Peter Paul Wiplinger
ALLE DIE TÖTEN
Gedicht
Es war nicht „der Putin“.
Es war nicht „der Stalin“.
Es war nicht „der Hitler“.
Nein, es waren und sind
immer alle die vielen, die
einem Führer folgen und
gehorsam mitmarschieren.
Nein, es waren und sind
alle, die der Propaganda
und den Lügen vertrauen
und die Befehle befolgen.
Nein, es sind Menschen,
die Befehle vollstrecken,
auf einen Knopf drücken
und die Raketen abfeuern.
Und dann kracht es irgendwo.
Und für viele arme Menschen
bricht nicht nur irgendein Haus,
sondern ihre Welt zusammen.
Kinder weinen und frieren
tage- und nächtelang unten
in U-Bahn-Schächten, während
sich oben das Inferno vollzieht.
Und durch goldene Kreml-Säle
schreitet der KGB-Diktator Putin
selbstherrlich und selbstsicher
zu einer Rede an die Nation.
Und dann legt er dar, daß dies
alles sein muß, weil der Krieg
ihnen aufgezwungen wurde,
und es keine Alternative gibt.
Und die Befehlsempfänger
schießen in blindem Gehorsam
alles zusammen: die Menschen,
die Kultur, die ganze Zivilisation.
Es war nicht „der Hitler“.
Es war nicht „der Stalin“.
Es ist nicht „der Putin“.
Nein, es sind immer Männer,
die Befehle von oben befolgen,
die Gefolgschaft leisten und
dadurch zu Mördern werden.
Und später umarmen sie wieder
ihre Frauen: Mütter, Schwestern,
ihre Geliebten und ihre Kinder.
Dann sind sie normale Bürger.
Nein, alle die gehorsam morden,
die skrupellos den Tod bringen,
die sind die Kriegsverbrecher,
die Zerstörer jeder Zivilisation.
Wien, 6.3.2022
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Sehr geehrter Herr Wiplinger
Ihr Gedicht ALLE DIE TÖTEN ist sehr beeindruckend und aufwühlend. Wie kann es sein, dass es nur eines manischen, paranoiden Menschen bedarf, der seine Obsessionen hemmungslos und frei von jeglicher Empathie in Bezug auf das Leid, das er verursacht, auslebt, damit ihm Massen von Menschen nachfolgen, die seine Vorstellungen bereitwillig übernehmen und ebenso skrupellos ausführen? Der einzelne verbrecherische Diktator wäre nichts ohne seine Gefolgschaft. Dass ein ganzes von deren Aggression betroffenes Volk – Frauen und Männer, Kinder und Alte, junge Soldaten und Soldatinnen dafür derart viel Leid ertragen muss, ist kaum auszuhalten.
stell dir vor es ist krieg und keiner geht hin, sagten wir früher mal – klingt einfach, ists aber nicht, leider
Das ist das wunderbarste Gedicht, das ich je gelesen habe. Es geht darum, ob man den Mut hätte, sich zu widersetzen, unter Bedingungen einer Diktatur Militärdienst zu leisten.
Mein Vater, Jahrgang 1912, ist bei seiner Zwangseinberufung zu Hitlers Armee so lange absichtlich von einer Sitzbank heruntergesprungen, bis sein Knie so kaputt war, dass er nur noch in der „Reserve“ eingesetzt werden konnte. Er war dann mit einer Versorgungseinheit am Balkan unterwegs, hat den Krieg überlebt und ist nie in Gefahr gekommen, jemanden töten zu müssen. So viel Glück haben nicht viele gehabt.
Peter Paul Wiplinger schreibt in seinem Gedicht:
„Es waren und sind immer alle die vielen, die …. gehorsam mitmarschieren. …. Es sind immer Männer, die Befehle …. befolgen …., alle die gehorsam morden, die sind die Kriegsverbrecher.“
Wie recht er hat.