Helmuth Schönauer
Schi Heute
Stichpunkt

Zu Beginn diesen Jahres gab es ziemlichen Aufruhr im auf- und abgeklärten Land Tirol: im ORF wurden nämlich allerhand Führungskräfte ausgetauscht wie nach einem Putsch, der aber niemals stattgefunden hat.

Das Landesstudio Tirol hat seither in der Direktion einen gewaltigen Austausch zu verkraften. Einem unglücklich agierenden Osttiroler ist nämlich eine schi-affine Südtirolerin als Intendantin nachgefolgt. Als Qualifikation für den Job führt sie an, dass sie staatlich geprüfte Schilehrerin ist.

Dann wartet das Publikum, ob etwas geschieht. Auf Veränderungen angesprochen sagen Kenner der Lage monatelang, dass solche erst nach den Landtagswahlen zu erwarten seien.

Jetzt sind die Wahlen geschlagen und die von der neuen Regierung Betroffenen können sich ausrechnen, welchen Kurs sie als Untertanen fahren müssen. Prompt gibt es auch in „Tirol heute“ ein sagenhaft neues Programm.


Hier ein zufällig herausgegriffener Tag von „Tirol heute“ nach der Wahl:

– Liebesbetrug im Internet.

– Der Eiskanal in Igls soll nun doch für die Olympischen Spiele 2026 in Mailand herangezogen werden, weil die Kosten für den Relaunch sonst in energieschwachen Zeiten kaum vermittelbar wären.

– Auto-Brand auf der Brenner-Autobahn: Trotz Baustelle an der Luegbrücke flottes Weiterkommen!

– Therme in Ischgl endlich für die Wintersaison eröffnet!

– Zwei Stützen der Zettersfeldbahn in Lienz unter Beobachtung.

– Schigebiete in Südtirol stehen vor der großen Kostenfrage.

– APA macht Rundruf durch die Schigebiete Österreichs: Schifahren wird teurer!

– Ein Osttiroler Senfhersteller verkauft seinen Senf über SPAR. (Der Beitrag ist nicht als Werbung gekennzeichnet!)

– In Hall erfreuen sich zwei Kaligraphinnen an der eigenen Handschrift, die man auch medizinisch gegen Demenz einsetzen kann.

Nach der Sendung gehen überall im Land die Türen auf und die Leute schauen, an welcher Adresse sie eigentlich wohnen. Und ob sie nicht über Nacht in ein Altersheim verschoben wurden, wo sie diese scharfe Sendung künftig zum täglichen Eindösen anschauen müssen.



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Helmuth Schönauer

Helmuth Schönauer (* 23. September 1953 in Innsbruck) ist Schriftsteller und Bibliothekar an der Universität Innsbruck. In seinen Romanen beschreibt er das Alltagsgeschehen skurriler Randfiguren auf dem Weg nach oben. Als beinahe lückenloser Rezensent der Tiroler Gegenwartsliteratur ist er Vertreter der "low lectured edition". Im sechsbändigen Tagebuch eines Bibliothekars sind knapp 5000 Rezensionen aus den Jahren 1982–2018 zu einem durchgehenden Fließtext zusammengefasst, der chronologisch nach Erscheinungsweise der rezensierten Bücher geordnet ist. Dadurch ergibt sich eine zeitgenössische Geschichtsschreibung anhand von Lektüre. Schönauer ist Mitglied der Grazer Autorinnen Autorenversammlung.

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