Helmuth Schönauer
ORF-Tirol gendert auf Italienisch.
Stichpunkt

1.
Griassinnen Tattas und griaßenk Tattinnen! – Wer am Sonntag von einer Dialektsendung ungestümen Ausmaßes geweckt wird, ist meist aus Versehen auf der Guten-Morgen-Schiene des Landesstudios Tirol gelandet. Dort wird tatsächlich in einem Dialektgemurmel mit Hilfe der KI herumgesäuselt, und dort werden fallweise im Dialekt Berufe gegendert, die es so weder in Echt noch auf Sendung gibt.


2.
Seit die ORF-Gebühren zwangsweise eingetrieben werden ohne Chance, sowohl dem ORF als auch den Gebühren irgendwie zu entkommen, ist die Stimmung im Land ziemlich umgeschlagen. Der ORF wird nicht mehr als etwas von uns empfunden, worin Menschen wie wir für uns arbeiten, sondern als indoktrinäre Informationsmaschine, die uns aufs Aug und Ohr gedrückt wird.

Die Stimmung der Zwangsbeglückten schwankt zwischen Freude, endlich puren Scheiß konsumieren zu dürfen, und Ablehnung, wonach alles eine Lügenpresse sei.

Man gönne sich einen kleinen Schwenk auf die neuen Bundesländer in Deutschland, wo die AfD (Alternative für Deutschland) dezidiert die Auflösung des Öffentlich Rechtlichen Sendesystems fordert, nicht zuletzt dadurch befeuert, dass sich der RBB-Sender aus Brandenburg Millionengagen und Giga-Gebäude bewilligt hat, ohne jegliche Rücksprache mit dem von ihm beschallten Volk.


3.
Während man beim ORF zum Unterschied zur Kirche nicht austreten kann, kann man bei diversen Wahlen etwas bewirken, indem man ein Programm ab- oder anwählt.

Um das Gendern ist es im ORF ruhig geworden, seit in NÖ die Regierung dezidiert Richtlinien herausgegeben hat, wie in öffentlichem Verkehr gegendert werden muss. Seither merkt man den Unterschied, wenn man zwischendurch Puls 4 schaut, wo sich die emanzipierten Sprech-Kräfte mit Glucksen und Pausen durch die Sätze würgen.

Der ORF hat es also in diesem Punkt kapiert, dass er sich letztlich selbst zerstört, wenn er die Sprache der Beschallten zerstört.


4.
Eine Ausnahme dieser Korrektur bildet das unsägliche Südtirol heute. In dieser Sendung, die in Bozen gemacht wird, drucksen die Sprechenden herum, der Vorderteil der Wörter ist männlich, der hintere weiblich, der vordere Teil der Zeitwörter ist italienisch, der hintere deutsch.

Wenn in Programmhinweisen der Kauderwelsch schriftlich angeboten wird, arbeitet die Redaktion mit den Doppelpunkten mitten in den Wörtern, sodass jeder Text wie ein geschrumpftes Vokabelheft wirkt. Zyniker sagen, die Südtiroler sprechen eh schon längst nicht mehr Deutsch, und durch diese Zwangssendung sollen wir sehen, wie kaputt wir Deitsche werden, wenn wir in den italienischen Spracheinfluss gelangen.


Im Ernst:
Warum muss ich zwangsbeglückt vom Öffentlich Rechtlichen in Österreich täglich eine Sendung aus Italien empfangen, die in Thematik, Kompetenz und Relevanz jenseits öffentlichen Interesses ist? Während der ORF auf österreichischem Staatsgebiet korrigiert werden kann, indem ich richtig bei Bundes- und Landtagswahlen wähle, habe ich keine Chance, das Südtiroler Gestammel abzuwählen.

In einer vermutlich rechtsfreien Zone gendern die Südtiroler ORFler unter italienischer Sprachflagge und erklären womöglich noch, dass das Deutsch ist.

Wen muss ich wählen, damit dieses Südtiroler Sendedesaster beendet wird?
Ich bitte die Parteien um Vorschläge, damit ich mich mit meiner Stimme erkenntlich zeigen kann. Achtung: Das ist ein Korruptionsangebot!

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Helmuth Schönauer

Helmuth Schönauer (* 23. September 1953 in Innsbruck) ist Schriftsteller und Bibliothekar an der Universität Innsbruck. In seinen Romanen beschreibt er das Alltagsgeschehen skurriler Randfiguren auf dem Weg nach oben. Als beinahe lückenloser Rezensent der Tiroler Gegenwartsliteratur ist er Vertreter der "low lectured edition". Im sechsbändigen Tagebuch eines Bibliothekars sind knapp 5000 Rezensionen aus den Jahren 1982–2018 zu einem durchgehenden Fließtext zusammengefasst, der chronologisch nach Erscheinungsweise der rezensierten Bücher geordnet ist. Dadurch ergibt sich eine zeitgenössische Geschichtsschreibung anhand von Lektüre. Schönauer ist Mitglied der Grazer Autorinnen Autorenversammlung.

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