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Elias Schneitter
Pami oder Hans Peter?
Der große Ringkampf
Notizen

Spitzenpolitiker benötigen ein dickes Fell. Wer sich in diese Gefilde begibt, muss einiges einstecken können. Das denke ich mir gerade, wenn ich die unselige Führungsdiskussion in der SPÖ betrachte.

Vor ein paar Tagen habe ich das Interview in der ZiB 2 zwischen Armin Wolf – nomen est omen – und der Vorsitzenden Rendi-Wagner angeschaut. Wolf führt Interviews, die an Ringkämpfe erinnern. Bei ihm sitzen die Interviewpartner auf der Anklagebank und er spielt den inquisitorischen Oberstaatsanwalt.

Sicher ist das eine Form von Interviews, die bei den Zusehern gut ankommt, vor allem dann, wenn es Wolf gelingt, Politiker aufs Glatteis zu führen und sie der Lächerlichkeit preiszugeben.

Vielleicht sollte man bei Armin Wolf in Betracht ziehen, dass er im berüchtigten rauen Olympischen Dorf in Innsbruck sozialisiert wurde. Da wird man eher fürs Grobe konditioniert.

Noch gut erinnere ich mich an frühere Zeiten, als in der politischen Auseinandersetzung über Parteiprogramme diskutiert wurde. Das ist lange vorbei. Heute geht’s um Gesichter und vor allem um Meinungsumfragen. Diese werden im Wochenrhythmus publiziert. Und dann heißt es: Welche Partei liegt gerade vorn? Wie stehen die einzelnen Politiker im Ranking? Lässt sich mit diesem Obmann, mit dieser Obfrau die Wahl gewinnen?

Einmal oben, einmal unten. Und damit können die Medien laufend „heiße, interessante“ Meldungen produzieren.

Kürzlich hat ein Medienfachmann gemeint, ein Kreisky mit seiner langsamen, aussschweifenden Sprechweise wäre heute medial nicht mehr tragbar. Tempo ist gefragt. Eine vermeintliche Sensation jagt die nächste, die etablierten Medien stehen im Wettkampf mit den asozialen social media. Da gilt es die Nase vorn zu behalten.

Wenn es um die Obfrau der SPÖ Pamela Rendi-Wagner geht, dann höre ich immer wieder, dass sie eine kluge, attraktive und anständige Frau sei, aber eben keine Politikerin.

Viele Menschen erwarten sich von der Politik außerirdische Superstars und Wunderwuzzis. Zwei solche Glanzlichter hatten wir ja schon mit Jörg Haider und Basti Kurz. Beide haben einen Scherbenhaufen hinterlassen, aber nach solchen Göttern lechzen viele Wähler.

Wenn ich mir das unselige Spiel zwischen Doskozil und Rendi-Wagner anschaue, dann bewundere ich die Obfrau geradezu, dass sie sich das überhaupt antut. Interessant ist dabei auch das Verhalten ihres burgenländischen Parteifreundes(!) und dessen Anhängerschaft. Viele der roten Brüder glauben, dass sie mit einer Kickl-Kopie dem originalen Kickl die Stimmen abluchsen können.

Jedenfalls, wenn ich zwischen der flotten Rendi-Wagner und dem mürrischen Doskozil zu wählen hätte, dann bräuchte ich nicht lange zu überlegen. Auch bin ich völlig überzeugt, dass Doskozil nicht zum Obmann taugt, und ganz sicher nicht das Format für einen Bundeskanzler hat.


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Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Helmut Schiestl

    Ich weiß nicht, ob man das so schwarz-weiß sehen kann. Ich denke, der Doskozil kann mit seiner Art eher die Stammwähler/innen der SPÖ ansprechen und von der FPÖ zurückgewinnen. Er hat ja auch im Burgenland einiges in dieser Richtung – Mindestlohn, Pflege, Öffentlicher Nahverkehr – weitergebracht, auch in der Migrationsfrage hat er konkretere Vorschläge, während die aus der Bobo-Szene kommende Rendi-Wagner hier nur herumeiert und diese Wählerschichten kaum ansprechen kann. Nur weil er ein körperliches Handycap hat, das seine Stimme betrifft, heißt das noch lange nicht, dass er nicht Kanzler sein könnte. Zumindest sollte es das nicht heißen. Ob er es will, ist eine andere Frage, er hat sich bis jetzt dazu ja eher bedeckt gehalten, nur eben durch seine Querschüsse, die die Partei natürlich langfristig auch nicht goutieren kann, vermittelt, dass die Rendi-Wagner eben nicht die richtige Kandidatin ist. Und das glaube ich auch immer mehr.

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