Franz Mathis
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Notizen

Wenn man sich fragt, wie sehr die Impfung in der Lage ist, die Pandemie zu bekämpfen, macht es keinen Sinn, einzelne Länder miteinander zu vergleichen. Zu verschieden sind die Maßnahmen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten gegen die Verbreitung des Virus gerade gültig sind.

Statt dessen genügt ein Blick auf die heimischen Intensivstationen: wenn diese in den Wochen vor Weihnachten zum allergrößten Teil mit Ungeimpften belegt waren, obwohl sie inzwischen nur den kleineren Teil der Bevölkerung ausmachen, geht daraus klar hervor, dass die Geimpften zumindest gegen einen schweren Verlauf der Krankheit besser geschützt waren als die Ungeimpften.

Und wenn die Belegung der Intensivstationen mit Corona-Kranken inzwischen wieder zurückgegangen ist, verdanken wir dies abermals – wie schon bei den Rückgängen davor – vor allem dem Lockdown, der wiederum als Notbremse gezogen wurde, um eine Überbelastung der Krankenhäuser zu vermeiden.

Wären mehr Menschen vollständig, am besten dreifach geimpft gewesen, wären weit weniger Menschen auf den Intensivstationen gelandet, was diesen letzten Lockdown überflüssig gemacht hätte. Wir hätten uns Millionen bis Milliarden an Geld und zahllose Einschränkungen im öffentlichen Leben erspart.

Man hätte eine Situation geschaffen, bei der durch die Impfung zwar kein vollständiger Schutz gegen eine Erkrankung, sehr wohl aber ein weitgehender Schutz gegen eine schwere Erkrankung gegeben wäre – eine Schlussfolgerung, die eigentlich jeder oder jedem denkenden Menschen einleuchten müsste.

Wenn die schweren Erkrankungen jetzt und in Zukunft – was aber noch offen ist – vielleicht nicht durch die Impfung, sondern durch die neue Omikron-Variante vermieden werden können, da sie möglicherweise einen milderen Verlauf zur Folge hat, hätten wir insofern großes Glück gehabt, als wir trotz der vielen Impfverweigerer ohne eine Überbelastung der Krankenhäuser durch die Pandemie kommen würden.

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Franz Mathis

Geboren in Hohenems (Vorarlberg) 1946, Studium der Geschichte und Anglistik an der Universität Innsbruck, Mag. phil. 1971, Dr. phil. 1973, Habilitation aus Wirtschafts- und Sozialgeschichte 1979, ordentlicher Universitätsprofessor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte seit 1993. Forschungsaufenthalte in England und den USA, Gastprofessor an den Universitäten Salzburg, New Orleans (USA), Trient und Bozen. Studiendekan der Geisteswissenschaftlichen Fakultät, Rektorsbeauftragter der Universität Innsbruck für die Partnerschaft mit der University of New Orleans, Vorstandsmitglied der Internationalen Gesellschaft für historische Alpenforschung, Schriftleiter der Tiroler Wirtschaftsstudien. Schwerpunkte in Forschung und Lehre: vergleichende Stadtgeschichte, vergleichende Unternehmensgeschichte, Dritte Welt, allgemeine Wirtschaftsgeschichte Zusammenhänge und Grundlagen sozio-ökonomischer Entwicklung.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Werner Lauterer

    Herr Dietl
    Sicherheitsgurten-Anleger und Gurtenmuffel innerhalb einer heterogenen Autofahrer-Population sind keine randomisierten Gruppen, wie sie die evidenzbasierte Wissenschaft einfordert. Gurten-Verweigerer könnten nicht nur wegen des nichtangelegten Sicherheitsgurtes, sondern auch aufgrund zahlreicher anderer Faktoren vermehrt auf Intensivstationen landen. Somit lässt sich aus diesen Zahlen keine klare Schlussfolgerung auf die Wirkung von Sicherheitsgurten ableiten.

    1. Paul Dietl

      Sehr schlagfertig, Herr Lauterer. Und grundsätzlich vom epistemologischen Standpunkt vielleicht auch gar nicht so falsch. Nur sind die Gesetze der Fliehkraft und Gravitation physikalische Grundgesetze, die man nicht ersthaft anzuzweifeln braucht. Eine neue Impfung hingegen erfüllt diese Kriterien nicht. Die strengen Regeln des wissenschaftlichen Arbeitens haben sich ja nicht umsonst entwickelt. Die Impfpflicht ist ein großer Eingriff in unsere individuellen Rechte. Ich denke aus diesem Grund können die Kriterien der wissenschaftlichen Evidenz gar nicht stringent und rigide genug angesetzt werden.

  2. Paul Dietl

    Viele von diesen Überlegungen sind vermutlich richtig. Aber im Sinne eines „wissenschaftlichen Reinheitsgebotes“ – wie ich es nenne – sollten wir folgendes festhalten: Geimpfte und Ungeimpfte innerhalb einer heterogenen Population sind keine randomisierten Gruppen, wie sie die evidenzbasierte Medizin und Wissenschaft einfordert. Ungeimpfte könnten nicht nur wegen der fehlenden Impfung, sondern auch aufgrund zahlreicher anderer Faktoren (anderer Umgang mit sonstigen präventiven Maßnahmen, anderes Sozialverhalten etc. etc.) vermehrt auf Intensivstationen landen. Somit lässt sich aus diesen Zahlen keine klare Schlussfolgerung auf die Wirkung der Impfung ableiten. Aber natürlich ist diese Beobachtung eine von vielen Argumenten, dass die Impfung hilft. Und natürlich sollten sich Menschen wenn möglich impfen lassen.

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