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Elias Schneitter
Was Parteien und Politiker dürfen und was nicht.
Ein Verhaltenskodex
Notizen

Wir als Wahlvolk und unsere Medien verlangen von unseren Politikern ein besonderes Verhalten, denn schließlich sollen sie als Vorbilder der Gesellschaft dienen. Darum beobachten wir und unsere so großen und unabhängigen – wovon? – Medien genau, was Politiker tun und was nicht. Und was sie tun sollen und was nicht. Gut so!


Grüne…

sollten nicht mit einem Auto unterwegs sein, sondern nur mit billigen rostigen Fahrrädern.
Grüne sollten kein Fleisch essen und sich sonst vorwiegend vegan oder vegetarisch ernähren.
Grüne dürfen nur in klimaneutralen Wohnhausanlagen in grüner Umgebung leben.
Grüne dürfen Fernreisen nur mit einem Paddelboot unternehmen.
Grüne müssen feuerrot im Gesicht werden, wenn die Worte Kohle, Gas, Erdöl oder Auto fallen.
Die Grünen dürfen im Parlament längere Sprechzeiten in Anspruch nehmen, weil sie auf Punkt und Beistrich alles gendern, was nicht nur umständlich ist, sondern auch mehr Zeit in Anspruch nimmt.


Rote…

dürfen keine teuren Klamotten tragen.
Rote dürfen nur in billigen Sozialwohnungen hausen, mit maximal 38 Quadratmeter Wohnfläche.
Rote dürfen ihre Kinder nicht in Privatschulen schicken.
Rote dürfen in keinen teuren Restaurants speisen, keine erlesenen Weine trinken und schon gar keine wertvollen Uhren tragen.
Ein Roter darf nie in einem Porsche sitzen.
Die Roten dürfen Schwarze nicht als mieselsüchtige Koffer bezeichnen, auch wenn das zutreffend ist.
Die Roten dürfen kein Geld in die Hand nehmen, denn erstens ist es immer von den anderen und zweitens können sie damit nicht umgehen, denn die Roten sind die Erfinder des Budgetdefizits.


Türkisschwarze…

dürfen hohe Privatspenden annehmen, weil sie die Wirtschaftspartei sind und die Arbeitsplätze sichern.
Türkisschwarze dürfen sich nicht als Schwule outen und müssen stets ihre Nähe zur katholischen Kirche bekunden und an hohenFeiertagen bei den Messfeiern anwesend sein.
Schwarze dürfen  Rote nicht als G´sindl beschimpfen, auch wenn sie das so sehen.


Blaue…

dürfen in den Bierzelten von ihrer Redlichkeit, ihrer Aufrichtigkeit, ihrer Tüchtigkeit reden und dem Publikum mit einem erhobenen Humpen freudestrahlend heil und prost zurufen.
Blaue dürfen die Heimat über alles lieben und sie in großem Umfang an Oligarchen in Russland anbieten.
Blaue dürfen sich immer missverstanden und hintergangen fühlen, sich als Opfer sehen, weil die Schuldigen immer die anderen sind.
Blaue dürfen sich Skandale leisten, weil ihre Wähler für alles Verständnis haben.
Blaue dürfen Andersdenkende Schimpfworte aus der untersten Schublade an den Kopf werfen, weil sie die Stimme des Volkes sind.


Die Einzigen,

die alles dürfen, was Politiker nicht dürfen, sind wir Wähler. Wir dürfen jeden denunzieren und beschimpfen, Freunderlwirtschaft ohne Ende betreiben, Sportwagen fahren. Also alles, was tabu ist für unsere gewählten Vertreter, weil wir wir sind und schließlich mit unseren Steuergeldern den ganzen Politzirkus finanzieren. Da darf man schon verlangen, dass sich die Gewählten ordentlich und anständig aufführen..


Note 1: Wenn man das massive Verkehrsaufkommen während der Osterfeiertage als Maßstab nimmt, dann muss man annehmen, dass die Benzinpreiserhöhung, die den Westen angeblich in den Ruin treibt, doch nicht so arg sein kann. Einmal abgesehen von den Wehklagen über die bevorstehende Klimakatastrophe! Offenbar wird derzeit nur noch nach dem Motto: „Kuah hin, Kalbl a hin“ verfahren.

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Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Otto Riedling

    Nicht nur während der Osterfeiertage, auch an normalen Wochenenden gibt es weiterhin „normales“ Verkehrsaufkommen. Es gibt sogar Autofahrer, die bei einem bekannten Abhollokal 10 bis 20 Minuten den Motor laufen lassen, nur um sich etwas abzuholen. Da spielt das Geld auch keine Rolle.
    Außerdem sind weiterhin die Parkplätze von Einkaufszentren, Freizeiteinrichtungen etc. knallvoll, sodass man sich wundert, über welche „Armutswelle“ man hier spricht.

  2. Ralph Holtfeuer

    Ein einzig wahrer Artikel! Kann man diesen in allen Medien in Österreich und in Europa veröffentlichen?
    Spieglein, Spieglein an der Wand!!!!

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