Helmuth Schönauer
ORF-Schilehrerin
Stichpunkt
Aktualität ist im Landesstudio Tirol ein dehnbarer Begriff. Während man über jedes Mitglied der Tiroler Einheitspartei schon einen kleinen Nachruf vorbereitet hat, sollte es unerwartet von der Bühne des Lebens getragen werden müssen, wird man bei Nachrückungen und Neubestellungen immer am falschen Fuß erwischt.
Dieser Tage kam es zu einer für das Studio am Rennweg völlig überraschenden Personalentscheidung in Wien, die man in der Provinz wie gelähmt und in Trance zur Kenntnis nahm. Der Direktor des Hauses wird mit Jahresbeginn ausgetauscht und durch eine „Vollblutjournalistin“ ersetzt. Grund ist die Installation eines Generalintendanten, der sein neues Team vor allem nach Gender-Kriterien auswählen muss, so steht es in seinem Programmentwurf drin.
Die Redaktion in Tirol, die üblicherweise eine Woche braucht, um eine Nachricht zu formulieren, hatte nun ein doppeltes Problem. Erstens musste man den bisherigen Direktor verschwinden lassen, man tat dies mit der schönen Fügung „wird noch bis Jahresende zur Verfügung stehen“, und zweitens musste man die Neue mit ein paar netten Sätzen willkommen heißen.
In dieser Begrüßungsnachricht tauchte dann mehrmals das Wort „Vollblutjournalistin“ auf. Als geographische Bezeichnungen wurden Südtirol, Wien und Innsbruck vorgetragen, und schließlich musste man noch den Überlebenssatz unterbringen: „Sie ist staatlich geprüfte Schilehrerin!“
Damit wollte man offensichtlich zeigen: Sie ist eine von uns und entspricht der Vorgabe, wonach man in Tirol gewisse Wochen im Jahr auf der Piste verleben muss, damit man überhaupt jemand ist.
Für hellhörige Gemüter, die mit der Schi-Industrie nichts am Hut haben, gingen jedoch die Lichter der Erwartung aus. Wenn nämlich Schifahren im ORF eine berufliche Qualifikation ist, warum nicht auch Lesen, Fischen oder Tanzen?
Liegt die Fixierung auf die Wedel-Qualifikation eher bei der Redaktion, die nichts anbrennen lassen wollte im Umgang mit der Neuen, oder bei der Neuen, die sich mit diesem Klischee beliebt machen wollte? Wer einmal im Umgang mit dem Schifahren seine Unschuld verloren hat, argwöhnt hinter allem eine Verschwörung, die sich beim Einsetzen des Frühjahrs meist wieder legt.
Vermutlich ist der bisherige Direktor zu wenig Schi gefahren, könnte man im Umkehrschluss vermuten. Seine Piste ist jedenfalls beendet. Begrüßungsworte können ganz schön hart sein.
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Wohin der Genderwahn führt sieht man ja auch bei den deutschen Grünen. Nichts wurde es mit der
Kanzlerschaft. Leider hat dieser Wahn auch schon konservative Kreise erreicht.
Die Abwahl hat wohl weniger mit Schifahren zutun. Er hat nur das falsche Geschlecht. Wird wohl irgendwo einen Versorgungsposten bekommen.
Ralph Holtfeuer