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Elias Schneitter
Die Energie im Eckbeisl
Szene

(In Wiener Beisl am Eck, Hernals. Später Vormittag.)

Heinz: (Stammgast, 80 Jahre alt, rauchige Stimme) Wos do bei der Wien Energie wieda laufn tuat…

Walter: (Beislwirt) Wos wird do scho wieda glaffn sei. Vazockt hammse se, de Wohnsinnigen.

Heinz: I blick do ned durch.

Walter: Do gibbs nix zum Durchblickn. Mia brennen hoid wieda de Milliarden.

Heinz: Glabst?

Walter: Owa sicha. Wos glabst!

Heinz: (zur Kellnerin) Brigitte, bring ma a Flascherl und an Doppelten für mi und firn Walter a.

Brigitte: Wos es zwa zsommensaufst is a ned wenig. Des is iatz die fünfte Garnitur.

Heinz. Jo eh, ower mit meine 80 kann i eh nit mehr saufn, als was no oweget.

Brigitte: Jo, eh, hosd recht.

Heinz: Außerdem kriag iatzan vu da Regierung a no an Fünfhunderter.

Walter: No hosd eam no ned.

Heinz: Wann I eam kriag, fohr i mitn Taxi glei in Gürtel.

Walter: Du braugst kan Gürtel mehr mit dein Todn zwischn d Haxn.

Brigitte: Koid des Göd auf für die koidn Zeitn.

Heinz: Koide Zeitn? Wia i in die Schui gongen bin in der Geblergossn ham mir Kinda söwa is Hoiz zum Hazn mitnemma miassn ausn Wienerwold. Sonst wor die Bude koid.

Walter: Jojo Heinzi i was schu und die ormen Kinder haben in Kalk vu di Wänd krotzt wegen dem Kalkmangel. De Gschichten kenn ma scho.

Heinz: Wenn mei Bude koid bleib, dann is des eh guat fürs Klima. (Rutscht von seinem Barhocker, verschwindet im Klo, kommt zurück)
Heast, Walter, hot bei dia die Wien Energie schu is Liacht odraht. Das gonze Häusl is dunkel.

Walter: Wann sie nix mehr riarn tuat, dann bleibs dunkel und bei dir riart se nix mehr.

Heinzi: Moment! I brings imma no auf sechsazwanzig Zenti…

Walter: Brigitte hosd keat, der Heinzi mit seine sechsazwanzig Zenti!

Brigitte: Jo eh. Zumindest hod er die anzige Kronkheit, de ned weh tuat.

Walter: Jo mit sein Todn ziwschen die Hax sport er si an Haufn Göd. Hosd zumindest gnua in Winta zun Hazn.

(Schwerfällig klettert Heinzi auf den Barhocker. Walter schaut ihn von der Seite an.)

Walter: Heast brauchst in Hubstapler, dass es auffedakräulst.

Heinz: Es geht scho.

Walter: Mogst no a Menü?

Heinz: Jo, gib ma no a Menü.

Walter: Brigitte, gib dem Heinzi no a Menü.

Heinz: Und in Walter gibst a no an Schorfn.

Brigitte: Doppelt?

Heinz: Eh kloar.

Brigitte: Wos ihr zwa so saufts.

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Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

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