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Alois Schöpf
Was soll man nur schenken?
Apropos

Der Christbaum steht vor dem Goldenen Dachl. Bald wird der Weihnachtsrummel losgehen. 

Um selbigem zumindest im privaten Umfeld nicht zum Opfer zu fallen, empfiehlt es sich, rechtzeitig zu überlegen, was man wem zu Weihnachten schenken könnte. Das ist aber leider so problematisch wie nie zuvor.

Seit es nämlich in den neueren Automodellen nicht einmal mehr einen CD-Player gibt, sollte man auf diese Art des früher immer passenden Geschenks verzichten, um sich nicht als ganz von Gestern zu outen. Dies gilt im Zeitalter von YouTube, Netflix und Co ebenso für allfällige DVDs. 

Wie auch in einer Zeit, in der alle in ihr Handy starren, das Lesen trotz gegenteiliger Behauptung der Buchhändler zu einer Tätigkeit von Spezialisten wurde, bei denen man ohne Rückfrage mit einem Buchgeschenk garantiert daneben liegt.

Bleiben also Alkoholika, die man immerhin weiterschenken kann, bis sie einem, wie peinlich, zurückgeschenkt werden, weil inzwischen sogar ergraute Alt-Achtundsechziger immer weniger trinken. 

Mäßig geeignet sind angesichts endemischer Adipositas Bonbonnieren. Aber auch Speck kann angesichts veganer Familienmitglieder den Weihnachtsfrieden trüben.

Das wertvollste Geschenk resultiert derzeit nicht aus dem finanziellen, sondern aus dem intellektuellen Aufwand, der nötig ist, um herauszufinden, was jemandem Freude bereitet. 

Vor diesem Hintergrund scheiden Gutscheine als No-Gos aus.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 11.11.2023

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

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