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Elias Schneitter
Es geht oft schneller, als man denkt.
Notizen

Bei den Wetternachrichten wundere ich mich, was für die Moderatoren „schönes“ bzw. „schlechtes“ Wetter ist. Oft bin ich froh, wenn es regnet, obwohl das als Schlechtwetter bezeichnet wird.

Für das Wochenende wurde für die Bezirke Kufstein und Kitzbühel eine Regenwarnung ausgegeben. Ich verbrachte dieses Wochenende aus privaten Gründen in Kufstein.

Am Samstagabend bei Zeit im Bild zeigten sie Bilder von der Unwetterkatastrophe im Westen Deutschlands. Wir unterhielten uns über diesen Horror, während auch bei uns heftiger Regen einsetzte. Entlang der Siedlung verläuft ein mit Steinplatten ausgelegtes Bächlein mit einem Auffangbecken oberhalb der Häuserzeilen.

Sehr bald vernahmen wir das Rumpeln von mitgerissenen Steinen im Bachbett, als mit einem Schlag das unheimliche Poltern aufhörte. Wir gingen auf die Terrasse, wo uns ein erdiger Geruch entgegenschlug und im selben Moment schoss ein muriger Sturzbach auf das Haus und die Siedlung zu. Wir versuchten noch die Kellerfenster zu verbarrikadieren, aber wir waren chancenlos. Der Sturzbach überflutete die Gärten, die Straße, die Keller, die Garagen. Nach drei Stunden gelang es Baggern, das Wasser etwas umzuleiten. Äste, Steine, Schotter füllten das Bachbett und die Wassermassen suchten bei heftigem Dauerregen ihren Weg der Zerstörung.

Für Sonntag wurde zuerst weniger Niederschlag angekündigt, aber dann verschob man die Sonnenfester auf Montag. Am Sonntag schüttete es weiter, wir saßen machtlos im Haus, eingeschlossen, und hofften auf besseres Wetter.

Wackere Feuerwehrmänner versuchten ihr Möglichstes, schüttelten aber nur den Kopf, so was hätten sie noch nie erlebt. Betroffene machten ganz aufgeregt das Auffangbecken für die Katastrophe verantwortlich. Internet und Fernseher waren ausgefallen, ich rechnete auch mit einem Stromausfall.

Dann kamen ein paar Telefonate. Ein Freund meinte, jetzt sei es so weit. Jetzt seien auch die letzten Klimawandel-Zweifler überzeugt. Aber man habe auf die Warner nie gehört.

Nun, ich ließ mich auf keine Klimakatastrophen-Diskussion ein. Das war das letzte, worauf ich jetzt Lust hatte. Ich hoffte nur noch auf schönes Wetter. Auf Sonnenschein!

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Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

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