Alois Schöpf
Katastrophales Spielzeug


Es gibt wichtige Probleme und dringende. Am wichtigsten ist wahrscheinlich unser Umgang mit dem Klimawandel. Das dringendste resultiert aus der Überlegung, was Adolf Hitler getan hätte, wenn er zuletzt doch noch in den Besitz von Atomwaffen gekommen wäre.

Möglicherweise hätte er, wenn schon nicht die Feinde, das aus seiner Sicht unwürdige Volk der Deutschen zu den Klängen der Götterdämmerung mit in den Untergang gerissen. Womit nur noch die bange Frage bleibt, ob Putin ein Hitler ist, und, sofern nein, der Menschheit eine Galgenfrist gewährt ist.

So unwahrscheinlich es nämlich ist, dass die Regierungen von Staaten mit funktionierenden Parlamenten und einer freien Opposition Atomwaffen einsetzen, so sicher ist es nur eine Frage der Zeit, dass einer jener Irren, die sich die Macht unter den Nagel gerissen haben, dies tun wird, spätestens dann, wenn er, siehe oben, keine Lust hat, alleine unterzugehen.

Wie groß übrigens diese Gefahr selbst für gesicherte Demokratien sein kann, hat nicht zuletzt jener Sturm auf das Kapitol in den USA gezeigt, der sich zuerst als skurrile Live-Show, dann aber doch als gefährlicher Putschversuch herausgestellt hat.

Woraus nur eine Folgerung möglich ist: Will die Menschheit sich vor einem Atomkrieg schützen, muss sie alle Atomwaffen abschaffen. Alle! Sonst ist ihr Untergang, wenn schon nicht ganz, so doch in verheerendem Ausmaß, unausweichlich.

Erschienen in der Tiroler Tageszeitung am 05.03.2022

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Alois Schöpf

Alois Schöpf, Autor, Journalist, Veranstalter, geb. 1950, lebt bei Innsbruck, schreibt seit 41 Jahren in Zeitungen und Zeitschriften, zuletzt seit 34 Jahren in der Tiroler Tageszeitung, pointierte und viel gelesene Kolumnen. Er ist einer der dienstältesten Kolumnisten Österreichs. Nach seiner Tätigkeit als ORF-Fernsehredakteur für Fernsehspiel und Unterhaltung verfasste Schöpf Romane, Erzählungen, Märchenbücher und in den letzten Jahren vor allem Essays zu relevanten gesellschaftlichen Themen. Daneben schrieb er Theaterstücke und vier Opernlibretti. Schöpf war auch als Blasmusikdirigent tätig und ist Gründer der Innsbrucker Promenadenkonzerte, die er 25 Jahre lang bis 2019 leitete. Zuletzt gründete er 2020 das Online-Magazin schoepfblog, an dem 40 renommierte Autorinnen und Autoren mitarbeiten.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Harald Medenus

    Lieber Herr Schöpf,
    leider, leider… leider könnten Sie sowas von recht haben !
    Aber bitte setzen Sie ans Ende solchener Nachricht doch was Erfreuliches ! Bitte !
    Das Dasein könnte sonst wirklich an Freude verlieren !
    Ein helles, freundliches Wochenende wünsch ich Ihnen aus dem Hochtal!

  2. H.W. Valerian

    „Will die Menschheit sich vor einem Atomkrieg schützen“, schreibst du in deinem Blog, „muss sie alle Atomwaffen abschaffen.“
    Ja, eh. Chemische Waffen müssen ebenfalls abgeschafft werden, und biologische, und Streubomben, und Napalm, und weiß der Teufel was noch alles. Darüber sind wir uns alle einig. Und weiter?
    Nimm’s mir bitte nicht krumm. Wir tappen allesamt leicht in die Falle, irgendwelche Dinge ung’schauter zu wiederholen.

  3. Andreas Maislinger

    Lieber Alois,
    die Abschaffung der Atomwaffen ist ein naiver Traum, und selbst wenn er erfüllt werden würde, könnte es dann erst so richtig gefährlich werden. Denn ohne Atomwaffen wären wieder so richtig große Kriege möglich. Diese wurden seit 1945 wahrscheinlich gerade wegen der atomaren Abschreckung nicht geführt. Außerdem, wenn tatsächlich alle Atomwaffen abgeschafft sind, wird sie sich sicher ein Diktator wieder beschaffen und damit die ganze Welt erpressen. Was wir daher realistischerweise anstreben sollten, ist eine Reduktion und eine stärkere Kontrolle der Atomwaffen.

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