Alois Schöpf
Katastrophales Spielzeug


Es gibt wichtige Probleme und dringende. Am wichtigsten ist wahrscheinlich unser Umgang mit dem Klimawandel. Das dringendste resultiert aus der Überlegung, was Adolf Hitler getan hätte, wenn er zuletzt doch noch in den Besitz von Atomwaffen gekommen wäre.

Möglicherweise hätte er, wenn schon nicht die Feinde, das aus seiner Sicht unwürdige Volk der Deutschen zu den Klängen der Götterdämmerung mit in den Untergang gerissen. Womit nur noch die bange Frage bleibt, ob Putin ein Hitler ist, und, sofern nein, der Menschheit eine Galgenfrist gewährt ist.

So unwahrscheinlich es nämlich ist, dass die Regierungen von Staaten mit funktionierenden Parlamenten und einer freien Opposition Atomwaffen einsetzen, so sicher ist es nur eine Frage der Zeit, dass einer jener Irren, die sich die Macht unter den Nagel gerissen haben, dies tun wird, spätestens dann, wenn er, siehe oben, keine Lust hat, alleine unterzugehen.

Wie groß übrigens diese Gefahr selbst für gesicherte Demokratien sein kann, hat nicht zuletzt jener Sturm auf das Kapitol in den USA gezeigt, der sich zuerst als skurrile Live-Show, dann aber doch als gefährlicher Putschversuch herausgestellt hat.

Woraus nur eine Folgerung möglich ist: Will die Menschheit sich vor einem Atomkrieg schützen, muss sie alle Atomwaffen abschaffen. Alle! Sonst ist ihr Untergang, wenn schon nicht ganz, so doch in verheerendem Ausmaß, unausweichlich.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 05.03.2022

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor und Journalist, lebt bei Innsbruck. Alois Schöpf schreibt seit 37 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 28 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Zahlreiche Veröffentlichungen, bei Limbus: Vom Sinn des Mittelmaßes (2006), Heimatzauber (2007), Die Sennenpuppe (2008), Platzkonzert (2009), Die Hochzeit (2010), Glücklich durch Gehen (2012), Wenn Dichter nehmen (2014), Kultiviert sterben (2015) und Tirol für Fortgeschrittene (2017). Zuletzt erschien in der Edition Raetia Bozen gemeinsam mit dem Fotografen und Regisseur Erich Hörtnagl "Sehnsucht Meer, Vom Glück in Jesolo", die italienische Übersetzung wurde zeitgleich präsentiert. Und es erschien, wieder bei Limbus, "Der Traum vom Glück, Ausgewählte Alpensagen". Schöpf ist auch Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte und leitete das erfolgreiche Bläserfestival fünfundzwanzig Jahre lang bis 2019.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Harald Medenus

    Lieber Herr Schöpf,
    leider, leider… leider könnten Sie sowas von recht haben !
    Aber bitte setzen Sie ans Ende solchener Nachricht doch was Erfreuliches ! Bitte !
    Das Dasein könnte sonst wirklich an Freude verlieren !
    Ein helles, freundliches Wochenende wünsch ich Ihnen aus dem Hochtal!

  2. H.W. Valerian

    „Will die Menschheit sich vor einem Atomkrieg schützen“, schreibst du in deinem Blog, „muss sie alle Atomwaffen abschaffen.“
    Ja, eh. Chemische Waffen müssen ebenfalls abgeschafft werden, und biologische, und Streubomben, und Napalm, und weiß der Teufel was noch alles. Darüber sind wir uns alle einig. Und weiter?
    Nimm’s mir bitte nicht krumm. Wir tappen allesamt leicht in die Falle, irgendwelche Dinge ung’schauter zu wiederholen.

  3. Andreas Maislinger

    Lieber Alois,
    die Abschaffung der Atomwaffen ist ein naiver Traum, und selbst wenn er erfüllt werden würde, könnte es dann erst so richtig gefährlich werden. Denn ohne Atomwaffen wären wieder so richtig große Kriege möglich. Diese wurden seit 1945 wahrscheinlich gerade wegen der atomaren Abschreckung nicht geführt. Außerdem, wenn tatsächlich alle Atomwaffen abgeschafft sind, wird sie sich sicher ein Diktator wieder beschaffen und damit die ganze Welt erpressen. Was wir daher realistischerweise anstreben sollten, ist eine Reduktion und eine stärkere Kontrolle der Atomwaffen.

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