Print Friendly, PDF & Email

Alois Schöpf
Gezüchtete Mörder
Apropos

Zwanzig Jahre lang wartet im bedeutendsten Epos der Antike, in der Odyssee, der Hund auf die Rückkehr seines Herrn. Schon seit damals ist er nicht nur einer der treuesten Gefährten des Menschen, sondern jenes Lebewesen, das von ihm, oft aus Einsamkeit, am meisten geliebt wird und am meisten Liebe zurückgibt.

Zugleich wurde der Hund und wird er teilweise noch immer von den Mächtigen dazu benützt, das Wild zu hetzen und zu stellen, den Besitz zu bewachen, als Bluthund entlaufene Sklaven ausfindig zu machen und vom Polizei- und KZ-Hund bis hin zur Dogge des Unterweltlers Angst und Schrecken zu verbreiten.

Diese Verbindung zur Macht ist auch die Ursache, dass die 3000 gemeldeten Hundebisse pro Jahr in Österreich vom Gesetzgeber als Kavaliersdelikte eingestuft werden, für die meist, wenn überhaupt, die Versicherung zahlt. 

Dies kann soweit führen, dass ein mehrfach vorbestrafter Obdachloser für den Diebstahl von ein paar Essensmarken zu zwei Jahren Haft verurteilt wird, wohingegen eine Hundezüchterin, deren Killermaschine eine Joggerin tot beißt, wahrscheinlich mit einer Bewährungsstrafe davonkommt.

Die Züchtung und Abrichtung von Hunden zur Gewalt an Menschen gehört endlich verboten und streng bestraft. Derlei Sitten aus Zeiten der rohen Gewalt sind einer zivilisierten Gesellschaft nicht würdig. Und bringen zudem die an sich wunderbare Beziehung Mensch – Hund immer wieder in Misskredit.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 14.10.2023

Wenn Ihnen schoepfblog gefällt, bitten wir Sie, sich wöchentlich den schoepfblog-newsletter zukommen zu lassen, und Freundinnen und Freunde mit dem Hinweis auf einen Artikel Ihres Interesses zu animieren, es ebenso zu tun.


Weitere Möglichkeiten schoepfblog zu unterstützen finden Sie über diesen Link: schoepfblog unterstützen

Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Hannes Kinzl

    Sehr geehrter Hr. Schöpf!
    Wiederum haben Sie mit Ihrem APROPOS „Gezüchtete Mörder“ vom 14.10.2023 zu einem wichtigen Thema die richtigen Worte gefunden. Leider sind die Regierenden nicht bereit, ein Problem zu lösen, das eigentlich leicht lösbar ist, wenn man sich nur getrauen würde, eine kleine, aber leider sichtlich auch mächtige Gruppe im Zaum zu halten.
    So wie es keine Rechtfertigung dafür gibt, die Wölfe und Bären nicht zu jagen, die hunderte Schafe und andere Haustiere brutal töten, weil diese Bestien bei uns einfach keinen Platz haben, so gibt es auch keine Rechtfertigung dafür, Hunde zuzulassen, die noch dazu meist in den Händen problematischer Menschen eine Gefahr für andere Menschen darstellen.

Schreibe einen Kommentar