Elias Schneitter
Die Putzfrau und die Golfspielerin
Short Story

Eine Hausfrau bessert mit Reinigungsarbeiten etwas das Haushaltseinkommen auf. Unter anderem damit, dass sie schon seit Jahren bei einer Witwe, einer passionierten Golfspielerin, die Wohnung putzt. Deren Mann ist vor mehreren Jahren verstorben, hat ihr als erfolgreicher Geschäftsmann genügend überlassen, damit sie ein angenehmes Leben führen kann.

Einmal trägt sie ihrer Putzfrau auf, die Terrasse gründlich zu reinigen, ehe sie sich dann auf den Golfplatz verabschiedet. Damit die Putzerin den Auftrag erfüllen kann, muss sie einige Gartenmöbel umstellen.

Am Abend kommt die Golferin nach Hause, lässt schwungvoll die Jalousie herunter und dabei steht eine Stuhllehne im Weg, die Jalousie nimmt Schaden, muss repariert werden.

Es folgt ein Telefonat zwischen den beiden Frauen. Und die Golferin – der Schaden beläuft sich auf einen niederen dreistelligen Betrag – macht ihrer Fee den Vorschlag, die Haushaltsversicherung bezahlen zu lassen. Die Bedenken, dass sie ja schwarz putze, räumt die Golferin aus. „Das lässt sich regeln. Du warst einfach bei mir zu Besuch.“

Diese Lösung geht der Putzfrau aber gegen den Strich, zumal sie erst kürzlich einen Rohrbruch in ihrer eigenen Wohnung hatte. Sie wollte die Versicherung nicht anschwindeln.

Daraufhin verlangt die Golferin, dass die Putzfrau die Hälfte des Schadens zu übernehmen hätte, das bedeutet: einen Monat lang ohne Gage putzen. Auf diesen Deal steigt sie ein. Ihrem Mann will sie nichts von dem Vorfall erzählen, weil der ist immer schnell auf der Palme und hätte der Golferin die Meinung gesagt. Das wollte sie vermeiden. Es hätte nichts gebracht.

Also wurde alles so geregelt, wie es die Golferin wollte, die auch als sehr sparsame, ja schon als geizige Frau bekannt war.

Wenige Tage später fuhr sie zu einem Turnier, bei dem sie sich gute Chancen auf einen Spitzenplatz ausgerechnet hatte. Damit sollte sie auch recht behalten. Ihr gelang – zum ersten Mal in ihrer langen Sportlerkarriere und auch als Höhepunkt des Turnieres – ein Hole in one.

Dieser Schlag wurde natürlich nach der Preisverleihug im Clubhaus entsprechend groß gefeiert, was die Golferin jedoch teuer zu stehen kam. Denn lt. Statuten des Golfsvereins hat ein Mitglied nach einem Hole in one alle Turnierteilnehmer des Turniers einzuladen. Das bescherte ihr eine saftige Rechnung. Sie machte dazu ein fröhliches Gesicht, obwohl sie sich dachte, ein Birdy hätte es auch getan.

Die Putzfrau hat nur über Umwegen von dem Hole in one erfahren. Ihre Chefin hat es ihr nicht erzählt.

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Elias Schneitter

Elias Schneitter, geb. 1953, lebt in Wien und Tirol. Zahlreiche Publikationen. Zuletzt der Erzählband „Fußball ist auch bei Regen schön“ (Edition BAES), der Roman „Ein gutes Pferd zieht noch einmal“ (Kyrene Verlag) und der Gedichtband „Wie geht’s“ in der Stadtlichter Presse, Hamburg. Daneben Tätigkeit als Kleinverleger der edition baes (www.edition-baes.com), wo ein Schwerpunkt auf die Veröffentlichung von Literatur aus der US-amerikanischen Subkultur gelegt wird. Schneitter ist Mitbegründer und Kurator beim internationalen Tiroler Literaturfestival „sprachsalz“ (www.sprachsalz.com) in Hall.

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