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Elias Schneitter
Pensionsungerechtigkeit?
Oder:
Beziehen Frauen insgesamt mehr Pension als Männer?
Notizen

Vor Kurzem wurde anlässlich des „Equal Pension Day“ auf die Pensionsschere zwischen Männern und Frauen hingewiesen. Im Durchschnitt erhalten in Tirol Frauen um 55,5 %, österreichweit um 58,4 % weniger Pension, so die Mitteilung.

Die Differenzen resultieren aus einer Fülle von Ungleichheiten im Versichertenverlauf von Mann und Frau. Leider wurde eine genaue, detaillierte Auflistung, wie es zu diesen Pensionsunterschieden kommt, nicht mitgeliefert.

Der angeführte Prozentsatz erschien mir aufgrund meiner langjährigen beruflichen Erfahrung doch etwas zu hoch. Daher besorgte ich mir den statistischen Teil des Jahresberichtes 2020 der PVA , in dem alle Daten über die ASVG Pensionisten (ca. 80 % aller Versicherten in Österreich) angeführt sind.

Von der PVA beziehen ca. 2 Mio. Österreicher ihre Pension, davon ca. 774.000 Männer und 1,2 Millionen Frauen. Die durchschnittliche Pensionshöhe beträgt bei Männern 1.621 € und bei Frauen 1.015 €. Männer gehen im Schnitt mit 61,3 und Frauen mit 59,3 Jahren in Pension. Männer beziehen durchschnittlich 21 Jahre lang eine Pension, Frauen 25,8 Jahre, also um knapp 5 Jahre mehr.

Das österreichische Pensionssystem ist auf dem Versicherungsprinzip aufgebaut, d.h. je mehr und je länger jemand Beiträge leistet, desto höher fällt seine Pension aus. Frauen haben deutlich niedrigere Einkommen als Männer, leisten dadurch weniger Beiträge und haben zudem die Möglichkeit, früher in Alterspension zu gehen, was ebenfalls ihre Beitragsleistung mindert.

Frauen erbringen andererseits gesellschaftliche Leistungen, die nicht entsprechend in der Pension abgebildet werden (Kindererziehungs- und Pflegezeiten). In diesem Zusammenhang wäre zweifelsfrei ein verpflichtendes Pensions-Splitting sinnvoll, um die Ungleichheit bei den Pensionen zwischen Mann und Frau zu egalisieren.

Eltern können heute schon für die Jahre der Kindererziehung ein freiwilliges Pensionssplitting vereinbaren. Der erwerbstätige Elternteil kann Teile seiner Kontogutschrift an den Erziehenden übertragen. Jener Elternteil, der sich der Kindererziehung widmet, erhält dafür eine Gutschrift im Pensionskonto. Leider wird dieses Angebot kaum wahrgenommen.

Abschließend erlaube ich mir noch ein statistisches Gedankenspiel, von dem ich sehr hoffe, dass es besonders Frauen nicht in die falsche Kehle bekommen. Aufgrund der statistischen Daten kann es nämlich als gesichert gelten, dass Frauen insgesamt mehr Pension bekommen als Männer, wenn man einen gendermäßigen Vergleich anstellt.

Wie ist dies möglich?

Im ASVG beziehen zwar Männer monatlich eine um ca 600,– € höhere Pension, dafür beziehen Frauen ihre niedrigere Pension um knapp fünf Jahre länger, wobei sich zudem bei den Pensionistinnen ein Überhang von 400.000 Bezieherinnen ergibt. Ganz abgesehen von Witwenpensionen, die naturgemäß vor allem Frauen erhalten. Aus gendermäßiger Sicht erhalten Frauen daher von der PVA unter dem Strich also deutlich mehr Pension als Männer.

Notiz: Bei den „Hasspostern“ muss es sich um ziemliche Dumpfbacken handeln, denn es scheint ihnen nicht und nicht klar zu sein, dass man immer nur über sich selbst spricht, wenn man sich über andere auslässt!

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Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

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