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Alois Schöpf
Die Amtsstube als gute Schule
Apropos

Sosehr ideologische Gräben die drei Herren auch trennen mögen: eines haben Anton Mattle, Georg Dornauer und Andreas Babler gemeinsam: Sie waren vor ihrem Aufstieg in die hohe Politik alle drei erfolgreiche Bürgermeister in ihren Gemeinden.

Vielleicht sollte man in diesem Zusammenhang einmal würdigend in Erinnerung rufen, dass Bürgermeister zu sein das härteste Amt ist, das die Politik bereithält.

Hier geht es nicht darum, die inquisitorischen Fragen eines Armin Wolf zu überstehen oder bei Zeltfesten den Alleinunterhalter zu spielen. Hier geht es um das konkrete Schicksal von Leuten, die man sehr oft persönlich kennt und zu denen man dennoch oft Nein sagen muss.

Es geht um Grundstückswidmungen, Baugenehmigungen, ärztliche Versorgung, Schule, Supermarkt, Wasser und Wohnungen.

Babler kann ein noch so postmarxistischer Träumer sein: In den Interviews, die ich bisher von ihm gehört habe, dominierten, wie auch bei unseren Tiroler Koalitionären, der nüchterne Pragmatismus und die immer wieder uneitle Frage: Wie gehen andere mit einem Problem um? In Dänemark, in Norwegen, in Island?

Man sollte vielleicht Bürgermeister, die es in die hohe Politik verschlägt, nicht voreilig unterschätzen.

Zumindest im Kontakt mit den Bürgern sind sie durch die härteste Schule gegangen, die es überhaupt gibt. Und ganz anders als eine Gemeinde funktioniert der große Staat wahrscheinlich auch nicht.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 17.06.2023

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

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