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Elias Schneitter
Gusenbauer raus aus der SPÖ?
Neujahrsgespräche

Gusenbauer hat 2008 die hohe Politik als Kurzzeit-Bundeskanzler verlassen und ist seither einfaches Parteimitglied. Also ist er inzwischen seit 16 Jahren weg vom direkten Futtertrog. Damals kehrte er kurz zu seinem Bürojob in der Arbeiterkammer zurück, ehe er ein lukratives Angebot von Benko erhielt, der damals der junge aufstrebende Stern am Wirtschaftshimmel Österreichs war. 

Gusenbauer hatte sich als Bundeskanzler für den Neubau des darniederliegenden und unter Denkmalschutz stehenden Kaufhauses Tyrol in Innsbruck stark gemacht. Damit begann Gusenbauers Karriere als freier Unternehmer, vorwiegend als Berater, auch für osteuropäische Autokraten, aber später auch für den ehrenwerten Großliberalen und Neos-Förderer, den Bauunternehmer Haselsteiner.

Den Roten wird ja stets Inkompetenz in Wirtschaftssachen vorgeworfen, aber anscheinend war das bei Gusenbauer nicht so, denn allein bei Benko, dem Immobiliengenie, hat er Honorare in Millionenhöhe bezogen. 

Was bei diesem Deal die Leistung Gusenbauers war, weiß ich nicht, doch denke ich mir, dass ein Herr Benko Gusenbauer dieses Geld nicht einfach aus Lust und Laune nachgeworfen hat.

Jetzt wird Gusenbauer vorgeworfen, dass er dieses Geld aus moralischer sozialdemokratischer Sicht zu Unrecht bezogen habe. Auch denke ich, dass im Zuge des Insolvenzverfahrens, sicher festgestellt werden wird, ob Herr Gusenbauer strafrechtliche Verfehlungen als Aufsichtsratsvorsitzender begangen hat. 

Sollte das der Fall sein, dann wird man seitens der SPÖ gewiss und zu Recht über einen Ausschluss nachdenken können. Aber jetzt nur aus einem Gefühl der Empörung und einer oberflächlichen Moralisierei heraus, ist das sicher nicht der richtige Weg.

Und noch einmal: Herr Gusenbauer ist seit 16 Jahren nur einfaches Parteimitglied.

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Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Otto Riedling

    Mit den „einfachen Parteimitgliedern“ ist es halt nie so „einfach“. Ein weiteres, diesbezügliches Beispiel dafür war ein gewisser Jörg Haider. Als LH und „einfaches Parteimitglied“ ließ er immerhin Knittelfeld inszenieren. (Gäbe sicher genug Stoff für ein Theaterstück, einen Roman, etc.)

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