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Diethard Sanders
Kurze Betrachtung über den Untergang
4. Teil:
Vom verblüffenden Sinn von Untergängen

Wer bei Untergang nur an politische Gebilde denkt, liegt falsch, und also bleibt zum Abschluss dieser viel zu kurzen Auslassung zum Thema noch ein Bereich zu behandeln, der sich ganz besonders drastisch ausmalen lässt: nämlich biologisches Massensterben, oder volkstümlicher gesagt: Katastrophen ähnlich der, die zum Aussterben der Dinosaurier führte.

Dass die Dinosaurier im Zuge eines gar schröcklichen Ereignisses ausgestorben sind, weiß mittlerweile jedes Kind. Ein riesiger Meteorit ist in die Erde hineingerast, und dass so etwas für die Zeugen dieses Ereignisses nicht gesund ist, leuchtet jedem ein. Aussterben á la Keule auf den Kopf und tot. Eigentlich schade um die Dinos. Die Fleischfresser unter ihnen würde man heute anstelle der Bären wieder in heimischen Wäldern ansiedeln.

Doch das war längst nicht die einzige biologische Katastrophe, die es im Verlauf der Erdgeschichte gab. Viel distinkter sind jene Massensterben, bei denen der Planet selbst dafür sorgte, dass wieder einmal so richtig Großreine gemacht wird. Von wegen Mutter Erde, höchstens böse Schwiegermutter aus dem Märchen!

An beliebten Tötungsmitteln standen zur Verfügung: eine kurze aber heftige Eiszeit, extremer Vulkanismus mit allen Folgeerscheinungen oder – besonders geheimnisvoll – Aufbau riesiger sauerstoffloser Wassermassen in den Ozeanen. Kein Grund zur Panik, denkt man sich.

Man würde wohl rechtzeitig bemerken, wenn einem der Gletscher ins Vorzimmer schaut, die Vulkanasche das Hausdach eindrückt oder überall tote Fische herumtreiben. Höchst ungut muss es auf alle Fälle gewesen sein während dieser Massensterben, und unwillkürlich drängen sich bedrohliche Bilder mit düsteren Himmeln auf.

Immerhin, so hat man gelernt, waren diese Massensterben die Voraussetzung, dass die Welt so wurde, wie sie ist, einschließlich uns Menschen. Denn wären die Dinos nicht ausgestorben, wer weiß, ob sich dann überhaupt so etwas wie Primaten und Affen entwickelt hätten, für deren high-end Produkt sich der Mensch hält. 

Also hat auch das sein Gutes gehabt, ja ja. Und das mit dem Klimawandel werden wir auch noch hinkriegen, wär doch gelacht. Und man schaut hinaus in einen blauen Himmel mit pummeligen Kumuluswolken und denkt sich, dass alles eh nicht so schlimm ist.

Aber dann kommt da so ein Öko-Typ daher, ein Biologe oder ähnliches, und behauptet doch glatt, dass ein Massensterben im Gang sei! Hier und jetzt! Wie bitte!? Wohl verrückt geworden, was? Da komm‘ her zum Fenster und schau raus! Wo stirbt da was? Ich seh‘ nichts, und du? Was sagst du?

Dieses Massensterben geht leise vor sich, indem ganz einfach ständig Arten verschwinden. Und wie soll das gehen? Das ist wieder einmal typisch für diese Öko-Freaks! Nur völlig nebulöse Aussagen und ständige Unkenrufe wegen irgendwelcher globaler Bedrohungen. Können die nicht einmal  vernünftige Wirtschaftspolitik machen? Schwafeln von Vernichtung und Zerstückelung von Lebensraum, Pestiziden und sonstigen Umweltgiften. Na schön, dann gibt’s im Sommer eben weniger Mücken. Braucht eh niemand, dieses Krabbelzeug. . .

Und vom Übermorgen des Un-Untergangs aus betrachtet?

. . . ja, es war ein schönes, fast ein sauberes Massensterben, dessen geologische Abfolge in etwa so ausgesehen hat: In einem wenige Millimeter bis wenige Meter dicken Horizont, der weltweit reich an Mikro- und Makroplastik war, örtlich aber auch vor allem Metall- und Betonteile aller Art enthielt, verschwanden auch die zweibeinigen Säugetiere. Es wurde bislang kein Profil bekannt, in dem Knochen und Zähne solcher Säuger eindeutig über der Mikroplastik-Lage gefunden worden wären.

Über dieser Lage folgt ein Niveau, das praktisch frei von Fossilien ist, wenn man von einer einzigen Art winziger Ameisen noch unsicherer taxonomischer Stellung absieht, die gelegentlich auftreten. Je nachdem, an welchem Ort man sich befindet, werden Fossilien erst wieder zwischen etwa 20 bis 100 Meter über dieser fossilienfreien Grenze häufiger. 

Es handelt sich dabei um noch recht kleinwüchsige primitive Vertreter unserer frühen Vorfahren, die Ameisenart Formica supra extinctionis. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass erst das schlagartige Aussterben der zweibeinigen Säugetiere, die zuvor in ungeheuren Mengen den Planeten bevölkert und mit überall feststellbaren Aktivitäten überzogen hatten, dass also erst das Aussterben dieser Säuger den Boden für unsere Evolution und somit das Erscheinen der Krone der Schöpfung, der Super-Ameise Formica sapiens sapiens ermöglichten.

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Diethard Sanders

Diethard Sanders, alias Corvus Kowenzl, kam am 18. Februar 1960 in Hall in Tirol zur Welt und wuchs in Innsbruck auf. Erste Schreibversuche ab 12 Jahren. Der Matura an der HTL für Hochbau in Innsbruck folgten Jahre eines selbstfinanzierten Lebens und Studiums der Geologie an der Uni Innsbruck. Nach einem Doktorats-Studium an der ETH Zürich im Jahr 1994 Rückkehr an die Uni Innsbruck, wo ich mich im Jahr 2000 habilitierte. Trotz der universitären Tätigkeit nie damit aufgehört, vor allem des Nachts Bücher zu lesen, die wenig bis gar nichts mit Geologie zu tun haben.

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