Literarische Korrespondenz:
Hannes Hofinger an Alois Schöpf
Betrifft:
Reden mit der FPÖ?
Lieber Alois!
„Man muss nicht Mitglied der FPÖ sein, ja nicht einmal Sympathisant, um das Statement Anton Mattles, mit den Blauen nicht koalieren zu wollen, als bedenklich einzustufen.“
So beginnt Dein „Apropos“ in der T.T.
Ich teile diese Meinung in keiner Weise.
Bedenklich würde ich jede Partei einstufen, welche eine Koalition mit dieser Partei NICHT ausschließt. Uns rinnen die Gletscher davon, Unwetter häufen sich, halb Pakistan ersäuft, in anderen Teilen brennen riesige Wälder nieder. Aber der Parteichef der Blauen erklärt uns, dass es ja eh keinen Klimawandel gibt.
Die Pandemie – die es seiner Meinung nach nicht gibt – würde er von Tierärzten bekämpfen lassen. Und alle, alle anderen Probleme sind ganz einfach zu lösen. Man muss nur alle Ausländer loswerden.
Was willst Du mit so einer Partei verhandeln? Worüber? Klimawandel? Pandemie? Soziales?
Aber keine Angst, lieber Alois. Wenn sich nach dem Ende der Kurz-Partei in wenigen Tagen die Mattle-Partei zerbröselt, dann wird es keinen Mattle mehr geben und sein Nachfolger wird sich nicht an Zusagen halten, welche der gescheiterte Mattle gemacht hat.
Vielleicht kommt ja nach Kurz und Mattle eine gewisse ÖVP an die Macht?
Momentan bereitet mir jede Variante Brechreiz.
hannes
Lieber Hannes!
Meine Überzeugung, weshalb man die FPÖ nicht ausgrenzen sollte, kann ich nur mit den Worten von John Stewart Mill umschreiben, die ich an das Ende meines allerersten Artikels im schoepf Blog setzte.
Alois
„Wir haben nun also erkannt, dass für das geistige Wohlbefinden der Menschheit (wovon alle andere Wohlfahrt abhängt) die Freiheit der Meinung und die Freiheit, diese auch auszudrücken, notwendig ist, und zwar aus vier Gründen, die wir kurz wiederholen wollen.
1. Wenn man eine Meinung zum Schweigen zwingt, so kann sie doch, soweit wir wissen können, richtig sein. Das leugnen, hieße unsere eigene Unfehlbarkeit beanspruchen.
2. Mag auch die zum Schweigen gebrachte Meinung irrig sein, so kann sie doch – was häufig genug vorkommt – ein Körnchen Wahrheit enthalten. Und da die allgemeine oder die vorwiegende Meinung über eine Sache selten oder niemals die ganze Wahrheit enthält, hat der übrigbleibende Teil nur durch Zusammenprallen entgegengesetzter Meinungen Gelegenheit, unterstützt zu werden.
3. Selbst wenn die überlieferte Meinung nicht nur die Wahrheit, sondern sogar die ganze Wahrheit enthielte, so würden die meisten derer, die sie teilen, sie nur als eine Art Vorurteil annehmen, mit wenig Verständnis oder Sinn für ihre verstandesmäßige Begründung, wenn man nicht zulässt, ja sogar darauf besteht, sie in vollem Ernst zu bekämpfen. Und nicht nur dies, sondern
4. auch der Sinn der Lehre selbst wird in Gefahr sein, verloren zu gehen oder geschwächt und seines lebendigen Einflusses auf den Charakter und die Handlungsweise beraubt zu werden. Das Dogma wird ein rein formales Bekenntnis, wirkungslos für das Gute, doch wird es den Grund überdecken und dadurch das Wachstum einer wirklichen, von Herzen gefühlten Überzeugung aus Vernunft oder Erfahrung verhindern.“
John Stuart Mill, Über die Freiheit, Reclam 3491
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Lieber Herr Hofinger, ich teile ihre Meinung zum Thema „Reden mit der FPÖ“. Ich denke, wir müssen auch hier unterscheiden, zwischen dem „mit denen Reden“ und mit denen eine Koalition eingehen.
Auch bei John Stuart Mill lese ich nur heraus, dass es ums Reden geht.
LG Walter Plasil