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Alois Schöpf
Bauern gegen Laborfleisch
Apropos

Die Diskussion hat auch Österreich erreicht, nachdem in Italien bereits ein Verbot des Laborfleischs vorbereitet werden soll, andererseits in der Schweiz über die Zulassung desselben beraten wird. 

Inzwischen sprachen sich auch prominente Vertreter der österreichischen Bauernschaft gegen die Zulassung des aus Stammzellen gezüchteten Ersatzproduktes aus. Sie verweisen dabei auf den hohen Energiebedarf bei seiner Herstellung, unklare gesundheitliche Folgen, die Zerstörung der kleinräumigen Landwirtschaft und die weitere Übernahme der Lebensmittelproduktion durch Konzerne.

All dies sind triftige Argumente, dieser neuen, gewaltigen Revolution in Sachen Ernährung mit äußerster Vorsicht zu begegnen. 

Die Diskussion darüber jedoch von vornherein durch ein Verbot zu beenden, würde nicht nur den Status Österreichs als Lebensmittelproduzent gefährden, sondern das wichtigste Argument weiterhin verdrängen, weshalb das Laborfleisch trotz des Bemühens um das Tier-Wohl unverzichtbar sein wird.

Man muss kein fanatischer Tierschützer sein, um zu wissen, dass die größten Verlierer der Moderne, wie es der Philosoph Peter Sloterdijk formuliert hat, die Tiere als Nutztiere sind. 

Der Mord an diesen unseren fühlenden, Schmerz empfindenden und oft mit Bewusstsein ausgestatteten Mitgeschöpfen zur Befriedigung der Fleischeslust muss als eine schwere Schandtat unserer Zivilisation endlich ein Ende finden.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 18.11.2023

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Johanna Rotter

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    Wieder ein großes DANKE für Ihr „Apropos“ in der TT vom 18.11.2023!
    Vor allem Ihre Aussagen im letzten Absatz spiegeln meine Meinung wider, dass nämlich der grausame MORD an fühlenden „Nutz“-Tieren etwas Entsetzliches ist.
    Welche Menschen sind das, denen das nicht bewusst ist? Beruht deren Nichtwissen und Nicht-Empathie auf Interessenlosigkeit? Oder auf Dummheit beruhender Gefühllosigkeit? Oder auf einer dies begünstigenden Erziehung? Oder auch Narzissmus?
    Ich würde jedenfalls sofort und gerne Laborfleisch essen. Dass dieses verboten werden soll, kann ich nur dem Einfluss der ÖVP zurechnen, die „ihre“ Bauern samt deren tierquälerischer Praktiken schützt.
    Freundliche Grüße und vielen Dank!

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