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Alois Schöpf
Wenn Salvini recht hätte?
Apropos

Der italienische Verkehrsminister Matteo Salvini gilt als ganz rechts. Daher ist es auch nicht so schlimm, seine Argumente als eher irrelevant zu betrachten. Zumal dadurch das identitätsstiftende Spiel von den wehrhaften Tirolern fortgesetzt werden kann, auch wenn bei der feierlich unterzeichneten Absichtserklärung, am Brenner ein Slot-System einzuführen, wieder einmal nichts herauszukommen droht.

Außer natürlich noch mehr Verkehr und Staus.

Politische Lösungen erfordern es, den Standpunkt der anderen Seite nicht als unerhört vom Tisch zu wischen. So glaubt man hierzulande unhinterfragt, dass als Beitrag zur EU-weiten Errungenschaft des freien Personen- und Warenverkehrs eine Autobahn genügt, die 60 Jahre alt ist: das ist eine Zeitspanne, in der sich die Mobilität verfünffacht, das Bruttoinlandsprodukt verzwanzigfacht und Österreich zu einem der reichsten Länder der EU geworden ist.

Ist es vor diesem Hintergrund wirklich unerhört, wenn das Ausland es als unfair empfindet, dass die Tiroler meinen, als Beitrag zu auch ihrem unglaublichen Wohlstandsgewinn mit einer Autobahn auszukommen, die, anstatt rechtzeitig durchgehend dreispurig ausgebaut worden zu sein, zu gering dimensioniert und daher ununterbrochen verstopft ist?

Und dass es unredlich ist, mit Blockabfertigung und Fahrverboten darüber hinweg zu täuschen, dass man beim Ausbau der Infrastruktur sträflich hinterher hinkt?

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 22.04.2023

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 9 Kommentare

  1. Josef Astner

    Würde mich mal interessieren wo Sie wohnen! Abseits von Lärm und Abgasen? Es ist schon klar, dass sich alles vervielfältigt hat, aber so kann´s nicht weitergehen! 800tsd LKWs pro Jahr nehmen den Umweg, nur weil der Brenner billiger ist! Und ein reiches Land sollen wir sein, ein Witz! Jetzt ca. 350 Milliarden Schulden, an allen Ecken und Enden fehlt´s ! Medizin, Pflege und und …… Trotzdem ein schönes Wochenende! PS. Bis jetzt war für mich der Name Schöpf etwas Positives! Den anderen Schöpf habe ich auch hochgeschätzt, aber was er mit der Gemnova verbrochen hat! Grüße aus Bananacity mit seiner Wergel Holding!

  2. Walter Pittracher

    SG Herr Schöpf,
    Wieder mal kann ich Ihre Meinung nicht teilen und unkommentiert lassen.
    Schöpf als Wolf im Schafpelz derogiert die Bemühungen des Landes Tirol?!
    Wenngleich zugegeben werden muss, dass man jahrelang zuschaut wie sich die Situation verschärft. Einerseits gehören unsinnige Transporte abgestellt ( Tiertransporte hin und her u.a.), andererseits aber auch Varianten angedacht. Hinein in möglichst vielen Tunnels (siehe Steinacher Initiative). In 20 Jahren werden Autos weitgehend emissionsfrei sein und selbstfahrend durch Tunnels gesteuert werden können, womit eigentlich nur der Lärm als Negativfaktor bleibt. Daher sind Tunnel-Lösungen sinnvoll.

    1. Hans Pöham

      ….. nur die emmisionsfrei-lärmarme Tunnel-Bohrung muss noch Teil der Lösung sein!

  3. Josef Gertl

    Servus
    Mit Begeisterung hab ich deine Kolumne vom Samstag gelesen.
    Nur kurz zur Erklärung: wir haben ein Transportunternehmen mit ca. 50 Mitarbeitern.
    Unsere LKW fahren hauptsächlich Italien – Tirol und innerhalb von Tirol, und sind somit fast ausschließlich für die Tiroler Wirtschaft und Bevölkerung unterwegs.
    Es ist erfreulich, wenn jemand die Situation erkennt, dass die Autobahn in Nord- und auch in Südtirol nicht mehr den heutigen Anforderungen entspricht. Leider wird dies von der Politik ignoriert und der Bevölkerung wird erklärt, dass mit dem Milliardengrab Brenner Basis Tunnel der LKW-Verkehr weniger wird.
    Nur, wie du geschrieben hast: der Wohlstand ist ohne Verkehr nicht aufrecht zu erhalten.
    Ich möchte mich wirklich bei dir bedanken, dass du diese Zeilen geschrieben hast, es ist Balsam auf die geschundene Transportunternehmerseele.
    Hoffentlich kriegst du nicht Denk- und Schreibverbot
    Mach so weiter.
    Danke

  4. Johanna Rotter

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    Es kommt sehr selten vor, dass ich Ihre in den jeweiligen “Apropos‘“ in den Samstagausgaben der TT wiedergegebene Meinung nicht goutiere. Nun gibt es aber einen solchen „Fall“: Ihre Kolumne in der TT vom 22.04.2023 „Wenn Salvini Recht hätte“.
    Schon allein aufgrund der auch hier bereits merkbaren Klimaerwärmung und der zunehmenden Trockenheit im südlichen Europa gehe ich von einem Zusammenhang zum sich weiterhin erhöhenden CO2-Ausstoß der Menschheit aus.
    Und dieser wird nun – nach meiner Meinung glaubhaften wissenschaftlichen Erkenntnissen – u.a. durch den KFZ-Verkehr merklich erhöht. Der wiederum nimmt durch noch breitere Autobahnen zu. Und damit der CO2-Ausstoß – usw. usf……
    Wie sie selbst schreiben, haben sich die Verkehrsbelastungen seit dem Inkrafttreten des freien Personen- und Warenverkehrs vervielfacht.
    Als umso dringender erachte ich, dieses Prinzip ersatzlos zu streichen und dafür eines einzuführen, das sich nach der Umweltbelastung richtet.

  5. Hannes Hofinger

    Lieber Alois
    ich mussssss es loswerden: Dein Beitrag am Samstag und Dein wahnwitziger Traum von einer 10-spurigen Autobahn quer durch Tirol, völlig uninteressant, wie es den Menschen rundherum geht, ist – entschuldige – „KRANK“!
    Trotzdem bleiben wir Freunde.
    Deine Meinung, meine Meinung. Wie Du ja weißt, drücke ich mich gerne pointiert und manchmal aggressiv aus. Heute konnte ich nicht anders.

  6. Hans Pöham

    wenn einmal alle tiroler fließlandschften getunnelt sind, man hohlberge zu folklorezwecken resonant in schwingung versetzen kann, wenn dazu das oberflächenrestwasser im normierten kraftwerksabstand quer verbaut ist, dann muss das, was einst ein besungener kranz von bergen war, beim ersten echten erdbeben in eine von abraumhalden flankierte senke kollabieren. transittunnel werden tageslicht erblicken, lüftungstürme bekommen sauerstoff, das denkmalamt schützt sie als die neuen burgruinen. der baumeister der röhre kann in ihm dann zu zweit wohnen und sitzen. die in bergen schon vergessenen flüsse melden sich samt den aufgelassenen bohrmaschinen an der oberfläche zurück. jedem geretteten magliadrum gibt man einen neuen arbeitsplatz, denn das trumm taugt noch immer für zementbedarf. urtirol wird – beton sei dank – wie phönix aus dem kollaps steinschlagsicher neu errichtet werden können.

  7. Helmut Schiestl

    Eine zweite Autobahn verträgt das Inntal wohl nicht, selbst mit E-Autos wäre das ein ökologischer Wahnsinn! Aber was ich mich im Zusammenhang mit der Transit-Problematik schon länger frage: warum man eigentlich nicht statt des Eisenbahntunnels durch das Wipptal einen Autotunnel gebaut hat, zusätzlich oder statt des Bahntunnels, der womöglich von der Transportwirtschaft nie angenommen wird, wie viele ja jetzt schon prophezeien, und ein Milliardengrab werden könnte. Aber wahrscheinlich hätten das die Berge nicht ausgehalten und wären zusammengebrochen.

  8. Karlheinz Veit

    An den Verkehrs – und Umweltminister Schöpf !
    Völlig Ihrer Meinung – für eine Zweite, vielleicht dritte Autobahn durch unsere zwei Täler! Man kann nie genug Autobahnen haben. Nach uns die Sintflut – und wenn’s dann soweit ist, sind wir eh schon unter der Erd, was kümmerts uns….!
    Aufwiederweinen !

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