Alois Schöpf
Wenn Mutlose schweigen...
Die Demokratie lebt vom Mut. Das beginnt im kleinsten Verein, bei dem jemand Einblick in die Kassabücher verlangt und dafür vom Vorstand scheel angeschaut wird. Und es reicht bis in die hohe Politik, wo die Peinlichkeit besonders grotesk wird, wenn die zu wahrende Einheit der Partei zum Vorwand genommen wird, um sich Zivilcourage zu ersparen.
Da verkündet zuerst der altgediente Landeshauptmann, dass er noch einmal zur Wahl antreten werde, worauf es vor allem unter den Jungen in der Partei gewaltig rumort. Aber passieren tut nichts. Dann sinken die Umfragewerte für die ÖVP ins Bodenlose, worauf derselbe Landeshauptmann, um sich eine Demütigung vor der Pensionierung zu ersparen, plötzlich verkündet, dass er zurücktreten werde, aber bis zum letzten Tag der Legislaturperiode durchdienen möchte. Und wieder passiert nichts.
Zuletzt präsentiert er noch einen Nachfolger, der erst seit einem Jahr in der Landespolitik tätig ist, keine Chance zur Profilierung und damit auf einen einigermaßen erfolgreichen Wahlkampf hat. Alle staunen. Manche sind schlicht und einfach entsetzt. Aber natürlich passiert erneut nichts.
Man muss Günther Platter bewundern, wie gut er seine Pappenheimer kennt und mit welcher Kühnheit er den Charakter von Leuten ausreizt, für die die Show vom couragierten Tiroler Routine ist. Mit der Realität hat dieses Image allerdings wenig zu tun.
Zum Schaden für die Demokratie!
Erschienen in der Tiroler Tageszeitung vom 18.06.2022
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