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Alois Schöpf
Wer braucht noch den ORF?
Apropos

Dem ORF gelingt es seit Jahren, uns einzureden, dass ihn nur jemand aus dem eigenen Haus führen kann. Das Ergebnis ist Verfilzung. Und es gelingt ihm, die viel diskutierte Haushaltsabgabe allein auf sich zu fokussieren und damit die Frage zu verhindern, ob ein josephinischer de facto Monopolrundfunk noch zeitgemäß ist.

Was wir brauchen, ist nämlich nicht ein ORF als Institution, sondern ein der Aufklärung verpflichteter Journalismus fern moralistischer Arroganz. Und wir brauchen niveauvolle und zugleich populäre Produktionen aus der Hoch- und Breitenkultur von Österreichern für Österreich und darüber hinaus für Europa und die Welt.

Um im Internetzeitalter ein solches auch dem Konsumverhalten der jungen Generationen angepasstes Ziel zu erreichen, muss die Medienpolitik vollkommen neu aufgesetzt werden. Und es muss Schluss damit sein, dass Zwangsgebühren für Tatortschrott und verblödete Musikflächen missbraucht werden.

Vielmehr sollten in Zukunft alle heimischen Anbieter, ob Funk, Fernsehen oder Online, ob privat oder öffentlich, denen es gelingt, hochwertige, durch einen Fachbeirat als solche eingestufte Informations-, Bildungs-, Kultur- und Unterhaltungssendungen anzubieten, im Sinne einer medialen österreichischen Identität mit einer Haushaltsabgabe unterstützt werden.

Dazu würden dann auch zwei werbefreie Hörfunkprogramme und ein werbefreies Fernsehprogramm eines verschlankten ORF gehören.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 04.03.2023

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. klaus seirer

    Sehr geehrter Herr Schöpf,
    habe mich öfters über die großteils mangelnde Qualität von ORF Programmen und Sendungen (ZIB, Sport u.a.m.) bei einzelnen Parteien und beim ORF himself beschwert. Rückmeldung gab es leider keine.
    Umso mehr schätze ich Ihren Einsatz, Ihre erfrischend/kritischen Betrachtungen zum Zeitgeschehen und möchte mich bedanken. Hoffe, dass Sie in Ihrem Einsatz nicht erlahmen, Enttäuschungen Sie nicht ermüden und dass Sie doch (ab und an) auch Erfolge verbuchen können.
    Bitte machen Sie so weiter. Ihre Betrachtungen haben eine entsprechende Relevanz im Vergleich zu einem NoName Schreiberling. Es liegt viel im Argen und es wird nicht nachhaltig besser.

    1. Klaus Jenewein

      Sie haben sich also beim ORF (himself?) beschwert?
      Ohne Erfolg?
      Vielleicht lag es daran, dass Sie, so wie ich, ein Noname-Schreiberling sind!

  2. Werner Beck

    Sehr geehrter Herr Schöpf,
    Ihre Vorschläge, ob wir den ORF noch brauchen und dass allenfalls ein unabhängiger Fachbeirat über die Haushaltsabgabe die Medien finanziert und die Programme bewerten soll, kann man zu Recht diskutieren. Doch die Umsetzung wird in „Wien“- was immer Sie da hineininterpretieren – „weggelächelt“!!
    So ist es leider mit besten Ideen.
    Treffend charakterisieren Sie die moralistische Arroganz der diversen Moderatoren, die durch das Redaktionsstatut in ihren persönlichen Meinungen, die sie der Öffentlichkeit täglich servieren, ungestraft Narrenfreiheit genießen.
    Dazu eine „Wortschöpfung“ aus einer ZiB, 19 Uhr 30 vor ca. 14 Tagen, als Putin bei seiner Rede vor 60.000 bezahlten Zuhörern in einem Stadion in Moskau charakterisiert wurde: Als „Putin, der volksnahe FAKER“.
    Da musste ich zuerst nachdenken, ob ich mich nicht verhört habe.
    Einem Verbrecher wie Hitler oder Stalin u.a. so eine Verniedlichung umzuhängen zeigt auch – meiner Meinung nach – die abgehobene Einstellung – aber natürlich auch die unnahbare „Intelligenz“ des ORF-Moderatorenteams!!
    Eine Schande ist es auch, dass es kaum Kultursendungen gibt, was Literatur oder Musik u.ä. betrifft.
    Daher gilt einfach: Den ORF abschalten und umsteigen auf diverse Privatsender, wie ich und viele meiner Freunde es längst tun oder LESEN !!
    Ich erwarte jeden Samstag mit Interesse Ihre Kommentare!!

  3. Friedrich Weyermüller

    Lieber Alois,
    es wird Dich erstaunen von mir eine kurze Stellungnahme zu erhalten.
    Deine Gedanken zum ORF finde ich (nicht nur diese) ausgezeichnet. „Mein Beitrag zahlt sich aus“ ist wohl die dümmste Reklame einer kulturell und intellektuell maroden Institution.
    Die Verfilzung in der personellen Besetzung diverser Abteilungen samt Beteiligung bei Werbeeinnahmen ist haarsträubend.
    Wie schwierig es ist eine notwendige Änderung in Deinem Sinn herbeizuführen, werden wir leidvoll erleben und weiterhin Produktionen mit „Fachkräften“ wie – Silvia kocht – aushalten bzw. ausschalten müssen.
    Mit meinen besten Grüßen

  4. Christian Sigl

    Guten Morgen Herr Schöpf.
    Wieder einmal treffen Sie ins Schwarze. Danke!
    Bleiben Sie uns bitte noch möglichst lange mit Ihren aufgeklärten und unverblümten Kolumnen erhalten. Erfrischend und mahnend zugleich.
    Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

  5. Egon Spiss

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    Ich wollte zu diesem Thema schon selbst einen Leserbrief verfassen. Jetzt haben Sie es wieder einmal treffend formuliert.
    Nachsatz: Ich habe den Eindruck, dass zumindest einige Journalisten (Redaktionen) erkannt haben, dass eine inquisitions-artige Berichterstattung über Politik und PolitikerInnen die Wähler „närrisch“ macht (um das Wort Hass zu vermeiden) oder sie in die Hände der Rechten Heilsversprecher und Verschwörungstheoretiker treibt. Hoffentlich sind Sie nicht nur ein Rufer in der Wüste.

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