Alois Schöpf
Ungeliebte Anpatzer
Apropos

Die Führungsdebatte in der SPÖ überlagert den Ausgang der Kärntner Landtagswahl. Schade. Damit gerät in den Hintergrund, woraus die Parlamentarier lernen könnten.

Es ist nämlich anzunehmen, dass die Herrn Krainer und Hafenecker und die Damen Tomaselli und Krisper sich mit ihren Statements zum sogenannten ÖVP-Korruptionsausschuss nicht auf das hohe Ross der Inquisition geschwungen haben, um ihren Parteien zu schaden. Im Gegenteil: Die ÖVP sollte österreichweit vernichtet und der eigene Wähleranteil vergrößert werden.

Das scheint ordentlich danebengegangen zu sein. Wie ist es sonst zu erklären, dass ein anerkannter SPÖ-Landeshauptmann so viel verlor, die FPÖ im Haider-Land stagnierte, Grüne und Pinke es nicht in den Landtag schafften und die ÖVP sogar einen kleinen Gewinn verzeichnen konnte?

Wer als Ersatzjustiz über seinen politischen Gegner nur Gift und Galle ausschüttet, ohne mit handfesten Tatbeständen aufwarten zu können, dem glauben die Wähler die moralische Selbsterhöhung offenbar nicht. Sie wenden sich voll Grausen ab und haben Mitleid mit dem Opfer.

Vor diesem Hintergrund kann man nur wünschen, dass im von der FPÖ geforderten U-Ausschuss über die Corona-Politik der Regierung nicht versucht wird, nachträglich ein Wurmmittel zu rechtfertigen. Vielmehr gälte es, wenn schon, die größte Krise der letzten Jahrzehnte ehrlich aufzuarbeiten, um daraus für das nächste Mal zu lernen.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 11.03.2023

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Franz Legerer

    Sehr geehrter Herr Schöpf!
    Ich habe Ihre Kolumne Apropos „Ungeliebte Anpatzer“ gelesen. Super geschrieben, bin ganz Ihrer Meinung!
    Mit freundlichen Grüßen!

  2. Thomas Gasser

    Sehr geehrter Herr Schöpf,
    Ihrem Beitrag unter „Apropos“ am SA 11.03.2023 kann ich nur vollinhaltlich beipflichten, es ist die Wahrheit und die Wahrheit schmerzt.
    Die darin namentlich angeführten Personen sind Totengräber unserer demokratischen Ordnung.
    Die Medien, die diese Art des Politikmachens unkommentiert wiedergeben, tragen allerdings auch einen Gutteil dazu bei – jenes, in dem Sie publizieren miteingeschlossen . . .

  3. Josef Pockenauer

    Schönen guten Morgen
    Zu Ihren heutigen Zeilen nur ein schlichtes, dafür umso aufrichtigeres DANKE!

  4. Otto Praxmarer

    Lieber Herr Schöpf,
    gratuliere zu diesem perfekten Artikel in der TT.
    Dies entspricht nämlich wirklich der Realität und die ganzen Extreme – so oder so – bringen am Ende gar nichts.

  5. Franz Allerberger

    Sehr geehrter Herr Schöpf,
    in der Kolumne „Apropos“ vom 11. März schreiben Sie, dass man nur wünschen kann, dass …. nicht versucht wird, nachträglich ein Wurmmittel zu rechtfertigen. Darf ich Sie mit einer Bitte bemühen? Wäre es Ihnen möglich, hinkünftig das altbewährte Humanmedikament Ivermectin nicht mehr als „Wurmmittel“ zu desavouieren? Es ist gegen COVID-19 unwirksam (unabhängig davon dass es in vielen Ländern dafür verwendet wurde/wird). Aus meiner Sicht rechtfertigt der Kampf vieler gegen Herrn Kickl nicht, dass Scabies-Patienten und deren Angehörige schwer verunsichert sind, wenn wir Ärzte Ivermectin bei Scabies verschreiben müssen.

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