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Elias Schneitter
Literaturstipendien, volle Züge und
Rücknahme der Sanktionen gegen Russland
Notizen

Egyd Gstättner hat in seinem Beitrag am Beispiel des Kultursenatsvorsitzenden Josef Winkler und Anna Baar aufgezeigt, wie es bei der Zuerkennung von Literatur-Stipendien und -preisen zugeht.

Die beschriebene Vorgangsweise ist aus meiner Sicht die übliche Praxis und, um ehrlich zu sein, regt mich das eigentlich nicht besonders auf. Auch ich könnte da einige Erfahrungen und Anekdoten zu dem Thema beisteuern, aber das brächte wenig.

Im Literaturbetrieb läuft es nicht anders wie es eben in so ziemlich allen Bereichen unserer Gesellschaft läuft. Also nach dem Motto: eine Hand wäscht die andere. Der Kuchen wird nach den Prinzipien der Freunderlwirtschaft oder dem networking verteilt. So weit so gut.

Was mich in diesem Zusammenhang ärgert, ist, dass häufig jene, die in die „Machenschaften“ bei der Zuerkennung von Preisen und Stipendien verwickelt sind, sich in den Medien gerne als moralische Institutionen aufspielen und Korruption und Betrügereien in Politik und Wirtschaft anprangern. Josef Winkler ist da ein gutes Beispiel und man könnte hier noch weitere Literatur-Moralapostel nennen.

In meinen jüngeren Jahren habe ich mich auch einigemale um ein Staatsstipendium beworben. Natürlich habe ich nie eines zugesprochen bekommen, was gewiss mit der Qualität meiner Texte zusammenhing. Jurybegründungen gibt’s ja keine, die hatte man zu akzeptieren, ohne sie zu kennen. Okay.

Aus heutiger Sicht möchte ich mich aber dennoch auf diesem Weg für all die Ablehnungen bedanken. Denn hätte ich so eine Unterstützung bekommen, wäre ich vielleicht auf die dumme Idee gekommen, den Weg eines freien Autors einzuschlagen.

Gott sei Dank haben mich diese Absagen davon abgehalten. Also noch ein spätes, aber umso herzlicheres Vergeltsgott an die damaligen Jurymitglieder. Inzwischen beziehe ich, wie Helmuth Schönauer es nennt, mein monatliches Stipendium in Form einer Pension. Auch nicht schlecht.


Note 1: Yppenplatz.

Hier in Wien verkehre ich viel in alternativen Künstlerkreisen am Yppenplatz. Interessanterweise sind der Großteil dieser Kreativen militante Impfverweigerer (einige leugnen Covid überhaupt) und  Putinversteher. Einige fordern so wie neulich auch die linksrechte Sarah Wagenknecht die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland.

Da habe ich mich gefragt, wie das vonstatten gehen soll. Macron und Scholz rufen bei Putin an und sagen, „Hallo Wladimir, mit unseren Sanktionen haben wir etwas überreagiert, aber ab jetzt liefern wir dir wieder, dafür schickst du uns dein billiges Gas, ja und die Ukraine, die gehört historisch gesehen eh zu dir, schnapp sie dir, alles bestens! Und ab jetzt verstehen wir uns wieder und alles ist gut.“

Ich weiß nicht, ob die gute rote Sarah das auch so sieht? Vielleicht wissen Sie, liebe Leser, mehr.


Note 2: Klimaticket.

Seit Jahren habe ich einen Zweitwohnsitz in Wien und darum pendle ich häufig zwischen Tirol und der Hauptstadt hin und her. Natürlich mit der Bahn. Mit der Bahn war es früher „zehnmal“ angenehmer als mit dem Auto zu reisen. Keine Frage. Die Betonung liegt dabei auf „war“.

Inzwischen gibt es das erfolgreiche Klimaticket, das Menschen dazu bewegen sollte, das Auto stehen zu lassen und auf die Bahn umzusteigen. Jedenfalls sind seit dem günstigen Ticket die Züge gesteckt voll und das angenehme Reisen mit der Bahn gehört der Vergangenheit an, sodass ich mir überlege, wieder aufs Auto umzusteigen.

Außerdem würde es mich interessieren, wie viele Menschen wegen des Jahrestickets wirklich das Auto stehen lassen? Wenn man das Verkehrsaufkommen auf den Straßen betrachtet, scheint das nicht wirklich der Fall zu sein.

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Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Helmut Schiestl

    Da kann ich Dir nur beipflichten mit den Stipendien und dass da wohl viel geschummelt wird. Ich habe selbst mal eines bekommen, da war ein Bekannter von mir in der Jury gewesen. Gebracht hat es mir allerdings bis auf einen erheblichen Geldbetrag nicht viel. Kein Verlag hat dann das durch das Stipendium prämierte Manuskript genommen. Und das wäre doch der Sinn der Übung, dass ein durch ein Stipendium prämiertes Werk dann auch seine Leserin und seinen Leser findet. Das wirft wohl ein bezeichnendes Licht auf diese ganze Thematik.

    Was Deine Einwände gegen die gegen Putin verhängten Sanktionen betrifft, so kann ich Dir trotz des natürlich abzulehnenden Krieges, den Putin gegen die Ukraine vom Zaun gebrochen hat, nicht ganz zustimmen. Die Frage ist dabei nämlich, ob der Westen sich am Ende damit nicht selber mehr schadet als Putin und Russland. Was hift es der Ukraine, wenn wir unsere Wirtschaft an die Wand fahren, viele Menschen durch eine aus dem Ruder gelaufene Inflation und Wirtschaftskrise in die Verarmung führen, unsere Energieversorgung gefährden? Nicht viel, denke ich. Mir ist natürlich klar, dass sich diese Sanktionen jetzt nicht mehr ohne Gesichtsverslust für den Westen zurücknehmen lassen werden. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob sie, wenn es hart auf hart kommt und das Volk in Massen auf die Straße geht, nicht doch noch zurückgenommen werden. Die Fehler für diese verhängnisvolle Politik, die jetzt zu diesem Krieg geführt haben, sind schon viel früher gemacht worden. Daher kann ich der Argumenation von Sarah Wagenknecht doch einiges abgewinnen.

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