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Hannes Hofinger
Michi und Moni
Ein Dialog

„Moni, ich blick jetzt nicht mehr durch, das geht mir zu schnell. Weißt DU, wer jetzt Finanzminister ist?“
„Vorarlberg.“
„Vorarlberg? Im Ernst? Ist doch für so ein wichtiges Ministerium viel zu klein.“
„Es kommt doch nicht auf die Größe an. Die Größe ergibt sich aus der Macht des Landeshäuptlings.“
„Und Bildungsminister ist wer?“
„Steiermark.“
„Innenminister?“
„Niederösterreich.“
„Verteidigungsminister?“
„Niederösterreich“
„Bundeskanzler?“
„Niederösterreich.“
„Hat denn die Mikl-Leitner geputscht?“
„Ich glaube nicht, obwohl. Schon seltsam. Da bleibt ja für die restlichen Bundesländer nichts mehr übrig.“
„Unsinn. Kärnten ist Landwirtschaft und Salzburg Arbeit und Oberösterreich ist Familie.“
„Und Tirol?“
„Angeschlagene Wirtschaft.“
„Warum?“
„Was, warum?“
„Warum angeschlagen?“
„Ja, die war ja schon ewig auf der Abschussliste. Wegen dem Kaufhaus Österreich!“
„Und?“
„Der Günther hat gesagt, Tirol kann man nicht so einfach aus dem Spiel nehmen. Und weil der Günther angeblich einer der Mächtigen ist, haben die restlichen Bundesländer gekuscht.“
„Ich mag ihn nicht mehr“
„Wen?“
„Den Günther. Zuerst schaut er grantig aus der ZIB in meinem Fernseher und schwört wie der Tiroler Landsturm dem Kanzler ewige Treue und sagt, dass es keine Regierung ohne den geliebten Kanzler geben wird. Und am nächsten Tag weiß er von nichts. Und am übernächsten Tag sagt er, dass er die Entwicklung der Pandemie vor zwei Wochen unmöglich und überhaupt und gar nie hätte vorausahnen können. Dabei haben es jeden Tag zehn Experten prophezeit, aber ein Günther lässt sich doch nicht von einem dahergelaufenen Virologen die Wissenschaft erklären. Wer bin ich denn? wird er sich gedacht haben. Und deshalb mag ich ihn nicht mehr.“
„Du schweifst ab. Ich weiß immer noch nicht, wer Außenminister ist.“
„Ein Ausländer. Wie es sich für das Außenamt gehört. Ein Schweizer und ein Adeliger. So, wie damals die Habsburger angefangen haben. Sind auch aus der Schweiz eingewandert und haben uns überrannt und halb Europa zusammengeheiratet und alles zusammengehauen, was im Weg stand. Und? Was hatten wir davon? Was ist uns geblieben? Ich sage Dir: Wehret den Anfängen. Das kann niemals nie gut ausgehen.“
„Hast ja eh recht, Moni. Jetzt steig endlich aus deinem Dirndl. Wir müssen unsere Staatsbürgerpflicht erfüllen, bevor es nur noch die Ausländer tun.“

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Hannes Hofinger

Hannes Hofinger (* 21. Dezember 1947 in St. Johann in Tirol) ist ein österreichischer Schriftsteller, Bibliothekar und Verleger. Hannes Hofinger ist Chronist und Heimatforscher und verlegt vor allem Kleinodien aus der Umgebung von St. Johann in Tirol.

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