Alois Schöpf
Keine Macht den Jurys
Apropos
Man kann die Kür von Gregor Bloéb zum Intendanten der Volksschauspiele Telfs kritisieren. Und man kann der Ansicht sein, dass die Gedenkinstallation am Landhausplatz in Innsbruck zur Erinnerung an die braune Entstehungsgeschichte des Gebäudes scheinheilig ist.
Was man jedoch entschieden nicht kritisieren sollte, ist die Möglichkeit von Politikern, den Dreiervorschlag einer Jury lediglich als Bescheinigung für die Kompetenz der Bewerber oder ihrer Werke einzustufen und im Falle auch umzureihen.
Wer schon einmal von einem Ministerium einen Brief bekommen hat, in dem steht, dass eine Jury, anonym natürlich, ein Ansuchen abgelehnt hat, kann ein Lied davon singen, wie heute Willkür und Feigheit getarnt werden.
Und wer weiß, welche Pfeifen fallweise als Juroren über Meister befinden, wünscht sich mehr gebildete und mutige Politiker, die öffentlich ihre Entscheidungen rechtfertigen.
Jurys können zuweilen noch so inkompetent und als Repräsentanten der immer gleichen Seilschaften agieren, solange sie sich im Rahmen der Gesetze bewegen, passiert ihnen nichts.
Politiker hingegen können für allfällige Dummheiten medial zur Rechenschaft gezogen und im äußersten Fall sogar abgewählt werden. Nicht mehr Macht für anonyme Gremien, sondern die Freiheit der Wahl inklusive der Freiheit, dafür kritisiert zu werden, ist daher die Antwort auf Entscheidungen, wie sie in Telfs oder Innsbruck fielen.
Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 23.07.2022
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