Andreas Niedermann
Die Knallbar Diaries
Folge 11
Neuer Bettler
Lev-André Knallbar, ein nach seinen Angaben sich redlich mühender, aber erfolgloser Autor, landet wider aller Erwartungen und nach zig Ablehnungen von Verlagen einen Mega-Seller (so nach dem Hergang von „Schlafes Bruder“). Titel: Verreckt
Mein Lieblingsbettler ist offenbar weitergezogen, im Spital oder tot. Jedenfalls lässt er sich nicht mehr blicken. Also bin ich gezwungen, einen neuen Favoriten zu ernennen. Könnte man meinen.
Aber warum eigentlich? Vom Gerechtigkeitsstatus her ist das Almosengeben anyway eine heikle Angelegenheit. Wem gebe ich was, wem nicht? Und warum, und warum nicht?
Muss mal Slavoj anrufen, der weiß da sicher was. Das Problem bei Slavoj ist nicht, dass er nichts dazu zu sagen hätte, die Scheiße ist, dass er einfach nicht mehr aufhört zu quatschen. Halt mal die Fresse, Slawe!, sage ich manchmal zu ihm, und dann fasst er sich 7 mal hintereinander an die Nase, schnieft, die Augenlider zucken und dann geht’s weiter im Text.
Also vielleicht doch nicht Slavoj. Den tattrig brötigen Safranski mag ich nicht anrufen, und auch nicht seinen Kumpel Sloterdjik, und schon gar nicht den Philodarsteller Precht oder gar Edi Finger, ich meine Juli Zeh.
Muss wohl selber damit klar kommen. Wie mit dem Rest auch.
Etwas ist mir aufgefallen: Es gibt Bettler und Bettlerinnen, die ihren Becher immer gleich leeren, was bedeutet, dass jeder Kunde in einen kleinen Abgrund starrt.
Andere lassen immer was drin und zeigen uns damit, dass schon andere gespendet haben. Interessant. Mitleid oder Nachahmung?
Wäre ich noch ein pickliger, notgeiler Studi, würde ich meine Doktorarbeit darüber schreiben, über die Bettelei.
Aber zum Glück bin ich Lev-André Knallbar, ein privilegierter, aber ziemlich schlechter Autor (nicht schlechter als die anderen, hey!) mit fett gefülltem Konto und einem wasserdichten iPad, mit dem ich meinen Kontostand auch unter der Dusche genießen kann.
Aber Bettler ist auch ein schöner Beruf für junge Leute!
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