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Alois Schöpf
Zurück in die Zukunft
Apropos

Nach 1945 war der Faschismus in unseren Landen besiegt. Nach 1989 implodierte bei unseren östlichen Nachbarn der Traum vom Arbeiterparadies. Und nachdem auch die christlichen Kirchen, bedrängt von Wohlstand und Fortschritt, ihre totalitären Ansprüche zunehmend aufgeben mussten, stand der Hoffnung nichts mehr im Wege, nun sei zumindest in Europa ein Zeitalter von Vernunft, Demokratie und Freiheit angebrochen.

Werch ein Illtum! – hätte da wohl Ernst Jandl gesagt.

Viele Zeitgenossen halten es nämlich nicht aus im kalten Scheinwerferlicht der Wissenschaften, die das Leben in eine Diagnosebesprechung mit unsicherem Ausgang verwandeln.

Sie sehnen sich nach einer neuen Einfachheit, deren erste Bibeln schon vor Jahrzehnten, schön illustriert, unter dem Titel Vom Leben auf dem Lande erschienen sind und den Glauben vermittelten, dass das jenseitige in ein diesseitiges Naturparadies zu transferieren sei.

Wohnen wir nicht gerade der Entstehung einer neuen Religion bei, die davon träumt, Schaf und Wolf, Bär und Mensch müssten wie in den Wimmel-Büchern der Kinder friedlich miteinander auskommen?

Eine Vorstellung, aufgrund derer schon Tausende von Schafen verrecken mussten und nun der erste Mensch getötet wurde. Ganz abgesehen davon, dass durch das Hirngespinst von der heilen Natur die Maßnahmen eines vernunftbasierten Umwelt- und Tierschutzes auf eine gespaltene Gesellschaft treffen.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 15.04. 2023

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Christoph Oberleitner

    Schönen Tag Herr Schöpf,
    ich habe gerade ihren Beitrag vom 1.4.2023 gelesen.
    Ein sehr guter Beitrag, zur mangelnden Legitimation von NGOs, die sich selbst als
    „Zivilgesellschaft“ sehen, was sie nicht sind.

  2. Helmut Westermayr

    Ich gehe vollkommen konform mit Ihrem Inhalt. Wolfsrudel und Bären haben in einer bewirtschafteten und touristisch genutzten Alpenregion nichts verloren. Das kann auf lange Sicht nicht gutgehen.
    Schuld an den derzeitigen Tötungsdelikten haben jene Politiker, die der Wiederansiedlung der großen Raubtiere zugestimmt haben. Als Betroffener würde ich die verklagen.

  3. Lisbeth van der Heyde-Haueis

    Sehr geehrter Herr Schöpf,
    auf Ihre Kolumne haben Sie vergangenen Sonntag in der TT bereits eine Antwort von Herrn Dr. Pechlaner bekommen, die ganz in meinem Sinne war.
    Möchte noch hinzufügen, dass es uns Oetztalern in erster Linie um unser MENSCHENRECHT auf FREIEN Zugang zu sauberem Wasser geht !
    Mit der Ableitung von 70%!! und, dass diese Wasserrechte dann gleichzeitig an die TIWAG gehen, kann doch niemand einverstanden sein!!!!!! Also, es muss laut geschrien werden!
    Vielleicht lesen Sie auch die Rede unsres verehrten Bischof Dr. Stecher anlässlich eines Symposiums in Salzburg in 2005 „Wasser – Schatz der Zukunft“.
    Freundlichste Grüße,
    Lese Ihre Kolumnen immer und muss Ihnen oftmals recht geben, aber diesmal….

  4. Fridolin Schranz

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    Für Ihre heutige Kolumne möchte ich mich explizit bedanken, weil es anscheinend in allen Medien nicht mehr opportun zu sein scheint unseren Tourismus als wichtig anzuerkennen.
    Wie von Ihnen angeführt, hat dies zwar der Landesrat Gerber zumindest jetzt einmal versucht, ansonsten hört und sieht man jedoch hier kaum eine Wortmeldung gegen die grünen Meinungsmacher, auch wenn diese nur 10% der Gesamtbevölkerung darstellen und es genug bezahlte Funktionäre gäbe, welche den Tourismus vertreten müssten.
    Es wird wohl so sein, dass die grüne Bewegung anscheinend mehr Zeit hat, um andauernd allen Ihre Sicht der Dinge aufzudrängen, und die Mehrheit eben arbeiten muss, um unseren Lebensstandard zu erhalten.

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