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Egyd Gstättner
Weißt Du noch Polina?
Krieg und Frieden in Zeiten des Songcontests
Notizen

Weißt du noch, liebe Polina Sergejewna Gagarina, Englein Russlands, Blume Putins, damals Wien 2015! Europäischer Song Contest! Ausverkaufte Stadthalle! A Million Voices! Eine Million Stimmen!

We are the world’s people
Different yet we’re the same
We believe
We believe in a dream.

(Wir sind die Menschen der Welt / Unterschiedlich aber dennoch sind wir gleich / Wir glauben / Wir glauben an einen Traum.)

Praying for peace and healing
I hope we can start again
We believe / We believe in a dream.

(Wir beten für Frieden und Heilung / Ich hoffe, wir können nochmal anfangen / Wir glauben / Wir glauben an einen Traum.)

So if you ever feel love is fading
Together like the stars in the sky
We can sing / We can shine.

(Darum wenn du jemals glaubst, die Liebe schwindet dahin, / Können wir gemeinsam wie Sterne im Himmel / Singen / Wir können strahlen.)

When you hear our voices call
You won’t be lonely anymore
A million voices
Your heart is like a beating drum
Burning brighter than the sun
A million voices
Now as the world is listening
From cities and satellites
We believe / We believe
In a dream.

(Wenn du unsere Stimmen rufen hörst, / Bist du nicht mehr einsam / Eine Million Stimmen / Dein Herz ist wie eine schlagende Trommel, / Es scheint heller als die Sonne / Eine Million Stimmen / Nun, da die Welt / Aus den Städten und über Satelliten zuhört, / Glauben wir / Glauben wir /An einen Traum…)

Schöner Text, Rose Russlands! Schönes Lied! So feierlich! Du in deinem schneeweißen Spitzenkleidchen! Das waren noch Zeiten damals in Wien! Und immerhin: Platz 2!

Und weißt du noch, Polina, im Jahr darauf in Stockholm, Jamala in ihrer schweren, langen dunkelblauen Robe für die Ukraine:

When strangers are coming
They come to your house
They kill you all / and say
We’re not guilty
not guilty

(Wenn Fremde kommen / Kommen sie zu eurem Haus / Sie töten euch alle / Und sagen / Wir tragen keine Schuld / Keine Schuld)

Where is your mind?
Humanity cries
You think you are gods
But everyone dies
Don’t swallow
my soul
Our souls.

(Wo ist euer Verstand? / Die Menschlichkeit weint / Ihr denkt, ihr seid Götter / Aber jeder stirbt / Verschluckt meine Seele nicht / Unsere Seelen.)

Yaşlığıma toyalmadım
Men bu yerde yaşalmadım
Yaşlığıma toyalmadım
Men bu yerde yaşalmadım

(Ich konnte meine Jugend dort nicht verbringen, / Weil ihr mir mein Land wegnahmt.)

Weißt du noch, liebe Polina, Englein Russlands? Die Ukraine hat gewonnen! Schöne Zeiten! A Million Voices…

Nun, da die Welt / Aus den Städten und über Satelliten zuhört, / Glauben wir / Glauben wir /An einen Traum… Deine Worte, Polina, deine Worte! So schön! A Million Tanks? A Million murders? Wozu braucht ihr in Russland so viele Tote Seelen?

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Egyd Gstättner

Egyd Gstättner (* 25. Mai 1962 in Klagenfurt) ist ein österreichischer Publizist und Schriftsteller. Egyd Gstättner studierte an der Universität Klagenfurt Philosophie, Psychologie, Pädagogik und Germanistik. Schon während des Studiums begann er mit Veröffentlichungen in Zeitschriften wie manuskripte, protokolle, Literatur und Kritik oder Wiener Journal. Seit seiner Sponsion 1989 lebt er als freier Schriftsteller in Klagenfurt, wo er zahlreiche Essays u. a. für die Süddeutsche Zeitung, Die Zeit, Die Presse, Falter, Kurier und Die Furche verfasste. Besonders bekannt wurde er im Süden Österreichs mit seinen Satiren in der Kleinen Zeitung. Darüber hinaus schrieb und gestaltete er Features für die Österreichischen Radioprogramme Ö1 und Radio Kärnten sowie für den Bayerischen Rundfunk.1993 wurde er zum Dr. phil. promoviert. 1990 erschien die erste eigenständige Buchpublikation („Herder, Frauendienst“ in der „Salzburger AV Edition“). Bis 2018 wurden insgesamt 34 Bücher Gstättners bei Zsolnay, Amalthea, in der Edition Atelier und seit 2008 im Picus Verlag Wien publiziert. Seit 2016 hat er einen zweiten Wohnsitz in Wien. Gstättner ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter.

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