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H.W. Valerian
Sich zu zieren wär’ viel schlauer.
Notizen

Es muss wohl mehr als zehn Jahre her sein: Ich unterrichtete in „meiner“ fünften Klasse an der HTL; das „mein“ drückt hier natürlich keinen Besitzstand aus, vielmehr handelte es sich um Burschen, mit denen ich gut auskam und zu denen im Laufe der Jahre eine freundliche Beziehung entstanden war.

Wie auch immer – während der Stunde kamen plötzlich zwei der Klassenmitglieder in den Lehrsaal.
„Öha“, sagte ich, „wo kommt’s denn ihr her?“
„Wir waren beim Fachlehrer P–“
„Und wieso?“
„Wir planen ein Denkmal.“
„Ihr plants was?“
„Ein Denkmal. Für den Schlierenzauer.“

Der war ein Kind unserer Gemeinde und hatte in dieser Saison einen Titel errungen. Vielleicht sogar mehrere, keine Ahnung. Weltmeister oder so ähnlich.

Dass unsere Schule damit beauftragt wurde, lag auf der Hand. Nicht nur verfügte sie über eine richtige Schmiede, sondern in Person eben dieses Fachlehrers auch über künstlerische und kunsthandwerkliche Kompetenz.

Schön. Doch dürfte ein solches Maß an alpenländischer Muskel- und Schiverehrung wohl eines meiner donau-österreichischen Gene gereizt haben, vielleicht auch das Kaffeehaus-Gen oder – eng damit verbunden – das Wortspiel-Gen. Oder beide.

Jedenfalls sprudelte es aus mir heraus, ohne dass ich mich besinnen konnte:

Sich zu zieren wär’ viel schlauer
als zu bau’n fürn Schlierenzauer!

H.W. Valerian

H.W. Valerian (Pseudonym), geboren um 1950, lebt und arbeitet in und um Innsbruck. Studium der Anglistik/Amerikanistik und Germanistik. 35 Jahre Einsatz an der Kreidefront. Freischaffender Schriftsteller und Journalist, unter anderem für "Die Gegenwart". Mehrere Bücher. H.W. Valerian ist im August 2022 verstorben.

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