Alois Schöpf
Es wird wieder gespielt!
Die Innsbrucker Promenadenkonzerte unter neuer Leitung und mit neuem Schwung.
Eigenwerbung
Nach 25 Jahren verabschiedete ich mich von den Innsbrucker Promenadenkonzerten mit einem hochkarätigen Programm, um das langfristige Ziel der Veranstaltungsreihe, das bedeutendste Bläserfestival Europas zu werden, noch einmal deutlich zu machen.
Ganz demselben Ziel gewidmet übernahm im folgenden Herbst 2019 der junge Musikpädagoge, Posaunist und Dirigent des Symphonischen Blasorchesters Tirol Bernhard Schlögl die künstlerische Leitung und begeisterte gleich von allem Anfang an auch die Geldgeber des Landes Tirol, der Stadt Innsbruck und vor allem des Tourismusverbandes Innsbruck und seine Feriendörfer mit leidenschaftlichem Engagement, was konkret in einer Steigerung der für dieses niedrigschwellige Festival unabdingbaren Förderungen seinen Ausdruck fand.
Die Vorfreude auf ein mit absoluten Spitzenorchestern aus allen Sparten der Bläsermusik gespickten Spielplan war also groß, umso größer sodann
die Enttäuschung, als die Corona-Pandemie über Europa hereinbrach. Schlögl und der Vorstand der Innsbrucker Promenadenkonzerte zogen rasch die richtigen Schlüsse aus den Erkenntnissen der Wissenschaft und stornierten die Veranstaltungen für 2020 frühzeitig.
Unterstützt durch seine im Veranstaltungsmanagement ausgebildete neue Geschäftsführerin Christiane Mayr blieb Schlögl also nichts übrig, als trotz der massiven Einschränkungen im internationalen Personenverkehr zu versuchen, ein neues Programm auf die Beine zu stellen. Ob ein solches tatsächlich auch realisiert werden konnte, stand bis vor wenigen Wochen noch keineswegs fest.
Auf jeden Fall musste versucht werden, unter weitgehendem Verzicht auf internationale Orchester, deren Reise nach Österreich aufgrund von exzessiven Quarantänebestimmungen nicht möglich war und in vielen Fällen immer noch nicht möglich wäre, und unter Einberechnung der Tatsache, dass auch ein Probenbetrieb in Österreich und seinen Nachbarländern erst wenige Wochen vor Festivalbeginn für Amateurorchester überhaupt erlaubt war, dennoch höchsten Qualitätsansprüchen gerecht zu werden. Ebenso war es aufgrund der Pandemiebestimmungen notwendig, ein eigenes Ticketing-System zu entwickeln, da den Behörden Name und Adresse der Besucher zur allfälligen Rückverfolgung bei Infektionen bekannt sein müssen. Dies alles machte es unmöglich, die bisherige äußerst schlanke Organisationsform der Konzertreihe beizubehalten und konfrontierte das neue Veranstaltungsteam mit sehr zeit- und arbeitsaufwändigen Problemen.
So werden aus Gründen des Infektionsschutzes die Orchester zweimal am Abend dasselbe, leicht verkürzte Programm jeweils um 19:00 Uhr und um 20:30 Uhr darbieten, da eine Vollbestuhlung des Innenhofs der kaiserlichen Hofburg bislang immer noch nicht erlaubt ist. Ebenso wird im Zusammenhang mit dem neuen Ticketing-System ein Eintrittspreis von jeweils 5 € pro Konzert eingehoben. Durch diesen äußerst geringen Betrag wird das übergeordnete Ziel der Niederschwelligkeit, ein breites Publikum an die Kunstmusik heranzuführen, weiterhin nicht aus den Augen verloren.
Trotz all dieser Widrigkeiten ist es Bernhard Schlögl und Christiane Mayr gelungen, einen Spielplan zusammenzustellen, der sich vor allem durch die verstärkte Einbeziehung professioneller Orchester und Ensembles auszeichnet. Grund hierfür ist auch die Tatsache, dass im Profibereich Probenarbeiten bereits länger möglich waren. Ein besonderes Ziel Schlögls ist es jedoch auch, durch einen starken Anteil professioneller Musikerinnen und Musiker endlich den in diesem Fall fast schon unglaublich unbelehrbaren Medienvertretern und Kulturpolitikern begreiflich zu machen, dass Bläsermusik, auch wenn sie eine starke Anbindung an ein hochkarätiges Amateurmusikwesen hat, eine hochkulturelle Leistung darstellt, welche sowohl eine umfangreiche Berichterstattung auf den Kulturseiten als auch Budgetansätze verdienen würde, wie sie etwa für jedes kleinere Avantgarde-Festival oder auch für die Festwochen der Alten Musik in Innsbruck selbstverständlich sind.
So spielen, ganz auf diesen hochkulturellen Aspekt hin zugeschnitten, bei den Innsbrucker Promenadenkonzerten 2021 das Kammerorchester der Münchner Philharmoniker ebenso wie das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck oder das Mozarteumorchester Salzburg. Natürlich dürfen auch im Jahre 2021 nicht europaweit führende Blasorchester wie die Sächsische Bläserphilharmonie unter ihrem neuen Dirigenten, dem Österreicher Peter Sommerer, das Orchester des Niederländischen Zolls unter dem Dirigenten Björn Bus oder etwa die Brassband Treize Étoiles fehlen. Auf besonderes Interesse der Bläsermusikbegeisterten dürften drei weitere Ensembles treffen: Zum einen ist es die Blasmusik der Münchner Philharmoniker, zum anderen Ernst Hutter und seine Egerländer Musikanten, nicht zuletzt aber auch das Ensemble der Bläser der Wiener Symphoniker, welche Mozarts „Gran Partita“ aufführen werden. Dass die Freunde klassischer österreichischer Trachtenmusikkapellen ebenso nicht zu kurz kommen, beweisen die Auftritte der besten Tiroler Blasorchester wie der Stadtmusikkapelle Innsbruck-Wilten, der Swarovski Musik Wattens oder der Stadtmusikkapelle Landeck.
Allein die Aufzählung all dieser Formationen zeigt, wohin die Reise geht und worin das Ziel der Innsbrucker Promenadenkonzerte weiterhin besteht: Mit höchster Qualität bei niederschwelligem Zugang einem breiten Publikum ganz im Stile einer altehrwürdigen österreichischen Tradition bei Freiluftkonzerten, aber auch angelehnt an die Promenadenkonzerte des 19. Jahrhunderts in Paris oder London, die Werke jener Musik näher zu bringen, welche ein zentraler Bestandteil der europäischen Kultur und Identität sind, ein kulturelles Gut, dass nur dann am Leben erhalten bleibt, wenn es auch mit Freude und Genuss von den Menschen rezipiert werden kann und rezipiert wird.
Nähere Informationen und Kartenbestellung zu den Innsbrucker Promenadenkonzerten unter: www.promenadenkonzerte.at