägem Humor punktende Werk "Irrlichternde Gedichte" und im September das Sachbuch „Die Astronomie und der liebe Gott“ mit dem ironischen, aber womöglich zutreffenden, Untertitel „Sündige Gedanken eines vormaligen Naturwissenschaftlers“.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. c. h. huber

    oh, das wächst sich ja wirklich zur anekdote aus, lieber alois! hatte mich zwar gewundert, diesen fehler nicht gesehen zu haben trotz endkontrolle, aber sowas kann ja passieren. durch dein „geständnis“ weißt du, wissen nun aber alle leser und leserinnen, was miktion heißt – ein gewinn!
    danke!

  2. c. h. huber

    wirklich zum lachen, fürwahr, der fehlerteufel schläft nicht und nie – oder wars freud, der meinen tippfinger beeinflusst hat? es soll natürlich miktion (wasserlassen, oder pieseln, usw.) und nicht diktion heißen! sorry, ihr lieben leute!

    1. schoepfblog

      Mein Fehler, liebe Christine. Ich habe, oh Schande, das Wort nicht gekannt und auf Diktion hin korrigiert.
      Pardon! Bin wieder einmal gescheiter geworden.
      A. Schöpf

  3. c. h. huber

    wollte gerade frau walton auf das oben besprochene buch aufmerksam machen – ich kenne es erfreulicherweise bereits und auch den autor, der sich in diesem speziellen fall hinter einem pseudonym versteckt hat. nun ist das also nicht mehr erforderlich und jeder/jede kann sich selbst ein bild von den nöten oder dem eigentlich notwendigen nach männlicher miktion machen – noch dazu gewürzt mit viel humor!

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