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Alois Schöpf
Im Jahr des Drachen
Apropos

Diesen Samstag beginnen in China die Neujahrsfeiern. Alle versuchen nach Hause zu kommen. Dies bedeutet, so weiß es die Süddeutsche Zeitung, 480 Millionen Zugfahrten, 80 Millionen Flüge und 7,2 Milliarden Autofahrten.

Da das kommende Jahr des Drachen laut chinesischer Alltagsmythologie Glück, Reichtum, Güte und Intelligenz verspricht, erhofft sich die chinesische Regierung auch überdurchschnittlich viele Schwangerschaften. Denn in Sachen Geburtenrate herrscht im Reich der Mitte Alarm. Die 1,4 Milliarden umfassende Bevölkerung ist letztes Jahr, wie es unlängst schon kolportiert wurde, um 2 Millionen geschrumpft!

Bei solchen Meldungen reibt man sich als der Grundrechnungsarten Kundiger ebenso die Augen, wie wenn es heißt, der Westen bzw. der weiße Mann seien schuld, wenn afrikanische Staaten wie etwa Niger nicht vom Fleck kommen. Wen wundert es, wenn dort eine Frau sieben Kinder zur Welt bringt. So etwas stemmt nicht einmal die erfolgreichste Wirtschaft. 

Nicht zu vergessen in diesem Zusammenhang Afghanistan, eines der ärmsten Länder der Welt, mit einer ähnlich hohen Geburtenrate.

Aber auch hierzulande wird regelmäßig georgelt, dass wir ohne Zuwanderung aussterben bzw. dadurch die Pensionen in Gefahr sind. Außerdem wird die Frage, ob wir uns eine erfahrungsgemäß ungeregelte und oft auch kulturfremde Zuwanderung überhaupt leisten können, als rechtes Geschwafel abqualifiziert.

Dabei müsste allen sogenannten fortschrittlichen Kräften, denen es um Klima, biologische Landwirtschaft, Renaturierung inklusive Wolf und Bär, um biologische Lebensmittel oder den Schutz der sogenannten Nutztiere geht doch zuerst das Wort “Geburtenkontrolle” einfallen. 

Wenn nämlich allen Menschen auf diesem Planten das Recht zusteht, in einem Wohlstand zu leben wie wir selbst – und weshalb sollte man ihnen das absprechen können? – sind wir zu viele. Nicht nur in Afrika oder China, sondern auch in Europa!

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 10.02.2024

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Hubert Held

    Hallo Alois,
    ja, wir sind zu Viele und wir werden zu schnell immer mehr.
    Seit Langem beschleicht mich die Angst, dass dieser Entwicklung nur mit die Lebensfreude und -qualität einschränkenden Zwangsmaßnahmen zu begegnen ist, und diese werden leider nur mit einem strengen = totalitären System durchzusetzen sein. Ich will nicht Orson Wells spielen, aber solche Grauslichkeiten wie Geburtenkontrolle samt Zwangssterilisierung, Pflicht zur Erstellung von persönlichen Energiekonsum-Erklärungen zur Kontrolle der Zuteilungsquote, Fahrzeug-Verwendungskarte wie im und nach dem Krieg die Lebensmittelkarten und gar noch selbige, Mobilitäteinschränkungen gepaart mit massenhaften Überwachungseinrichtungen, Einschränkung der medizinischen Leistungen für Ältere, Ausgrenzung von Staaten mit explodierenden Geburtenzahlen durch Streichen aller Hilfsleistungen und Zuschüsse. Die Liste ließe sich noch fortsetzen. Im Vertrauen, dass es noch für jedes System willige Helfer gegeben hat, wird es an prügelnden Sheriffs und neugierigen Sittenwächtern nicht fehlen.
    Steht unseren nächsten Nachkommen ein Leben im Ameisenstaat bevor?
    Bis uns bessere Perspektiven einfallen, kann ich nur raten: Pflege in Frieden weiter Deinen Garten, wir werden schon gerade noch durchkommen!
    Hubert

  2. Hans Neuwirt

    Endlich verehrter Herr Schöpf traut sich jemand, DAS Menschheitsproblem, welches schon unser Konrad Lorenz erkannt hatte, anzusprechen. Ja, schlicht und ergreifend, wir sind mit 8 Milliarden zu viele. Da dürften sie in ein Wespennest gestochen haben, das sich gewaschen hat. Danke für ihren Mut und die Coolness.
    Ich wünsche Ihnen alles Gute und beste Gesundheit, damit Sie das Thema noch lange immer wieder zur Sprache bringen.

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