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Alois Schöpf
Von Mateschitz lernen!
Apropos

Wahrscheinlich ist es eine Alters-Frage: Ich kenn in meinem Bekanntenkreis fast niemanden, dem Red Bull schmecken würde. Ganz abgesehenen davon, dass unsereiner davon drei Nächte lang nicht mehr schlafen könnte.

Damit ist jedenfalls die Behauptung gerechtfertigt, dass, was auch der größte Fan bestätigen wird, Red Bull erstens nicht lebensnotwendig ist und zweitens nicht allen zusagt.

In meiner Jugend hab ich einmal gelernt, dass sich das Gute von allein durchsetzt. Das Gegenteil scheint wahr zu sein: Das mit dem besten Marketing setzt sich durch!

Sonst ist es nicht zu erklären, wie es Mateschitz gelang, mit Red Bull zum reichsten Österreicher zu werden. Er war eben ein Marketinggenie, dem wir neben seinem Getränk mit TV-Sender, Zeitschriften, Hotels und Autorennen Tausende Arbeitsplätze verdanken.

Womit wir in Tirol wären, wo man sich vom großen Verstorbenen etwas abschauen könnte: Denn auch ein Urlaub in Tirol ist wie Red Bull nicht lebensnotwendig. Und schöne Berge, gute Hotels und sogar freundlichere Einheimische gibt es auch bei der Konkurrenz. Und das mit einer besseren Tourismusgesinnung und weniger Gejammer über geldgierige Talkaiser und Overtourism!

Tirol war früher einmal führend in Sachen Tourismus-Marketing. Davon hat man schon lange nichts mehr gehört. Der Tod von Mateschitz erinnert daran, wie wichtig für unser Land und seine wichtigste Branche neue Ideen wären.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 29.10.2022

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Klaus Fankhauser

    Lieber Alois Schöpf,
    vielen dank für das Apropos vom 29.10. – darin sind genau (!) meine Gedanken zu dem Getränk vom Herrn Mateschitz und zu dessen hervorragendem Marketing abgebildet. Auch die geschilderte Situation im Tiroler Tourismus ist meines Erachtens gut skizziert – wir waren hier wirklich lange Zeit Marketingführer (ohne es vielleicht zu wissen).
    Was ich ergänzen möchte – und das ist der eigentliche Grund meines Schreibens – ist, dass es uns in Tirol halt jetzt materiell sehr gut geht, dass wir in Tirol zwischenzeitlich einfach gesättigt sind, wir haben einen Wohlstand erworben, brauchen nicht mehr so für unsere Existenzen zu kämpfen und sind daher auch nicht mehr so hungrig und „lebensgierig“, wie es unsere Vorderen in den Jahren nach dem Krieg bis in die Neunzehnachtziger-Jahre waren. Sie haben im Tourismus gebuggelt und sie haben auch an ihre Ideen geglaubt!
    Damit steht und fällt aber jedes Marketing letztlich: wenn ich nicht mit vollem Einsatz hinter einer Marketingstrategie stehe, wird sie bloß eine leere Floskel/Phrase bleiben und als solche auch recht rasch enttarnt werden. Unglaubwürdigkeit ist die Folge.

  2. Otto Riedling

    Gar so positiv war sein Wirken auch nicht. Mit seiner „“Geldschmeißerei“ hat er zumindest in Fußballszene für Frustration gesorgt.

  3. Gerhard Rohrer

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    Volle Zustimmung zu Ihrer Glosse vom 29.10.2022 .
    Nur ein kleiner, aber wichtiger Zusatz fehlt doch. Sie schreiben : …..Red Bull erstens nicht lebensnotwendig ist und zweitens nicht allen zusagt .
    Es fehlt allerdings der absolut wichtige Zusatz : UND ALLES ANDERE ALS GESUND IST
    Ich wünsche Ihnen noch einen gesunden und erholsamen Sonntag.

  4. Heinz Modlik

    Sehr geehrter Herr Schöpf,
    in der „TT“ vom 29.10. schreiben Sie in Ihrem – sehr lesenswerten – Kommentar auch über die mangelnde „Tourismusgesinnung“:
    Können Sie mir sagen, was das sein soll?
    Was wir nämlich dringender brauchen als eine „Gesinnung“ für einen von vielen Wirtschaftszweigen (von einer, sagen wir Metzger- oder Spenglergesinnung habe ich noch nie gehört), ist eine „Pflegegesinnung“, eine „Frauenschutzgesinnung“, eine „Demokratiegesinnung“!
    Was meinen Sie?
    Schöne Grüße aus Haiming!

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