Elias Schneitter
Mücksteins Rücktritt
Notizen

Vergangene Woche ist Dr. Wolfgang Mückstein nach knapp einem Jahr als Minister zurückgetreten. Vor ihm hat auch Rudi Anschober nach kurzer Zeit aus gesundheitlichen Gründen das Handtuch geworfen. Für mich zwei integre Politiker, denen man Vertrauen entgegenbringen konnte.

Als einen der Gründe für sein Ausscheiden hat Mückstein angegeben, dass die täglichen Drohungen und ein vierundzwanzigstündiger Polizeischutz ihn schwer belastet und mürbe gemacht hätten.

Diese Nachricht stimmt mich mehr als nachdenklich und ich muss mir die Frage stellen: in welchem Land leben wir eigentlich? Österreich, das angeblich liebenswerte Land, in dem ein friedliches Leben für jedermann möglich ist?

Was für finstere Kreaturen und was für Menschen, die vor allem anonym agieren, stecken hinter diesen hässlichen Drohungen?

In diesem Zusammenhang stellt sich mir auch die Frage, wie gehen wir „Normalbürger“ eigentlich mit der Politik und unseren Politikern um? Eigentlich müsste es richtiger heißen: Wie springen wir mit ihnen um?

Oft erlebe ich in meinem Umfeld Diskussionen, in denen bei politischen Gesprächen zumeist heftigste Fundamentalkritik geübt wird, alle politisch Verantwortlichen abgekanzelt und sehr schnell als Vollkoffer und Idioten bezeichnet werden, die nur auf ihren eigenen Vorteil schauen.

Auch bei den Medien habe ich öfters den Eindruck, dass es bei Interviews nicht darum geht, ein Problem differenziert aufzuarbeiten, sondern Politiker mit inquisitorischen Mitteln als unfähige Pausentrottel darzustellen.

Oft frage ich kritische Geister, warum sie nicht die Möglichkeit nützen, sich selbst für ein Mandat zu bewerben. Dann höre ich häufig, man wolle sich so etwas nicht antun.

Okay! Aber ist es nicht gerade unser negatives Verhalten, unsere seltsame politische Kultur, die „Normalbürger“ abhält, selbst in die Politik zu gehen? Jedenfalls müssen wir uns nicht wundern, wenn immer häufiger aalglatte „Glücksritter“ und Egomanen dort landen.

Note 1: Flüchtlingswellen. Bei der jetzigen Flüchtlingswelle aus der Ukraine kommen fast ausschließlich Frauen und Kinder in den Westen, vorwiegend nach Polen. Bei den Flüchtlingswellen aus Syrien und Afghanistan kamen überwiegend junge Männer zu uns, während Frauen und Kinder zurückgelassen wurden.

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Elias Schneitter

Elias Schneitter lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Civetta“ (baes) und der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Zirler Blues“ (baes). Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), in der ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) bis 2023 in Hall, seit 2024 in Kufstein.

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